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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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weiter mache. Er nimmt das nächste Auswärtsspiel ins Visier, am 14. Oktober 2008. St. Pauli tritt da in Augsburg an. Als Schnitzler und Hamanns Paul zur Vorbesprechung gegenüber sitzen, diesmal in einem Strandcafé in Scheveningen, haben sie allerdings noch einen Extra-Plan ausgeheckt. Weil ihr Auftraggeber sich so glücklich und zufrieden zeigt, wollen sie diesmal mehr Geld herausschlagen.
    Die Stimmung ist gut an diesem Herbsttag 2008, Rooij freut sich auf die Partie in Augsburg – aus Schnitzlers und Hamanns Sicht eine gute Gelegenheit, 10 000 Euro mehr zu fordern. Diesmal müssten sie für eine Niederlage auch noch St. Paulis Torwart bezahlen, erklären sie. Das sei einfach sicherer, und um Sicherheit gehe es ja schließlich bei der ganzen Angelegenheit.
    Rooij ist einverstanden, und bald darauf fahren sie mit 40 000 Euro zurück ins Rheinland. »Was dann passierte«, sagt René Schnitzler, »kann ich bis heute kaum glauben.«
    Schnitzler verfolgt das Spiel in Augsburg von der Bank aus, und vor 14 200 Zuschauern steht es zur Halbzeit 0:0. In der 49. Minute trifft Marius Ebbers für St. Pauli. Augsburg gleicht aus, doch nur eine Minute später gelingt den
Gästen die erneute Führung. St. Pauli soll jedoch verlieren, so haben es Schnitzler und Hamanns in Holland zugesagt.
    In der 79. Minute schießt Augsburgs Mittelstürmer Michael Thurk das 2:2. Aus Wettbetrügersicht besteht nun noch einmal Hoffnung, doch Schnitzler, der weiterhin auf der Bank sitzt, ärgert sich. »An diesem Sonntagnachmittag in Augsburg war Paul weit weg für mich«, sagt er. »Da habe ich zu meiner Mannschaft gehalten. Ich wollte auch unbedingt noch spielen, wenn wir dann gewonnen hätten, hätte mir das 1 500 Euro Punktprämie gebracht.«
    In der Nachspielzeit bekommt Augsburg einen Freistoß zugesprochen, 26 Meter vor dem Tor. Michael Thurk legt sich den Ball zurecht, doch ein platzierter Schuss gelingt ihm am Ende dieses Spiels nicht mehr. Der Ball fliegt in Richtung Tormitte, direkt auf St. Paulis Torwart Mathias Hain zu. Und flutscht ihm durch die Hände. Es ist die letzte Aktion des Spiels. »Lucky Punch durch Thurk«, schreibt der Beobachter des Sportmagazins »kicker« später über Augsburgs Sieg. »St. Pauli hatte die ersten Auswärtspunkte bereits vor Augen, hatte aber aufgrund eines schlimmen Hain-Patzers in der Nachspielzeit das Nachsehen.« Hain beschwört heute, nichts mit irgendwelchen Wettmanipulationen zu tun zu haben. Und in der Tat finden sich dafür keine Nachweise.
    Dreimal sind mittlerweile Spiele, für die Schnitzler und Hamanns kassiert haben, wie versprochen ausgegangen, und nach Rooijs Extrazahlung für die Torwartbestechung hat der Torwart tatsächlich gepatzt. Dass dies aus purem Zufall geschehen ist, weil Mathias Hain ja offenbar nichts davon wusste, dass einer seiner Mannschaftskameraden Geld für Niederlagen angenommen hat – das kann Rooij wiederum nicht wissen. Der Pate, glaubt Schnitzler, muss ihm jetzt zutiefst vertrauen.

    Schnitzler denkt an seine Schulden, er denkt an die nächsten Partien, er ruft Hamanns an. »Ich habe ihm gesagt, ›komm, das Spiel in Duisburg bieten wir ihm auch wieder an‹. Paul ahnte wirklich nicht, dass das alles bisher immer nur Zufall gewesen war. Er bezahlte uns wieder 40 000 Euro und setzte auf Sieg für Duisburg. Und was passierte? Wir gewannen.« Nach einem Rückstand kann St. Pauli die Partie tatsächlich noch drehen und siegt in Duisburg 2:1. Es dauert nicht lange, bis sich Hamanns meldet. Die Botschaft, die er direkt nach dem Schlusspfiff aus Holland bekommen hat, leitet er gleich an seinen Kumpel weiter: Rooij sei außer sich und stinksauer. Er habe eine Menge Geld verloren.
    Schnitzler schilderte das Gespräch mit Hamanns später bei seiner Vernehmung in Bochum ungefähr in diesem Wortlaut:
    Schnitzler: »Ist doch super so, dann lässt er uns jetzt ja wohl in Ruhe, wenn er uns überhaupt nicht mehr vertraut.«
    Hamanns: »Glaub ich nicht. Einer wie Paul ist auf diese Art nicht fertig mit so einer Sache.«
    Schnitzler: »Aber du hast doch gesagt, Paul wäre eine Luftpumpe!«
    Hamanns: »Aber meinst du, einer wie der, der so viel Kohle hat und solche Einsätze wettet, einer wie der wäre nicht bereit, einem was zu zahlen, damit der dir die Beine bricht oder so?«
    Hamanns schlägt vor, Rooij in Holland aufzusuchen und die Sache zu erklären. Schnitzler ist dagegen, und das teilt Hamanns Rooij dann auch am Telefon mit. Rooij aber bleibt unversöhnlich.
    Wenige Tage

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