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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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wolle weiter machen. Mit dem Geld, einer Vorauszahlung, will er Schnitzler in seine Abhängigkeit bringen. Doch dem bleibt Rooijs Intention nicht verborgen.
Höflich fragt er, ob er mal kurz mit Uli nach draußen gehen dürfe.
    Das Gespräch, das er dann mit Hamanns führte, gibt Schnitzler so wieder:
    Hamanns: »Du kannst das Geld doch auch gebrauchen. Ich weiß doch, wie viele Schulden du hast, und das nicht gerade bei netten Leuten. Ich habe auch noch Schulden zu begleichen. Wir können jetzt nicht einfach aufhören.«
    Schnitzler: »Wie, ich kann jetzt nicht so einfach aufhören? Es hat doch niemand zu entscheiden, was ich mache oder nicht!«
    Hamanns: »Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen.«
    Schnitzler: »Aber du hast doch gesagt, der Typ sei eine Pfeife und Luftpumpe.«
    Hamanns: »Der Paul selber ja. Aber es gibt ja auch noch Hinterleute.«
    Schnitzler: »In was für eine Scheiße hast du mich hier reingeritten?«
    Hamanns: »Lass uns das Geld annehmen, bis zum nächsten Spiel vergeht noch eine Ewigkeit, bis dahin regeln wir schon etwas.«
    So entscheiden Schnitzler und Hamanns, das Geld anzunehmen. Von den 40 000 Euro im Umschlag – 10 000 Euro beträgt der Bonus vom Mainz-Spiel, 30 000 Euro der Vorschuss für das nächste Spiel – gibt Hamanns Schnitzler 24 000 Euro.
    Uli Hamanns, der einen Tag später und ohne Rücksprache mit Schnitzler selbst von den Bochumer Beamten vernommen wurde, beschrieb die Ereignisse exakt so wie Schnitzler. Wer allerdings die Idee hatte und wer wen überzeugen musste, das schilderte er anders als sein Kumpel. Als dann beide im Kommissariat zusammentrafen und von den Kommissaren
aufgefordert wurden, sich zu verständigen und die Widersprüche auszuräumen, einigten sie sich: Die Initiative sei weder allein vom einen noch allein vom anderen ausgegangen. Schnitzler schlitterte also nicht arg- und ahnungslos hinein in diese Angelegenheit. Den Betrug eines Betrügers überlegte er sich zusammen mit seinem Kumpel.
    Und zusammen verfolgen sie die Sache in der neuen Saison auch weiter. Paul Rooij, von dem Hamanns erzählt hat, dass er wegen Drogenschmuggel mal ein paar Jahre in Deutschland gesessen habe und deshalb nicht mehr einreisen dürfe, behandelt sie jetzt wie Komplizen. Das Verhältnis zum Wettpaten wird enger und, befördert durch offene Worte des Niederländers, vertrauter. Rooij lässt sie wissen, dass er regelmäßig in Asien Millionen setzt, für sich und für andere.
    In Asien kann man auf so ziemlich jedes Fußballspiel in Europa wetten, bis tief herunter in Amateur- und Jugendligen. Die Höhe des Einsatzes ist nahezu unbegrenzt, anders als in Deutschland: Hier würde kein Wettbüro eine Wette mit mittlerem sechsstelligem Einsatz halten. Für die großen Geschäfte braucht es in Asien allerdings hervorragende Kontakte. Paul Rooij hat die Kontakte. Er fliegt regelmäßig nach Fernost und trifft die Gesandten der Wettanbieter auch am Flughafen Amsterdam.
    Doch das ist nur ein Grund dafür, dass der Niederländer Rooij zu einer zentralen Figur der Wettmafia in Europa geworden ist. Der andere ist Rooijs Liste, auf der längst nicht nur René Schnitzler steht. »Der sagte uns, er hätte Leute in England in der Premier League, in Belgien auch und in Kroatien. In der Schweiz, sagte er, gehöre ihm eine halbe Mannschaft, der FC Gossau«, erinnert sich Schnitzler. Paul übertreibt nicht, tatsächlich haben Wettbetrüger den Zweitligisten aus der Ostschweiz unterwandert. Nach
einer Reihe manipulierter Spiele werden im Mai 2010 drei gekaufte Spieler auf unbestimmte Zeit gesperrt. Der Pate bleibt unbehelligt.
     
    Mithilfe der Akten der Bochumer Staatsanwaltschaft lässt sich das Bild eines engagierten, umtriebigen und international vernetzten Wettbetrügers zeichnen. Rooij ist bekannt und geachtet in der Szene, seine Kontakte reichen nach Asien, aber auch tief ins Ruhrgebiet, nach Berlin und Nürnberg, von wo aus die bisher verurteilten Wettbetrüger agierten. Mögen Schnitzler, Hamanns und auch andere ihn untereinander wegen seiner äußeren Erscheinung verspotten – alle begegnen Rooij mit Respekt.
    Hamanns und der am Bochumer Landgericht zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilte Tuna Akbulut kennen Rooij seit vielen Jahren, sie haben früher zusammen gezockt, in illegalen Spielhöllen zwischen Duisburg und Dortmund. Jüngere Glücksspieler wie der Lohner Nuri Günnay oder der Nürnberger Marijo Cvrtak stehen ebenfalls mit ihm in Kontakt. Sie wollen mit Rooij ins

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