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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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bald der letzte Schrei bei der gesamten High Society von Neuengland! Stell dir vor, die fragen sich bei ihren Cocktailparties gegenseitig, ob ihr Haus schon auf Geister untersucht worden ist. Wir könnten der Renner werden!«
    Ich verdrehte die Augen und unterdrückte das Lachen, das mir in die Kehle stieg. Gilley wurde nicht müde, uns ständig den großen Durchbruch vorauszusagen. »Klar, bestimmt. Was gibt’s sonst noch über ihn zu erzählen?«
    »Oh, nicht viel …«, beeilte sich Gilley zu versichern. Ich merkte, dass er etwas verschwieg.
    »Gil.« Ich senkte meine Stimme um eine Oktave. »Raus damit. Was ist mit ihm?«
    »Nichts Schlimmes«, meinte Gilley. »Er hatte nur vor Kurzem ein paar Probleme mit dem Finanzamt.«
    »Steuerhinterziehung?«
    »Ist noch nichts bewiesen. Ich meine, es ist noch keine Anklage erhoben worden …«
    Ich stöhnte auf. »Ich will nicht für einen Kriminellen arbeiten, Gil.«
    »M. J., solange nichts bewiesen ist, ist er nicht schuldig. Lass ihn uns doch erst mal anhören, ja?«
    »Na gut.« Ich seufzte, teilweise wegen des Verkehrs. Ich saß hinter einem glänzend schwarzen Aston Martin fest, einem Auto, das in ungefähr drei Sekunden von null auf hundert beschleunigen konnte. Aber der Typ darin tuckerte vor mir her, fünfzehn Stundenkilometer unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. »Mist«, sagte ich ins Handy.
    »Was ist?«, fragte Gilley.
    »Ich schleiche hier hinterm Batmobil her und kann nicht überholen.« Stöhnend bemerkte ich, dass der Fahrer ein Handy zwischen Kopf und Schulter geklemmt hatte und ins Gespräch vertieft war. »Mann, ich hasse Leute, die beim Fahren telefonieren.«
    »Gutes Argument. Dann mache ich mal Schluss«, sagte Gil.
    »Uh … stimmt. Bis in einer Viertelstunde.« Ich legte auf. Genervt wartete ich auf eine Lücke auf der Gegenfahrbahn, aber momentan widersetzte die Welt sich meinen Wünschen. Immer wieder sah ich zu der Uhr am Armaturenbrett. »Komm schon, du Blödmann«, murmelte ich. »Fahr mal ein bisschen mehr rechts, damit ich um dich rumkomme.«
    Vier Blocks weiter bekam ich endlich Gelegenheit zum Überholen. Während ich aufs Gas trat, fuhr ich das Fenster herunter und schrie: »Mach das Scheiß-Handy aus!«
    Der Mann sah zu mir herüber. Sein ausdrucksloses Gesicht schien zu fragen: Was denn?
    Ich fauchte wortlos, während Doc krächzte: »Mach das Scheiß-Handy aus! Alles Banane!«
    Wir kamen keine Minute zu früh an, und ich preschte mit vollem Schwung ins Büro. »Irgendwann kriege ich deinetwegen noch einen Herzinfarkt«, begrüßte mich ein Mann von ungefähr meiner Größe, mit dichten braunen Locken, gerader Nase und kräftigem Kiefer, deutete auf die Uhr und reichte mir eine Akte.
    »Ich weiß, ich weiß, Gil«, sagte ich und hastete in mein Zimmer. Gerade als ich Doc auf seine Stange gesetzt hatte, hörte ich, wie sich die Eingangstür öffnete und Gilley herzlich sagte: »Guten Morgen! Sie müssen Dr. Sable sein. Freut mich sehr.«
    Leise schloss ich die Tür, warf meine Jacke über den Garderobenständer in der Ecke, setzte mich an den Schreibtisch und schlug die Akte auf. Ein gut aussehender Mann Mitte bis Ende fünfzig starrte mir entgegen, und mit gerunzelter Stirn las ich die Überschrift des Artikels: Erbe eines Millionenvermögens der Steuerhinterziehung verdächtigt. Ich seufzte abgrundtief. »Na super.«
    Ehe ich eine Chance bekam, den Artikel durchzulesen, ging meine Tür auf, und Gilley trat mit ganz verzückter Miene ein. »Himmel, M.}., ist der Typ geil!«
    »Der Doktor?« Ich war etwas verblüfft, denn Gilleys Vorlieben gingen bisher nie über sein eigenes Alter hinaus.
    »Ja! Absolut umwerfend, allererste Sahne! Doc Sahneschnitte.«
    »Doc Sahneschnitte! Doc Sahneschnitte!«, rief Doc begeistert von seiner Stange.
    Ich sah zu dem Papagei hinüber. »Großartig. Das fehlt mir gerade noch.«
    »Wie auch immer, er füllt gerade den Papierkram aus. Ich schicke ihn gleich zu dir rein. Denk dran: Sei höflich! Der Auftrag wäre echt eine Riesenchance!«
    »Ja, ja …« Ich winkte ihm, zu verschwinden.
    Den Rest des Artikels überflog ich nur und nahm mir den nächsten vor, der von Andrew Sables Tod handelte. Er beleuchtete hauptsächlich Sables wirtschaftliche Bedeutung als Schifffahrtsmagnat und kaum den Tod selbst. Offiziell hieß es, es sei Selbstmord gewesen und weitere Untersuchungen seien nicht geplant. Ich lenkte die Aufmerksamkeit auf die nächste Seite, wo in Stichworten das Telefongespräch notiert

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