René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
2011 zu drei Jahren Haft verurteilt. William Bee Wah Lim ist bereits der Prozess gemacht worden, 2007 erhielt er in Frankfurt eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten. Er hatte jahrelang Spiele verschoben und ist inzwischen untergetaucht.
Durch Telefonüberwachung belegbar, so steht es weiter in der Akte für den Dienstgebrauch, sei mindestens ein Transfer von 100 000 Euro Wettgewinn ›vom Chinesen‹ auf ein Konto in den Niederlanden, das Rooij gehöre. Dabei soll es sich um einen Teilbetrag von 220 000 Euro handeln.
Es sind große Summen, mit denen Rooij hantiert. Auch Schnitzler merkt schnell, dass es dem Niederländer nicht nur um ein paar tausend Euro geht.
In gutem Deutsch schildert Rooij den Plan: St. Pauli soll verlieren, am nächsten Samstag in Mainz, je höher, je besser. Rooij fragt, ob Schnitzler im Kader stehe. Schnitzler nickt. Während Rooij weiter redet, überlegt Schnitzler. Es ist das letzte Saisonspiel, Mainz kann noch aufsteigen und muss sich anstrengen. Und für St. Pauli geht es um nichts mehr. Der Spielausgang ist also so gut wie sicher – warum soll man da manipulieren? Und wie überhaupt? Er selbst hat sich ja längst krank schreiben lassen und beim Verein abgemeldet. Das Spiel in Mainz wird ohne ihn stattfinden, genau wie die Abschlussfahrt nach Mallorca, die seine Mannschaft direkt im Anschluss antreten will. Ein paar sorglose Tage am Ballermann kann sich Schnitzler im Moment nicht vorstellen.
An dem Gespräch im Hotel nimmt noch ein Holländer teil, der sich als Danny vorstellt. Über Danny steht nicht sehr viel in dem Dossier: Er soll in Amsterdam ansässig sein, heißt es. An anderer Stelle wird er »unbekannt« genannt. Danny hat blonde Locken, ist weder groß noch klein und etwas jünger als Rooij. Im Strandcafé sagt er nicht viel. Rooij übersetzt für ihn, Danny nickt dann meistens. Auf Schnitzler wirkt das, als gebe er dadurch seine Zustimmung.
Während Hamanns weiter mit Rooij redet und Schnitzler schon wieder im Auto auf dem Parkplatz neben Kosta sitzt, verlässt auch Danny das Hotel. Dann endlich kommt Hamanns und steigt ein. »Läuft«, sagt er nur.
»Wir fuhren dann ein paar Minuten bis zu einer Tankstelle, dorthin kam auch dieser Paul«, erinnert sich Kosta. »Da warteten wir kurz, danach kam auch der andere. Der hatte offenbar das Geld geholt. Ich habe in der Zeit getankt. «
Kosta lenkt den Mercedes zurück nach Mönchengladbach, Schnitzler und Hamanns zählen. Sie sind begeistert über das dicke Bündel frischer 500er-Noten. Rooij hat ihnen 30 000 Euro gegeben.
Als René Schnitzler eineinhalb Jahre später in Bochum zu seinem ersten Treffen mit Rooij befragt wird, haken die Polizeibeamten nach. Sie wollen wissen, warum der Niederländer so erpicht darauf war, einen ohnehin schon ziemlich wahrscheinlichen Sieg, auf den die Wettbüros keine hohe Quote gaben, noch wahrscheinlicher zu machen. Genau das hatte sich Schnitzler an jenem Tag im Mai 2008 auch gefragt, als sie nach Noordwijk fuhren. Im Protokoll der Beschuldigtenvernehmung des Kriminalkommissariats 21 vom 8. Dezember 2010 wird der Dialog zwischen Hamanns und Schnitzler wiedergegeben. Sinngemäß heißt es dort:
[REF 9] Der Wettpate: Vom Niederländer Paul Rooij kassierte Schnitzler rund 100 000 Euro – und sollte dafür Spiele verschieben
Hamanns: »Paul will totale Sicherheit. Er und seine Leute planen, auf Handicap und Übertore zu spielen, und außerdem noch auf Livewette, dass Mainz immer das nächste Tor schießt.«
Schnitzler: »Und was ist, wenn wir ein Tor machen oder wenn wir sogar gewinnen? Das kann ja auch sein. Gibt es dann Palaver mit Paul?«
Hamanns: »Ach, diese Fotze. Da puste ich einmal, da fliegt der um.«
Fünf Tage nach der ersten Begegnung, am 18. Mai 2007, geht der FC St. Pauli mit 1:5 in Mainz unter. Nicht allzu lange nach Abpfiff ruft Uli an. Paul habe sich gemeldet, er sei hoch zufrieden und spendiere 10 000 Euro Bonus.
So einfach ist das also, denkt Schnitzler, der das Geld für den Betrug längst nicht mehr hat und das Spiel in Mainz zu Hause auf dem Sofa gesehen hat. Der erste Deal mit der Wettmafia ist durchgezogen. Er kommt nicht drauf, dass er etwas Unrechtes getan haben könnte.
PAUL UND ST. PAULI
Am Dienstag treffen sie Rooij wieder, erneut im Hus de Duin, in der Lobby. Rooij trinkt Milchkaffee. Er legt einen Briefumschlag auf den Tisch, und als Schnitzler hineinschaut, erkennt er gleich, dass darin mehr als 10 000 Euro stecken. Paul sagt, er
Weitere Kostenlose Bücher