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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Augusta immer noch die Zähne zusammenbiss, als er sie wieder in den hell erleuchteten Ballsaal führte.
    Wesentlich später am selben Abend stieg Harry in der St. James Street aus seiner Kutsche und ging die Stufen zu einem gewissen eleganten Etablissement hinauf. Die Tür wurde augenblicklich geöffnet, und er trat schnell in die einmalig behagliche, durch und durch männliche Atmosphäre, die nur ein Club für Herren bieten konnte, der ordentlich geführt wurde.
    Es gab wirklich nichts Vergleichbares, dachte sich Harry, als er in der Nähe des Feuers Platz nahm und sich ein Glas Cognac einschenkte. Kein Wunder, dass Augusta auf die Idee gekommen war, Sally und ihre Freundinnen mit einer Nachahmung eines Clubs in der St. James Street zu amüsieren. Ein Herrenclub war eine Bastion gegen die Welt, eine Zuflucht, ein zweites Zuhause, wo man entweder allein sein oder Gesellschaft finden konnte, je nach Lust und Laune des einzelnen.
    In einem Club konnte sich ein Mann mit Freunden entspannen, an den Tischen ein Vermögen gewinnen oder verlieren oder seine privatesten Angelegenheiten regeln, überlegte sich Harry. Letzteres hatte er persönlich in den vergangenen Tagen wahrhaft zur Genüge betrieben.
    Er war zwar gezwungen gewesen, während des Krieges einen großen Teil seiner Zeit auf dem Kontinent zu verbringen, doch jedesmal, wenn er in London gewesen war, war es sein oberstes Anliegen gewesen, in seine Clubs zu schauen. Und wenn es ihm nicht möglich gewesen war, persönlich auf dem laufenden zu bleiben, dann hatte er dafür gesorgt, dass in den wichtigeren Etablissements ein oder zwei seiner Agenten eine Mitgliedschaft besaßen. Welche geheimen Informationen man in dieser Umgebung an sich bringen konnte, versetzte Harry bis heute in Erstaunen.
    Einmal hatte er in eben diesem Club den Namen eines Mannes erfahren, der für den Tod einer seiner wertvollsten Offiziere im Nachrichtendienst verantwortlich gewesen war. Der Mörder war kurz darauf einem bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen.
    In einem anderen ebenso eleganten Etablissement in der St. James Street war es Harry gelungen, das ganz private Tagebuch einer gewissen Kurtisane zu erwerben. Er hatte gehört, die Dame hätte ihren Spaß daran, die vielen französischen Spione zu empfangen, die während des gesamten Krieges als Emigranten verkleidet über ganz London verteilt gewesen waren.
    Während er dabei gewesen war, den kindisch einfachen Code zu knacken, in dem die Dame ihre Memoiren geschrieben hatte, war Harry erstmals auf den Namen die Spinne gestoßen. Die Frau war umgebracht worden, ehe Harry Gelegenheit gehabt hatte, mit ihr zu reden. Ihre Zofe hatte ihm unter Tränen erklärt, einer der Liebhaber der Kurtisane hätte ihre Herrin in einem Anfall von Eifersucht erstochen. Nein, das fassungslose Mädchen hatte absolut keine Ahnung, welcher der vielen Liebhaber ihrer Arbeitgeberin die Tat begangen haben könnte.
    Der Deckname die Spinne hatte Harry während der Dauer seiner Arbeit für die Krone wie ein Spuk verfolgt. Männer waren in finsteren Gassen mit diesem Namen auf den Lippen gestorben. Briefe von französischen Agenten, in denen es um die geheimnisvolle Spinne ging, waren bei Geheimkurieren gefunden worden, die sie am Leib trugen. Berichte über Truppenbewegungen und Landkarten, von denen man glaubte, sie seien der Spinne zugedacht, waren abgefangen worden.
    Doch schließlich war die Identität des Mannes, in dem Harry von Anfang an seinen persönlichen Gegenspieler auf dem großen Schachbrett des Kriegs gesehen hatte, ein Geheimnis geblieben. Leider fiel es ihm ausgesprochen schwer, mit ungelösten Rätseln zu leben, sagte sich Harry. Er hätte viel dafür gegeben, die Wahrheit über die Spinne zu erfahren.
    Seine Instinkte hatten ihm von Anfang an versichert, dass der Mann Engländer und nicht etwa Franzose gewesen war. Es ärgerte Harry, dass sich der Verräter seiner Entlarvung entzogen hatte. Zu viele gute Agenten und zu viele aufrechte Soldaten waren durch die Spinne ums Leben gekommen.
    »Versuchen Sie, in den Flammen Ihre Zukunft zu lesen, Graystone? Ich bezweifle, dass Sie dort die Antworten finden werden.«
    Harry blickte auf, als Lovejoys gedehnte Stimme ihn aus seinen stillen Überlegungen herausriß. »Ich dachte mir schon, dass Sie früher oder später auftauchen, Lovejoy. Ich wollte mit Ihnen reden.«
    »Ach, wirklich?« Lovejoy schenkte sich einen Cognac ein und lehnte sich dann lässig an den Kaminsims. Er ließ die goldene

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