Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
kommen Sie schon, Miss Ballinger. Wo bleiben denn die Abenteuerlust und der Hang zum Leichtsinn, diese Eigenschaften, die Ihrer Familie allgemein nachgesagt werden? Sie sind doch bestimmt nicht zu furchtsam, um ein kleines spätnächtliches Rendezvous im Haus eines Freundes zu wagen.«
    »Mylord, seien Sie vernünftig.«
    »Oh, ja, das bin ich, meine Liebe. Vernünftig und einsichtig. Ich erwarte Sie übermorgen Nacht um elf. Enttäuschen Sie mich nicht, oder ich werde mich gezwungen sehen, öffentlich bekanntzugeben, dass die letzte der Northumberland-Ballingers ihre Spielschulden nicht begleicht. Denken Sie nur an die Demütigung, Augusta. Und daran, wie leicht sie sich durch einen kurzen Besuch verhindern lässt«
    Lovejoy wandte sich ab und verschwand in der Menge.
    Augusta starrte ihm nach, und ihr Magen rebellierte.
    »Ach, da bist du ja, Augusta«, sagte Claudia, die von hinten auf ihre Cousine zukam. »Sollen wir uns jetzt den Haywoods in ihrer Loge anschließen? Die Vorstellung wird gleich beginnen.«
    »Ja. Ja, natürlich.«
    Edmund Kean war auf der Bühne so fesselnd wie immer, aber Augusta hörte nicht ein Wort von der Darbietung. Sie brachte die gesamte Zeit mit dem Versuch zu, mit der neuen Wendung der Katastrophe zurechtzukommen, die über sie hereingebrochen war.
    Ganz gleich, unter welchem Gesichtspunkt sie die Situation auch betrachtete, es blieb bei der furchtbaren Tatsache, dass Lovejoy schriftlich in der Hand hatte, sie schuldete diesem hassenswerten Mann eintausend Pfund, und er hatte nicht die Absicht, ihr diesen Schuldschein zurückzugeben, es sei denn, sie kompromittierte sich.
    Augusta war leichtsinnig, aber sie war alles andere als naiv. Sie glaubte nicht einen Moment lang, dass Lovejoy mit ihrem spätnächtlichen Besuch keine Absichten verfolgte. Der Mann würde eindeutig mehr als nur eine freundschaftliche Unterhaltung von ihr verlangen.
    Es stand fest, dass Lord Lovejoy kein Gentleman war. Man konnte unmöglich sagen, was er mit ihrem Schuldschein anfangen würde, wenn sie übermorgen nicht bei ihm erschien. Aber sie hatte das furchtbare Versprechen in seinen Augen gesehen. Früher oder später würde er ihren Schuldschein auf heimtückische Art gegen sie verwenden.
    Vielleicht würde er mit ihrem Schuldschein zu Graystone gehen. Augusta schloss die Augen und erschauderte bei diesem Gedanken. Harry würde wütend auf sie werden. Der Beweis ihrer Dummheit würde seine schlimmsten Befürchtungen bestätigen, was ihren Charakter betraf.
    Es würde erniedrigend sein, doch sie konnte Harry die ganze Geschichte gleich erzählen. Er würde äußerst ungehalten über ihr Benehmen sein, ja, sogar entrüstet. Dieser Vorfall würde zweifellos den letzten Anstoß geben, den er brauchte, ihr zu gestatten, die Verlobung zu lösen.
    Bei diesem Gedanken hätte ihr vor Erleichterung schwindeln müssen, aber aus irgendeinem Grund kam es nicht dazu. Augusta zwang sich, diesen Grund näher zu untersuchen. Sie wollte doch gewiss nicht wirklich, dass die Verlobung bestehen blieb. Von Anfang an hatte sie sich gegen diese Vorstellung verwahrt.
    Nein, entschied sie standhaft, es lag nicht daran, dass sie noch glaubte, eine Ehe mit Harry sei eine vernünftige Idee, sondern es kam nur daher, dass sie sich vor ihm nicht demütigen und erniedrigen wollte.
    Sie besaß schließlich ihren Stolz. Sie war die letzte des stolzen, verwegenen und draufgängerischen Zweigs des Ballinger-Clans. Sie würde ihre Ehre verteidigen.
    Auf dem Heimweg in der Kutsche der Haywoods gelangte Augusta zu einem grimmigen Abschluss. Sie musste einen Weg finden, den belastenden Schuldschein an sich zu bringen, ehe Lovejoy Möglichkeiten fand, sie damit in Verlegenheit zu bringen und sie zu demütigen.
    »Wo, zum Teufel, hast du gesteckt, Graystone? Ich habe dich heute Abend auf jedem verdammten Ball und auf jeder Soiree in der ganzen Stadt gesucht. Da bricht diese verfluchte Katastrophe über dich herein, und du sitzt seelenruhig hier in deinem Club und trinkst Bordeaux.« Peter Sheldrake ließ sich in den Sessel fallen, der Harry gegenüberstand, und dann fuhr er fort, unwillig vor sich hinzumurren, während er nach der Flasche griff. »Ich hätte es gleich hier versuchen sollen.«
    »Ja, das hättest du tun sollen.« Harry blickte von den Notizen über Cäsars Feldzüge auf, die er in einem Buch vermerkte. »Ich habe beschlossen, hier noch ein Weilchen Karten zu spielen, ehe ich nach Hause gehe. Wo vermutest du ein Problem, Sheldrake? So

Weitere Kostenlose Bücher