René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
anstrebt, entgegen.
[REF 6] Mittelstürmer: Im Sommer 2007 wechselt Schnitzler zum FC St. Pauli – und will sein Leben dort in Ordnung bringen
Wenige Tage, nachdem er seinen Dienst beim FC St. Pauli angetreten hat, treffen sich die Spieler in »Susis Show Bar«. Der Stripteaseladen in der Großen Freiheit wird später auch ein Separée in der neuen Haupttribüne des FC St. Pauli mieten. Während des Spiels tanzen hier Stripperinnen an der Stange, was von politisch korrekten Fans als sexistisch empfunden und abgelehnt wird. Es ist ein Beispiel dafür, dass der Mythos des FC St. Pauli vom anderen, politisch irgendwie linken Fußballklub sich von der Wirklichkeit unterscheidet.
In dieser Bar findet der traditionelle Mannschaftsabend des FC St. Pauli statt. Höhepunkt der Feier ist das Aufnahmeritual, das jeder neue Spieler über sich ergehen lassen muss. Vorne auf der dunkelroten Drehscheibe, wo die Stripperinnen sich sonst langsam ausziehen, geht es den neuen Profis an die Wäsche. Nach wenigen Griffen tragen sie nur noch Boxershorts. Die fast nackten Tänzerinnen fassen überall hin, zur Abkühlung nutzen sie Eiswürfel. Einer der neuen St. Pauli-Profis, der nicht genannt werden will, nennt den Akt eine versuchte Vergewaltigung. Die anderen reagieren weniger sensibel.
Schnitzler kommt zusammen mit Alexander Ludwig, Filip Trojan und Björn Brunnemann dran. Er amüsiert sich in der Stripbar. »Wir lagen vorne auf der Drehscheibe, unsere besten Teile waren mit Sahne eingesprüht. Die Trainer saßen nur wenige Meter entfernt, schauten zu und unterhielten sich. So hat meine Zeit bei St. Pauli angefangen«, sagt er im Rückblick und grinst. Sein Tacho ist geeicht, auf Höchstgeschwindigkeit.
FERY
Mit kleinen, schmalen Entwürfen braucht René Schnitzler niemand zu kommen, er hat es gern großzügig. Von solchem Zuschnitt ist das Westend Ottensen im Hamburger Westen, eine exklusive Wohnanlage, die den Charme der Gründerzeit versprühen soll. Die Gebäude sind aus weißen Quadern gefertigt, ihre Fassaden ruhen auf runden Säulen. Die Wände der Wohnungen, die hier als so genannte Stadthäuser vermietet oder verkauft werden, reichen fast vier Meter hoch. Im Westend sollen sich neoklassizistischer Stil und höchster Wohnkomfort verbinden. Auch der Mailänder Stararchitekt Antonio Citterio hat an dem Entwurf mitgearbeitet. Auf dem Dach eines Gebäudes ist ein Schwimmbad eingelassen, mit Blick auf das Viertel. Im Westend wohnen Leute mit Geld. In der Tiefgarage parkt auch der weiße Maserati von Romeo Castelen, einem niederländischen Nationalspieler, der beim Hamburger SV engagiert ist. Castelen wohnt nur 15 Meter von Schnitzler entfernt.
Dessen Komfort-Apartment bietet 150 Quadratmeter Wohnfläche und kostet monatlich 2 300 Euro. Als Schnitzler die Höhe der Miete hörte, sein neuer Berater hat ihm die Wohnung besorgt, stutzte er, aber nur kurz. »Ich hab zu ihm gesagt: ›Was? So teuer?‹«, erzählt Schnitzler. Doch der Berater riet zum Einzug, was Preiswerteres finde man nicht. Und Schnitzler überlegte dann auch nicht mehr lange. Entscheidungen hat er noch nie in die Länge gezogen. Außerdem, argumentiert er gegenüber Sara, sei er ohnehin nicht der Typ, der sich in eine kleine Wohnung setze. Dass die Luxusanlage beim Einzug noch nicht fertig gestellt ist, stört ihn nicht.
Sara aber ist skeptisch, die Miete erscheint ihr zu hoch. »Ich hätte lieber nach etwas Günstigerem gesucht, mir hätten auch erst mal ein, zwei Zimmer genügt. Aber René nahm das Erstbeste. Außerdem musste er immer protzen.«
Sara ist 19, für sie ist es die erste eigene Wohnung, und was für eine: Ihr Kinderzimmer in Mönchengladbach-Wickrath tauscht sie gegen eine zweistöckige Maisonettewohnung mit holzverkleideter Terrasse. Da fällt es schwer, Nein zu sagen. Die Fußböden sind aus geweißter Eiche und sowohl mit einer Heizung als auch mit einer Kühlung ausgestattet. Wenn Sara die Treppe hochsteigt, gelangt sie oben durch den Flur in den begehbaren Kleiderschrank. »Ein Mädchentraum«, schwärmt sie heute. Daran grenzt das großzügige Bad mit riesigem Spiegel, ausladender Badewanne und einer Dusche aus türkisfarbenen Mosaiksteinen. Die Waschbecken sind in Holz eingelassen. Dass bei der Planung der Anschluss für die Waschmaschine vergessen worden ist, bemerkt Sara erst später.
Gleich nebenan und schräg über ihnen wohnt zusammen mit seiner Freundin Kiki Schnitzlers Mannschaftskollege Björn Brunnemann. Schnitzler hat ihm
Weitere Kostenlose Bücher