Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
ausgesprochen. Jetzt war es an der Zeit, dass er ihr den Kampf erklärte. Er lief über den Orientteppich, öffnete die Tür der Bibliothek und trat in den gefliesten Korridor hinaus. Er stieg die Treppenstufen mit dem roten Teppich hinauf und lief durch den Gang, der zur Tür von Augustas Schlafzimmer führte.
    Er öffnete die Tür, ohne vorher auch nur anzuklopfen, sondern betrat unangekündigt den Raum.
    Augusta, die an ihrem kleinen vergoldeten Schreibpult saß, schnäuzte sich gerade in ein Spitzentaschentuch. Sie zuckte zusammen, als sich die Tür öffnete und blickte sofort auf. In ihren Augen funkelten Angst, Wut und unvergossene Tränen.
    Die Northumberland-Ballingers sind ein verflucht emotionales Pack , dachte Harry und seufzte innerlich.
    »Was hast du hier zu suchen, Graystone? Falls du gekommen bist, um Richards Gedicht gewaltsam an dich zu bringen, dann kannst du es gleich wieder vergessen. Ich habe es gut versteckt.«
    »Ich versichere dir, es ist höchst unwahrscheinlich, dass du dir ein Versteck ausdenken könntest, das ich nicht fände, wenn ich es darauf abgesehen hätte.« Harry schloss sehr leise die Schlafzimmertür. Seine Füße, die in Stiefeln steckten, waren ein klein wenig gespreizt, als er sich auf den Kampf mit seiner Frau gefasst machte.
    »Drohst du mir etwa?«
    »Nein, keineswegs.« Sie machte einen so jämmerlichen Eindruck und hielt doch mit verzagtem Beben so sehr an ihrem Stolz fest, dass Harry spürte, wie er vorübergehend schwach wurde. »Es muss nicht so zwischen uns sein, Liebes.«
    »Nenn mich nicht so«, fauchte sie ihn an. »Du glaubst ja doch nicht an die Liebe, falls du das vergessen haben solltest.«
    Harry stieß einen tiefen Seufzer aus und lief durch das Schlafzimmer zu Augustas Frisierkommode. Dort blieb er stehen und schaute versonnen auf die verschiedensten Kristallglasbehälter herunter, auf Bürsten mit silbernem Rücken und auf andere frivole, herrlich weibliche Utensilien, die darauf verstreut waren.
    Einen Moment lang dachte er daran, wie sehr er es genoss, wenn er sein Schlafzimmer betrat, die Verbindungstür unangekündigt öffnete und Augusta vor dem Spiegel vorfand. Er mochte es, wenn er sie in einem ihrer Morgenmäntel mit den vielen Rüschen und mit einer absurden kleinen Spitzenhaube auf den kastanienbraunen Locken vorfand. Die Intimität dieser Situation und das Erröten, das sein Erscheinen ausnahmslos auf ihre Wangen zauberte, bereiteten ihm Vergnügen.
    Jetzt hatte sich ihre Einstellung gewandelt, und sie sah in ihm nicht mehr ihren Geliebten, sondern hielt ihn für ihren Feind.
    Harry wandte sich von der Frisierkommode ab und schaute Augusta an, die ihn wachsam und voller Misstrauen musterte.
    »Ich glaube nicht, dass das ein guter Zeitpunkt ist, um über deine Vorstellungen von Liebe zu diskutieren«, sagte Harry.
    »Ach, wirklich nicht? Worüber reden wir dann?«
    »Mir würde es genügen, über deine Vorstellungen von Loyalität zu diskutieren.«
    Sie blinzelte unsicher und schien jetzt noch mehr auf der Hut zu sein. »Wovon sprichst du, Graystone?«
    »An unserem Hochzeitstag hast du mir Loyalität gelobt, Augusta. Oder hast du das so schnell schon wieder vergessen?«
    »Nein, aber...«
    »Und in unserer ersten gemeinsamen Nacht, hier in diesem Schlafzimmer, hast du dort drüben am Fenster gestanden und geschworen, du würdest deine Pflichten als meine Frau erfüllen.«
    »Harry, das ist nicht fair.«
    »Was ist nicht fair? Dich an dein Gelübde zu erinnern? Ich gebe zu, dass ich es nicht für notwendig hielt, es eines Tages tun zu müssen. Ich dachte, du würdest es einhalten, verstehst du.«
    »Aber das ist doch etwas vollkommen anderes«, protestierte sie. »Hier geht es um meinen Bruder. Das kannst du doch bestimmt verstehen.«
    Harry nickte mitfühlend. »Ich verstehe, dass du zwischen deiner Loyalität gegenüber dem Andenken deines Bruders und deiner Loyalität gegenüber deinem Mann zerrissen bist. Das ist eine schwierige Situation für dich, und ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dich in dieses Dilemma gebracht zu haben. Das Leben ist in kritischen Momenten selten einfach oder unparteiisch.«
    »Der Teufel soll dich holen, Harry.« Sie ballte die Hände auf dem Schoß zu Fäusten und sah ihn mit glitzernden Augen an.
    »Ich weiß, wie dir zumute sein muss Und das ist dein volles Recht.
    Ich für meinen Teil entschuldige mich dafür, dass ich dich so rücksichtslos mit meinen Forderungen überfallen habe. Ich bitte dich

Weitere Kostenlose Bücher