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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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Mit seinen kurzen dunklen Haaren und der randlosen Brille macht er keinen unseriösen Eindruck. Seit seine kleine Tochter zur Welt gekommen ist, hat er an Gewicht zugelegt, wirkt dadurch gemütlich. Doch dann blinzelt Fery immer wieder nervös mit den Augen. »Ich kenne viele Spieler. Wir haben alle das Zocker-Gen in uns«, sagt er. »Aber bei keinem ist es so stark ausgeprägt wie bei René.«
     
    In Leverkusen hat Schnitzler gelernt, dass Geld bei Fußballern schnell den Besitzer wechselt. »Da hatte Geld keinen Wert, deshalb fiel es auch nicht schwer, das zu verspielen. « In Hamburg flutschen ihm die Scheine bald noch schneller durch die Hände. Genügsam leben, Schulden abbauen, sich auf den Fußball konzentrieren – er verwirft die guten Vorsätze.
    Wenn sein Gehalt verbraucht ist, gibt Schnitzler fremdes Geld aus. Am Anfang ist es noch leicht für ihn, sich etwas zu leihen. Dass er bereits hoch verschuldet ist, wissen ja die wenigsten. Er setzt jetzt sogar Geld auf Sportarten, von denen er keine Ahnung hat. »Ich habe auf alles gewettet, was gespielt wurde, und wenn es Volleyball war.«
    Manchmal sitzt Schnitzler bei Fery im Wettbüro und verfolgt auf sechs Bildschirmen live Spiele der europäischen Fußballligen. »Da habe ich mich richtig ausgetobt«, sagt Schnitzler. Oft erhöht er seine Einsätze noch kurz vor dem Anpfiff. »Bei mir haben viele getippt, aber keiner so wie er«, erinnert sich Fery. »Oft hat René mehrere tausend Euro auf einmal gesetzt.« Ständig ändert Schnitzler seine Tipps, und er platziert Live-Wetten: Wer bekommt die nächste gelbe
Karte? Wer schießt den nächsten Eckball? Steht es in der 80. Minute Unentschieden, setzt er schon mal 1 000 Euro auf einen Sieg einer der beiden Mannschaften. Schnitzler ist ein Risikospieler und nicht aufzuhalten. Manchmal tippt er bei Fery an einem Tag für 15 000 Euro. »Ich habe ihn mal gefragt: Warum spielst du so hoch? Das wusste er auch nicht so richtig«, sagt Fery. Schnitzlers Wetten hat er trotzdem angenommen. Fery zuckt mit den Schultern. »Wenn er nicht bei mir gespielt hätte, wäre er woanders hin gegangen. Dann hätte er sein Geld dort verballert.«
     
    Es dauert, bis Sara merkt, wie viel René spielt. Sie arbeitet tagsüber oder geht zu ihren Vorlesungen, danach ist sie häufig mit Sam unterwegs, ihrem Dalmatiner. Sie laufen durch einen Park an der Elbchaussee oder am Elbstrand entlang. Oft schläft sie schon oder schaut fern, wenn Schnitzler zu zocken beginnt. Der pokert nun auch online, parallel an mehreren Tischen, setzt gleichzeitig am Telefon hohe Summen auf Sportwetten. Von einem Taxibetrieb lässt er sich seine geliebten Burger bringen. Mit Essen will er nicht viel Zeit verlieren.
    »Ich habe mit meinen goldenen Kreditkarten eingezahlt, bis die geglüht haben«, erinnert sich Schnitzler. »Tagsüber habe ich dann geschlafen. Oder trainiert. Sara und ich haben uns immer weniger gesehen.«
    Den Zockerblues, der alle Spieler quält, hört Schnitzler regelmäßig, aber er braucht nie lange, um die Melodie zu verdrängen. Hat er verloren, geht es ihm nur solange schlecht, bis er sich neues Geld besorgt hat und weiter spielen kann. Dann sind alle üblen Gedanken verflogen. Seine Post wirft Schnitzler ungeöffnet weg. »Ich hatte bald keinen Überblick mehr, wer alles Geld von mir bekam. Das war mir auch egal.« Bei seiner Bank zeigt man Verständnis
für den Stürmer. Sein Dispo-Kredit wird ohne großes Aufheben auf 50 000 Euro erweitert. »Der Filialleiter meinte, er sei St. Pauli-Fan und bekäme das gedeichselt.« Dass der Filialleiter den Kunden mit dem guten Gehalt noch weiter auspressen will, sagte er nicht.
    Ihr Freund ist süchtig, doch Sara ahnt das nicht. »Klar hat sie mit bekommen, dass ich spiele, auch dass ich viel spiele. Aber dass ich wirklich ein Problem damit hatte, wusste sie nicht. Das wusste ich damals selbst nicht«, sagt Schnitzler. Ein Süchtiger erkennt als Letzter, woran er leidet.
    DER KÖNIG VOM KIEZ
    »Da kommt unser Mittelstürmer«, dröhnt eine Stimme im Zigarettendunst. Am Tisch sitzen sie in einer Runde und sehen sich kurz an. Wenn der Mittelstürmer da ist, bringt Pokern gleich viel mehr Vergnügen und vor allem mehr Profit. René Schnitzler ist in der Hamburger Zockerszene bekannt und gern gesehen. Er gilt als Fisch, Fische werden ausgenommen, von den Haien. Die Haie sind jene Spieler, die das Spiel besser als die meisten beherrschen. Fische gibt es viele, Schnitzler ist einer, allerdings ein

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