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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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zu gewinnen. Da wird oft der Fehler gemacht, dass man kurzfristige Erfolge beim umsatzstärkeren Cash Game auf das Leben und den Lebensunterhalt hochrechnet. Diese Rechnung geht nicht auf. Es dauert lange, bis einen das Talent ernährt. Als Pokerprofi ist man eine Ich-AG, man muss nicht nur das Spiel technisch perfekt beherrschen, man muss emotional resistent sein gegen enorme Gefühlsschwankungen, gegen die ganzen Hochs und Tiefs.«
    Michael Keiner nennt Andreas Krause, einen der wenigen Fußballprofis, die es auch als Pokerprofi geschafft haben. Krause war bei den Stuttgarter Kickers eher ein durchschnittlicher
Spieler, er kickte in der Ersten und Zweiten Liga. Seit 1999 pokert er nur noch und hatte bereits 2008 rund 1,5 Millionen Dollar bei offiziellen Turnieren gewonnen.
    Keiner nennt auch Thomas Brdaric. »Den habe ich 2008 in Las Vegas kennen gelernt, wo wir gemeinsam bei der World Series of Poker angetreten sind. Wir hatten einen Vertrag bei dem selben Sponsor. Brdaric ist ein hervorragender Werbeträger und auch ein cleverer Geschäftsmann. Er hatte damals wegen einer Knieoperation eine Leerlaufzeit als Fußballer und wollte sich beim Pokern etwas nebenbei verdienen. Er ist alles andere als spielsüchtig, er ist keiner, der Tag und Nacht zocken muss. Er ist extrem smart, man kann ihn nicht vergleichen mit all den anderen Fußballern, die durch die Kasinos ziehen. Er hat was auf dem Kasten, wenn es darum geht, sich zu vermarkten. Brdaric ist kein herausragender Pokerspieler, aber auch kein schlechter. Er hat jedoch eine wichtige Kompetenz: Er weiß sich einzuschätzen.«
    Genau das, hat der Pokerprofi Keiner beobachtet, geht den meisten Fußballspielern ab. »Die wollen nicht aufgeben und nicht verlieren. Oft ist ihre Eigenkapitaldecke aber zu dünn, um auch mal eine schlechte Phase zu überstehen.
    Fußballer zieht es immer wieder zum Poker, vielleicht weil sie ein ähnlich ungewöhnliches Leben führen wie Pokerspieler. Man spielt nachts, außerhalb der normalen Arbeitszeiten. Aber man muss wahnsinnig diszipliniert sein als Pokerprofi, man muss wie ein Unternehmer handeln und planen. Wer zu lange in der Pokerbranche ist, dem fällt es schwer, danach eine bürgerliche Karriere zu verfolgen.
    Pokern ist ein unglaublich gefährliches Gebiet. Dafür soll niemand die Karriere wegwerfen als Fußballer, auch nicht in der Zweiten oder Dritten Liga. Denn ganz schnell
landet man sonst als Aushilfskraft bei McDonalds. Wenn man Pokerprofi werden will, ist das oft eine fatale Lebensentscheidung. Man muss wissen, dass 95 Prozent aller Spieler Verlierer sind.«
    Das, sagt Michael Keiner, habe er auch René Schnitzler erklärt.

9
WIEDER ZU HAUSE
    Ist René Schnitzler gescheitert in Hamburg? Er empfindet das nicht so, als er wieder in Mönchengladbach lebt. Aus der Zweiten Liga ist er erstmal raus, das stimmt. Und die Idee, professioneller Pokerspieler zu werden, hat er auch wieder verworfen. »Aber irgendwas geht doch immer«, sagt Schnitzler heute.
    Und da ist ja auch noch Uli Hamanns. Hamanns zockt öfter mal mit einem Mann aus Krefeld, der in den Pokerrunden Softi genannt wird. Softi kennt den Spielerberater Michael Becker. Becker ist einer der Großen der Branche, zu seinen Kunden zählen Michael Ballack und Bernd Schneider, Manuel Friedrich und auch Oliver Neuville. Softi schafft es, einen Termin bei Michael Becker zu bekommen. In Leverkusen treffen sich die beiden, und Becker hört sich an, was Softi zu erzählen hat. Ob er da nicht mitmachen wolle, fragt Softi, Schnitzler suche einen neuen Verein und sei ablösefrei zu vermitteln. Doch Becker ist weder an einer Zusammenarbeit noch an René Schnitzler interessiert.
    Irgendwie schaffen Hamanns und Softi es aber, Kontakt zu Marc Wilmots aufzunehmen. Wilmots, der ein paar Jahre zuvor der Liebling des Schalker Publikums gewesen ist und mit dem Klub 1997 den Uefa-Pokal gewann, berät und vermittelt inzwischen ebenfalls Fußballspieler. In seiner Heimat Belgien ist er besonders gut vernetzt.
    Und so machen sich Schnitzler und Hamanns an einem sonnigen Sommertag auf den Weg nach Sint-Truiden. Die »Voetbalvereniging St. Truiden« spielt in der ersten belgischen Liga, sie hat Schnitzler zum Probetraining eingeladen. Und nicht nur das: Ein Vertrag ist bereits aufgesetzt
und ausgedruckt. Um seine Karriere als Profifußballer fortzusetzen, muss Schnitzler jetzt nur noch einen halbwegs ordentlichen Eindruck auf dem Platz hinterlassen.
    »Während der Fahrt bemerkte ich

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