René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
später steigt Schnitzler recht früh am Morgen auf dem Flughafen Amsterdam-Schipohl aus einer Maschine der Lufthansa. Dass Paul ihn herzitiert hat,
hat Schnitzler nicht weiter besorgt. Doch zum ersten Mal trifft er den Paten ohne Uli Hamanns. Im Zockermilieu hat er gelernt, dass man keine Angst haben muss vor Leuten, die aufbrausen und herumschreien. Paul aber spricht ruhig und unaufgeregt, als er Schnitzler abholt und durch die große Halle, eine Rolltreppe hinauf und einen breiten Gang entlang in das Café des Radisson-Hotels leitet. Dort warten außer Danny noch Frank, ein kräftiger Typ mit Glatze, von dem es später heißt, er sei bei den Hells Angels, und zudem ein Mann mit dunklem Haar, der sich Schnitzler als »Mario« und »Spielerberater aus Süddeutschland« vorstellt.
»Was war mit Duisburg?«, fragt Paul. »Ein kleines Risiko besteht immer«, antwortet Schnitzler und denkt, dass der Spielerberater aus Süddeutschland ihn längst durchschaut hat, weil der die deutsche Zweite Liga ja kennen muss. Er weiß nicht, dass es sich bei »Mario« um Marijo Cvrtak handelt, jenen Kroaten aus Nürnberg, der später nach seiner Festnahme umfangreich auch über seine Kontakte zu Paul Rooij aussagen wird.
Paul ist noch immer skeptisch. Er will wissen, warum Schnitzler das Geld, was er bei ihm verdient, nicht gleich wieder bei ihm setzt. »Er meinte, alle seine Spieler täten das, wäre ja auch logisch, die Spieler wüssten schließlich am besten, wie die Spiele ausgingen, und er könne in Asien richtig viel für sie rausholen. Ich hab nur gesagt, dass ich erst noch ein paar Rechnungen bezahlen muss.« Paul wirkt wenig überzeugt, und Schnitzler hat plötzlich Angst, dass das Quartett ihn mitnimmt. Wozu sonst hat Paul diesen Schlägertypen Frank dabei? Schnitzler guckt sich um, sucht Blickkontakt mit dem Kellner. Sie befinden sich auf einem öffentlichen Flughafen, aber was heißt das schon?
Im Rahmen des Wettbetrugsprozesses schilderte auch Marijo Cvrtak das Treffen im Luxushotel. Er berichtet dabei von einem persönlichen Kontakt zwischen ihm und einem St. Pauli-Spieler. Cvrtak war schon am Vorabend angereist, Schnitzler dann am nächsten Morgen in der Frühe erschienen und hatte erstmal mit Paul diskutiert, weil da wohl irgendetwas schief gelaufen war. Danach, so schildert es Cvrtak, habe er sich vorgestellt und Schnitzler nach Details gefragt, etwa wer noch im Boot sei und wie viel Geld man aufbringen müsse. Schnitzlers Antworten seien ziemlich knapp ausgefallen.
Marijo Cvrtak war sich offenbar doch noch mit Paul einig geworden. Gemeinsam planten sie, ein deutsches Zweitligaspiel zu verschieben, eines vom FC St. Pauli. Das Freiburg-Spiel, das Cvrtak vorschlägt, lehnt Schnitzler jedoch mit der Begründung ab, es finde an einem Montagabend statt und werde deshalb live im Fernsehen gezeigt.
Rooij, so schildert es Cvrtak in einer Vernehmung, habe die anderen St. Pauli-Spieler gekannt, persönlich. Sie seien bereits einmal alle bei ihm in Amsterdam gewesen.
Wo liegt die Wahrheit? Viel spricht dafür, dass Rooij hier gegenüber Cvrtak geblufft hat. Offenbar sind weder Schnitzler noch Uli Hamanns noch den Ermittlern der Staatsanwaltschaft Bochum weitere St. Pauli-Spieler bekannt, die zu diesem Zeitpunkt mit Paul Rooij in Kontakt standen.
Schnitzler gab gegenüber den Ermittlern in Bochum an, er habe sich von Cvrtak in die Enge getrieben gefühlt. Der habe alle anderen Spieler kennen lernen wollen, aber diese anderen Spieler habe es ja gar nicht gegeben.
Schnitzler sagt, dass er jetzt leider los müsse, sein Flugzeug starte gleich. Er nickt den Leuten in der Runde zu,
Rooij und Danny, dem Bodyguard Frank und Mario, dem Spielerberater aus Süddeutschland. Dann geht er in Richtung Terminal. Sein Schritt ist zügig. Am liebsten würde er laufen.
Sobald er in Hamburg gelandet ist und das Flugzeug verlassen hat, ruft er Hamanns an, der ihn beruhigt und verspricht, die ganze Sache zu regeln. Am Abend meldet sich Hamanns dann bei Schnitzler. Das Gespräch verläuft in etwa so:
Hamanns: »Ich habe lange mit Paul gesprochen und ihm angeboten, noch ein Spiel zu verschieben. Das wäre dann aber auch die letzte Gelegenheit, hohe Summen zu setzen.«
Schnitzler: »Dann können wir ja nichts anderes machen jetzt, als ihm weiter vorzuspielen.«
Hamanns: »Ja, so ist das.«
Schnitzler geht den Spielplan für die Hinrunde durch, um zu sehen, welches Spiel sich anbieten würde. Er sucht einen guten Gegner, bei dem St.
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