Rendezvous
zu schätzen wissen, dass du mir das gewaltige Privileg gestattet hast, deine wunderschönen Schenkel zu berühren, meine Süße.«
»Aber ich habe Ihnen nicht erlaubt, sie zu berühren« protestierte Augusta. »Sie haben es einfach getan, ohne mich zu fragen.«
»Und du hast nicht einen Finger gerührt, um mich davon abzuhalten. Du hast mich sogar wirklich äußerst liebevoll geküsst, man könnte sogar schon von bereitwilliger Leidenschaft sprechen, oder etwa nicht?«
»Nein, das habe ich nicht getan, Sir.« Sie machte jetzt den Anschein, gleich in Panik auszubrechen.
Harry zog die Augenbrauen hoch. »Du hast nichts empfunden, als du mich geküsst hast? Das verletzt mich tief. Und es enttäuscht mich bitter, glauben zu müssen, dass du mir so viel gegeben und dabei nichts empfunden hast, weil ich dir nichts geben konnte. Für mich war das ein leidenschaftliches Rendezvous. Ich werde es niemals vergessen.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich nichts empfunden habe. Ich meinte nur, dass das, was ich empfunden habe, nicht gerade liebevoll und leidenschaftlich gewesen ist. Ich bin überrumpelt worden, das ist alles. Mylord, Sie interpretieren diese Situation nicht richtig. Sie hätten diesen Vorfällen keine derart große Bedeutung beimessen dürfen.«
»Soll das heißen, du hast so häufig mitternächtliche Rendezvous, dass du solche intimen Begegnungen nicht mehr ernst nimmst?«
»Ich habe nichts dergleichen gemeint.« Augusta, die jetzt ganz und gar außer sich war, sah ihn finster und unwillig an. »Sie versuchen bewusst, mir das Gefühl zu geben, ich müsste weiterhin mit Ihnen verlobt bleiben, und das nur, weil wir uns auf dem Fußboden Ihrer Bibliothek ein wenig haben mitreißen lassen.«
»Ich habe das Gefühl, dass in jener Nacht gewisse Versprechen gegeben worden sind« sagte Harry.
»Ich habe nichts versprochen.«
»Ich kann dir nicht zustimmen. Ich hatte das Gefühl, du seist ganz entschieden bindende Versprechungen eingegangen, als du mir die intimen Privilegien eines Verlobten gestattet hast. Was hätte ich denn sonst glauben sollen? Du gabst mir jeden erdenklichen Hinweis darauf, dass du mich als Geliebten und als Gatten willkommen heißt.«
»Ich habe keinerlei solche Hinweise gegeben« gab sie matt zurück.
»Ich bitte um Verzeihung, Miss Ballinger. Ich kann mich einfach nicht dazu durchringen zu glauben, dass Sie sich in jener Nacht nur mit mir amüsiert haben. Und ebensowenig können Sie mich davon überzeugen, dass Sie so tief gesunken sind, auf dem Fußboden einer Bibliothek mit den Gefühlen eines Mannes zu spielen. Sie mögen zwar von Natur aus leichtsinnig sein, aber ich weigere mich zu glauben, dass Sie herzlos oder frei von jeder Rücksicht auf Ihre weibliche Ehre sind.«
»Selbstverständlich bin ich nicht frei von jeder Rücksicht auf meine Ehre«, erwiderte sie durch zusammengebissene Zähne. »Wir Ballingers aus Northumberland geben sehr viel auf unsere Ehre. Wir würden darum bis auf den Tod kämpfen.«
»Dann bleibt die Verlobung also bestehen. Wir haben uns jetzt beide gebunden. Wir sind zu weit gegangen. Es gibt kein Zurück mehr.«
Als ein lautes Geräusch zu vernehmen war, schaute Augusta auf ihren Fächer herunter. Sie hatte ihn so fest umklammert, dass die zarten Stäbe geborsten waren. »Verdammter Mist!«
Harry lächelte und streckte die Hand aus, um sie unter ihr Kinn zu legen. Sie hob sofort die langen Wimpern, und er konnte ihren tief besorgten und gehetzten Blick sehen. Er senkte den Kopf und streifte ihre geteilten Lippen mit einem flüchtigen Kuss. »Verlass dich auf mich, Augusta. Wir werden sehr gut miteinander auskommen.«
»Dessen bin ich mir ganz und gar nicht sicher, Mylord. Ich habe mir eine Menge Gedanken darüber gemacht, und ich konnte nur zu dem Schluss kommen, dass wir einen gewaltigen Fehler begehen.«
»Es ist kein Fehler.« Harry hörte die ersten Klänge eines Walzers, die durch die offenen Flügeltüren drangen. »Wirst du mir die Ehre geben, diesen Tanz mit mir zu tanzen, meine Liebe?«
»Ja, ich denke schon« sagte Augusta ungnädig, während sie aufsprang. »Ich habe nicht den Eindruck, dass mir viel anderes übrig bleibt.
Wenn ich mich weigere, werden Sie mir zweifellos erzählen, dass es der Anstand verlangt, den Walzer mit Ihnen zu tanzen, und das nur, weil wir miteinander verlobt sind.«
»Du kennst mich doch«, murmelte Harry, als er ihren Arm nahm. »Mit den Anstandsformen nehme ich es pedantisch genau.«
Ihm war bewusst, dass
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