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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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direkt hinter ihm war, prallte Augusta fast mit Harry zusammen, als er abrupt stehenblieb.
    »Hoppla.« Sie fand das Gleichgewicht wieder. »Harry? Was ist los?«
    »Hier stimmt etwas nicht.« Harrys Stimme war von einer Ausdruckslosigkeit, die Augusta erschreckte, wie nichts anderes sie hätte erschrecken können. Ihr fiel auf, dass er seinen Stock aus Ebenholz auf seltsame Art und Weise in der Hand hielt.
    »Schwierigkeiten?« fragte Peter leise aus dem Dunkel, und jede Spur von Spott war aus seiner Stimme gewichen.
    »Die Hintertür steht auf. Es brennt kein Licht, und von Sally ist nichts zu sehen. Bring Augusta zum Haus zurück. Komm wieder her, sowie du sie im Haus in Sicherheit gebracht hast.«
    »Verstanden.« Peter streckte die Hand nach Augustas Arm aus.
    Augusta wich ihm eilig aus. »Harry, bitte nicht, lass mich mitkommen. Sallys gesundheitlicher Zustand könnte sich ernstlich verschlechtert haben. Vielleicht kommt es daher...« Augusta stieß einen leisen Schrei aus, als ihr Zeh sich im Saum eines Kleides verfing, der unter einem dichten Gebüsch herausschaute. »Oh, lieber Gott, nein. Sally. «
    »Augusta? Was zum Teufel...« Harry machte auf dem Absatz kehrt und kam auf sie zu.
    Augusta war bereits auf den Knien und kroch panisch unter dem dichten Laub herum. »Es ist Sally. 0 Harry, ich weiß, dass sie es ist. Sie muss hier draußen zusammengebrochen sein. Sally! «
    Augusta tastete den Körper der Freundin ab und fummelte an Sallys kostbarem Seidenkleid herum. Augenblicklich waren ihre schwarzen Handschuhe von warmem Blut durchtränkt. Sternenlicht schimmerte matt auf dem Griff des Dolchs, der noch in Sallys Brust steckte.
    »Der Teufel soll seine verfluchte Seele holen.» Harrys Stimme war brutal, als er sich gewaltsam einen Weg durch das Gestrüpp bahnte und neben seiner alten Freundin niedersank. Er tastete nach Sallys Handgelenk und fühlte ihren Puls. »Sie ist noch am Leben.«
    »Jesus Christus.« Peter kam an Sallys Seite. Er starrte den Dolch an und fluchte gleich weiter. »Dieser gottverdammte Halunke.«
    »Sally?« Augusta nahm die schlaffe Hand und war entsetzt darüber, wie kalt sie sich anfühlte. Sally lag im Sterben. So viel stand mit Sicherheit fest.
    »Augusta? Bist du das, meine Liebe?« Sallys Stimme war kaum noch ein Flüstern. »Ich bin so froh. Ich bin ja so froh, dass du hier bist. Es ist nicht angenehm, allein zu sterben, verstehst du. Das ist das einzige, wovor ich mich gefürchtet habe.«
    »Wir sind alle hier, Sally«, sagte Harry leise. »Peter und Augusta und ich. Du bist nicht allein.«
    »Meine Freunde.« Sally schloss die Augen. »So ist es besser. Die Schmerzen sind so schlimm geworden. So schlimm. Ich habe nicht geglaubt, dass ich es noch länger schaffe, versteht ihr. Trotzdem wäre es mir lieber gewesen, es selbst zu tun.«
    Tränen traten in Augustas Augen. Sie umklammerte Sallys Hand so fest, als könnte sie sie durch reine Körperkraft festhalten.
    »Sally, wer war es?« fragte Harry. »Die Spinne?«
    »Oh, ja. Er muss es gewesen sein. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Aber er hat von der Liste gewusst. Gewusst, dass ich sie habe. Ich habe sie vom Koch bekommen.«
    »Von welchem Koch?« fragte Peter behutsam.
    »Vom Koch im früheren Saber Club. Heute morgen habe ich sie von ihm bekommen.«
    »Diese verfluchte Spinne soll der Teufel holen, mit Haut und Haaren«, flüsterte Harry. »Ich werde dafür sorgen, dass er dafür büßt, Sally.
    »Ja, ich weiß, Graystone. Diesmal wirst du ihn schnappen. Ich habe immer gewusst, dass du eines Tages die Rechnung mit der Spinne begleichen wirst.« Sally fing an, grässlich zu husten.
    Augusta hielt die zerbrechliche Hand noch fester, und jetzt rannen Tränen über ihr Gesicht und vermengten sich mit dem Blut ihrer Freundin. Schon einmal hatte sie jemanden in der Form festgehalten und hilflos zugesehen, wie das Leben in einem Körper zu einer winzigen Flamme herunterbrannte, dann flackerte und erlosch. Es gab keine furchtbarere Aufgabe auf Erden als eine solche Wache.
    »Augusta?«
    »Sally, du wirst mir so sehr fehlen«, sagte Augusta durch ihre Tränen. »Du bist mir wirklich eine Freundin gewesen.«
    »Und du bist mir wirklich eine Freundin gewesen, meine liebste Augusta. Du hast mir mehr gegeben, als du je wissen wirst. Und jetzt musst du mich loslassen. Es ist allerhöchste Zeit.«
    »Sally?«
    »Vergiss nicht, das Buch aufzuschlagen, Augusta.«
    »Nein. Ich werde es nicht vergessen.«
    Und dann war Sally tot.

19.

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