Rendezvous
belustigtes Gesicht. »Man wird nur selten dazu aufgefordert, stehend auf einem Pferd zu reiten.«
Diese Logik ließ Meredith die Stirn runzeln. »Nein, wohl kaum.« Dann strahlte sie wieder. »War es nicht aufregend, als das Pony die Dame gerettet hat?«
»Doch, sehr.«
»Was hat dir am besten gefallen, Papa?«
Harry lächelte bedächtig und richtete den Blick wieder auf Augusta. »Die Kulisse.«
Als die Kutsche vor dem Stadthaus zum Stehen kam, legte Harry eine Hand auf Augustas Arm. »Bleib noch einen Moment, sei so nett.« Er sah Meredith an. »Geh schon ins Haus, Meredith. Augusta kommt gleich nach.«
»Ja, Papa.« Meredith sprang aus der Kutsche und begann, den Lakaien mit Einzelheiten über die spannende Vorstellung, die sie gerade gesehen hatte, zu ergötzen.
Augusta sah Harry fragend an. »Harry?«
Er zögerte und gab sich dann einen Ruck. »Ich fahre weiter, um mich in einem meiner Clubs mit Sheldrake zu treffen.«
»Ich nehme an, es geht um weitere Nachforschungen.«
»Ja. Auf alle Fälle haben wir drei — Sally, Sheldrake und ich — abgemacht, dass wir zu einer viel späteren Nachtzeit eine Konferenz abhalten werden. Wir werden alles besprechen, was wir bisher bei unseren Nachforschungen herausgefunden haben, um zu sehen, ob wir schon Antworten finden können. Wenn du magst, kannst du dich uns anschließen.«
Augustas Augen wurden groß. »0 Harry. Ist das wirklich wahr?«
»Du hast in dieser Angelegenheit auch deine Rechte, meine Liebe. Vielleicht war es ein Fehler von mir, dich auszuschließen.«
»Harry, wie kann ich dir das je danken?«
»Nun, ich... äh.« Harry war überrumpelt, als Augusta die Arme um ihn schlang.
Sie umarmte ihn euphorisch, obwohl die Tür der Kutsche weit offenstand und mindestens ein Stallknecht und ein Lakai schauen konnten. »Um welche Zeit kann ich dich zurück erwarten, Harry?«
»Äh, schätzungsweise um drei Uhr morgens.« Er nahm sachte ihre Arme von seinem Hals, da er wahrnahm, dass sein Körper bereits auf ihre weichen, runden Konturen reagierte. »Sei in der Bibliothek. Wir werden die Abkürzung durch den Garten nehmen.«
»Ich werde dort sein.« Ihr Lächeln war strahlender als die Lichter über der Bühne im Astley's.
Harry wartete, bis sie im Haus war, und dann signalisierte er seinem Kutscher, zu dem Club weiterzufahren, in dem er sich mit Peter verabredet hatte. Als sich das Fahrzeug vom Haus entfernte, versuchte Harry, sich zu vergewissern, dass er richtig handelte, wenn er Augusta Zutritt zum innersten Kern der kleinen Gruppe gestattete, die die Nachforschungen durchführte.
Es mochte sein, dass er das Richtige tat, aber er handelte ganz entschieden wider besseres Wissen. Harry schaute nachdenklich zum Fenster hinaus und nahm ein Gefühl von tiefem Unbehagen in sich wahr.
Peter Sheldrake, der in seiner Hose und einem raffiniert gearbeiteten Rüschenhemd so elegant wie immer wirkte, kam gerade aus dem Kartenzimmer, als Harry den Club betrat. Er trug eine Flasche Bordeaux in der Hand, mit der er Harry fröhlich zuwinkte.
»Oho. Wie ich sehe, hast du die Frivolitäten des Abends überstanden. Komm, trink ein oder zwei Gläser mit mir, und erzähl mir alles über die wundersamen Anblicke, die sich dir im Astley's geboten haben müssen. Ich bin vor ein paar Jahren einmal mit ein paar von meinen Neffen hingegangen. Es hat mich große Mühe gekostet, sie davon abzubringen, sich der Reitertruppe anzuschließen.«
Harry lächelte widerstrebend, als er Peter in eine Ecke des Raumes folgte, in der sie ungestört waren und sich setzen konnten. »Ich hatte Sorgen, ich könnte selbst vor einem ähnlichen Problem stehen. Und ich hatte nicht etwa Angst, nur Meredith an die Bühne zu verlieren.«
»Sieh an«, sagte Peter mit einem spöttischen Grinsen. »Das Dasein als Gräfin von Graystone erscheint Augusta wahrscheinlich ziemlich langweilig im Vergleich dazu, vor einer jubelnden Menge verwegene Reitkünste vorzuführen. Denk an den Applaus. Denk an die Begeisterung des Publikums. Denk an die Herren, die aus den oberen Logen lüstern herunterschauen.«
Harry schnitt eine Grimasse. »Erinnere mich bloß nicht daran. Aber so, wie die Dinge stehen, wird Augustas Leben wohl jetzt etwas aufregender werden.«
»Ach?« Peter trank einen Schluck Bordeaux. »Und wie kommt das? Wirst du ihr erlauben, ohne ein Schultertuch herumzulaufen, das die Dekolletés ihrer Kleider verbirgt? Wie spannend wird das für sie werden.«
Harry bedachte Peter mit einem
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