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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Zimmermädchen heute Abend deine Hilfe brauchen.«
    »Ja, Ma'am.« Melly verschwand durch den Gang.
    »Komm, Betsy.« Mit ihrer Zofe auf den Fersen lief Augusta durch den Korridor und flog die Treppen hinauf in das obere Stockwerk, in dem Clarissa ihr Schlafzimmer hatte.
    Auf dem oberen Treppenabsatz prallte sie fast mit einem unbekannten jungen Mann zusammen, der die schwarze Livree von Graystone mit der silbernen Weste trug. »Wer sind Sie? Ich habe Sie noch nie hier gesehen.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Eure Ladyschaft.« Der junge Mann wirkte fassungslos und verlegen, weil er die Dame des Hauses beinahe umgerannt hatte. Er war sehr muskulös, und die Livree spannte sich auf seinen Schultern. »Ich heiße Robbie. Ich bin vor zwei Tagen als Lakai eingestellt worden, um während der Party auszuhelfen.«
    »Ach so, ich verstehe. Wenn das so ist, dann laufen Sie doch einfach los. In der Küche wird bestimmt Hilfe gebraucht«, sagte Augusta. »Ja, Eure Ladyschaft.« Robbie eilte weiter.
    Augusta lief durch den Gang und blieb vor Clarissas Tür stehen. Sie klopfte laut an. »Clarissa? Was geht hier vor? Machen Sie augenblicklich die Tür auf. Uns bleibt kaum noch Zeit.«
    Die Tür ging langsam auf, und im Türrahmen erschien eine gehetzt wirkende Clarissa, die noch im Morgenmantel war. Sie hatte das Haar, das schon grau wurde, unter einer alten Musselinhaube aufgesteckt. Ihr Mund war zu einem militanten Ausdruck verzogen. »Ich werde nicht nach unten kommen, Madam. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen.«
    »Unsinn, Clarissa. Sie müssen nach unten kommen. Ich werde Sie heute Abend meinem Onkel vorstellen, oder haben Sie das vergessen?«
    »Ich kann unmöglich nach unten kommen und mich Ihren Gästen anschließen. «
    »Es liegt an den Kleidern, nicht wahr? Als sie heute am späten Nachmittag eingetroffen sind, habe ich schon gefürchtet, Sie könnten sich an den Farben stören.«
    Daraufhin begannen Tränen in Clarissas schönen Augen zu funkeln. »Es ist nichts dabei, was ich tragen könnte«, klagte sie.
    »Lassen Sie mich die Kleider ansehen.« Augusta trat vor die Garderobe und öffnete die Tür. Dort hing eine Vielzahl von Kleidern, die alle in den leuchtenden Tönen von Edelsteinen gehalten waren. Es war nichts Schiefergraues oder Dunkelbraunes darunter. Augusta nickte zufrieden. »Genau das, was ich bestellt habe.«
    »Was Sie bestellt haben?« Clarissa war fassungslos. »Madam, ich habe Ihnen gestattet, mich für Ihre Party zu neuen Kleidern zu überreden, obwohl ich, wie Sie wissen, der unerschütterlichen Meinung bin, dass es sich nicht gehört, wenn eine Gouvernante einem solchen Ereignis beiwohnt. Aber ich habe dieser albernen Schneiderin ausdrücklich gesagt, dass ich alles in dunklen, gedämpften Farbtönen haben möchte.«
    »Das sind dunkle Farbtöne, Clarissa.« Augusta betastete lächelnd Seide in einem tiefen Amethystton. »Und Sie werden einfach göttlich darin aussehen. In dem Punkt müssen Sie mir vertrauen. Und jetzt ziehen Sie sich schnell an. Betsy wird Ihnen helfen.«
    »Aber ich kann unmöglich Kleider in solchen leuchtenden Farben tragen«, sagte Clarissa, die in Panik zu geraten schien.
    Augusta sah sie streng an. »Sie müssen sich zwei Dinge merken, Miss Fleming. Das erste ist, dass Sie ein Mitglied der Familie seiner Lordschaft sind, und seine Lordschaft wird von Ihnen erwarten, dass Sie sich für den heutigen Abend angemessen kleiden. Sie wollen den Earl doch nicht in Verlegenheit bringen.«
    »Gütiger Himmel, nein, aber...« Clarissa ließ den Satz mit einem gehetzten Gesichtsausdruck abreißen.
    »Und zweitens müssen Sie sich merken, dass mein Onkel zwar ein Gelehrter ist, aber doch inzwischen einige Jahre in London gelebt hat, und dort hat er sich bei den Frauen aus seinem Bekanntenkreis an einen gewissen Stil gewöhnt, falls Sie verstehen, was ich meine.« Augusta hatte bei dem letzten Satz ein schlechtes Gewissen.
    Sie hatte die dumpfe Ahnung, dass Sir Thomas nicht bemerken würde, ob eine Frau Sackleinen oder Seide trug, aber es konnte trotzdem nichts schaden, wenn Clarissa einen guten Eindruck machte. Und sie wusste, wie wichtig es Clarissa war, Sir Thomas zu beeindrucken. Zu diesem Zeitpunkt ging es Clarissa zweifellos nur um intellektuelle Leidenschaften, aber Augusta hoffte darauf, dass sich zwischen den beiden eine tiefer gehende Beziehung herausbilden würde. Es war nur vernünftig, Clarissa dazu zu bekommen, dass sie sich vorteilhaft kleidete.
    »Ich verstehe.« Clarissa

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