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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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vorausgegangen waren.
    Die auffällige Veränderung in der Stimmung aller machte Harry erst so richtig klar, welchen enormen Wandel der Haushalt seit dem Zeitpunkt durchgemacht hatte, zu dem Augusta darüber zu herrschen begonnen hatte.
    Die Hausangestellten, die ihrer Arbeit immer pedantisch und formvollendet nachgegangen waren, hatten seit Augustas Eintreffen begonnen, ihre Pflichten mit einer Heiterkeit zu erfüllen, die Harry vorher nie wahrgenommen hatte. Sheldrakes Bemerkung war ihm wieder eingefallen, Augusta hätte die Angewohnheit, im Umgang mit Bediensteten freundlich zu sein.
    Meredith, diese eifrige Schülerin mit dem etwas steifen Gebaren, der gefügigen Art und der Ernsthaftigkeit eines Gelehrten, malte plötzlich und veranstaltete Picknicks. Ihren schlichten Musselinkleidern schienen in der letzten Zeit überall Rüschen und Bänder gewachsen zu sein. Und sie hatte begonnen, sich begeistert über das Thema von Personen in den Romanen auszulassen, die Augusta ihr vorlas.
    Sogar Clarissa, diese mürrische, nüchterne Frau mit dem untadeligen Charakter, die sich früher einmal ganz und gar ihren Pflichten als Gouvernante geweiht hatte, hatte sich verändert. Harry war sich nicht sicher, was in den wenigen Wochen seit seiner Hochzeit passiert war, aber es bestand kein Zweifel daran, dass Clarissa Augusta gegenüber sichtlich aufgetaut war. Sie war nicht nur aufgetaut, sondern sie wies auch deutliche Anzeichen für das Aufkeimen einer glühenden Leidenschaft auf, was bei einer anderen Frau auf eine Romanze hätte hinweisen können.
    In der letzten Zeit hatte sich Clarissa häufig entschuldigen lassen und war nicht mitgekommen, wenn ein Ausflug geplant war oder wenn sie aufgefordert wurde, sich der Familie nach dem Abendessen im Salon anzuschließen. Statt dessen war sie nach oben geeilt, in ihre Schlafzimmer. Harry hatte den Eindruck gewonnen, dass sie an irgendeinem Projekt arbeitete, doch bislang hatte er gezögert, sich danach zu erkundigen. Clarissa war immer eine enorm verschlossene, unnahbare Frau gewesen, und er hatte ihre Reserviertheit immer respektiert. Schließlich war das gewissermaßen ein Charakterzug der Flemings.
    Harry war ziemlich sicher, dass es in Clarissas eingeengter Welt, die sich auf das Schulzimmer beschränkte, keine Romanze gab, doch der ungewohnte Glanz in ihren Augen hatte ihn außerordentlich neugierig werden lassen. Er führte diese Veränderung auf Augusta zurück.
    Aber in den zwei Tagen, die auf den Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen ihm und Augusta folgten, veränderte sich der ganze Haushalt wieder einmal sichtlich. Es herrschte eine starre und korrekte Atmosphäre. Alle waren übertrieben höflich und förmlich, doch Harry nahm deutlich wahr, dass die Bewohner von Graystone ihm kollektiv die Schuld an der frostigen Stimmung zuschoben.
    Er dachte darüber nach, als er die Treppe zum Schulzimmer im zweiten Stock hinaufstieg. Wenn schon sämtliche Mitglieder des Haushalts geneigt waren, in dem stummen Kampf zweier Willen, den er mit Augusta führte, Stellung zu beziehen, dann lag doch wohl auf der Hand, dass sie sich auf seine Seite hätten schlagen sollen.
    Er herrschte über Graystone, und das Auskommen aller auf dem Anwesen hing von ihm ab. Man hätte meinen sollen, zumindest die Bediensteten und Clarissa seien sich dieses Umstands nur zu klar bewusst.
    Man hätte meinen sollen, Augusta sei sich dessen bewusst.
    Aber es stellte sich immer klarer heraus, dass Augustas Loyalität denen galt, denen ihr Herz gehörte, und sie hatte ihr Herz den Erinnerungen an die Vergangenheit verschrieben.
    Harry hatte die beiden letzten Nächte allein in seinem Bett verbracht und die verschlossene Tür angestarrt, die in Augustas Schlafzimmer führte. Er hatte sich gesagt, seine Frau sei diejenige, die diese Tür öffnen musste, und er war sicher gewesen, dass sie es früher oder später tun würde. Als er jetzt jedoch mit der Aussicht konfrontiert war, eine dritte Nacht allein zu verbringen, begann er, seine Annahme zu hinterfragen.
    Als er den oberen Treppenabsatz erreicht hatte, lief Harry durch den Korridor zum Schulzimmer. Leise öffnete er die Tür.
    Clarissa blickte mit finsterer Miene auf. »Guten Tag, Mylord. Mir war nicht bekannt, dass Sie uns heute Nachmittag aufsuchen wollten.«
    Harry hörte den entschiedenen Mangel an einem warmen Willkommen aus ihrem Tonfall heraus und entschied sich, diesen Umstand zu ignorieren. Er wusste, dass er in der letzten Zeit nirgends im Haus

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