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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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allerdings, dass der René sich eine richtige Wampe angefuttert hatte«, erinnert sich Uli Hamanns. »Der hatte sonst immer so weite T-Shirts an, da war mir das nicht aufgefallen. Doch dann hat der den Medizin-Check bestanden. Ich habe gefragt: ›Womit hast du den Arzt bestochen?‹ Aber so ist der René, der laviert sich immer irgendwie durch.«
    Schnitzler raucht auch. Er hat in St. Pauli damit angefangen, vor ein paar Monaten, nach dem Spiel in Aachen. »Ich habe es eigentlich gehasst und trotzdem mit ein paar Kollegen mitgeraucht. Warum, weiß ich auch nicht«, sagt Schnitzler.
    Sint-Truiden steckt schon mitten in der Saisonvorbereitung, am nächsten Tag will die Mannschaft in ihr zweites Sommertrainingslager fahren. Uli Hamanns erklärt Marc Wilmots, dass Schnitzler nach seinem Leistenbruch noch einen Trainingsrückstand aufzuholen habe. Er sei erst bei 70 Prozent.
    Das Training beginnt, und nach dem Aufwärmen kündigt der Trainer ein Spiel an, acht gegen acht, dreimal 18 Minuten. Hamanns steht am Platz und schaut zu. »In den ersten 18 Minuten hat René alle nass gemacht, das Niveau konnte der locker halten«, erzählt er. »Die nächsten 18 Minuten schleppte er sich dann schon etwas. Und die dritten«, Hamann lacht, »da war der Abkreider, der mit der Karre die Linien zog, deutlich schneller.«
    Marc Wilmots hat mit dem Manager von St. Truiden abgesprochen, dass Schnitzler nach dem Training ins Hotel fahren solle. Ein Zimmer ist reserviert, abends wolle man dann noch mal sprechen. Doch als Schnitzler geduscht hat,
geht er zu Hamanns und sagt, es sei Zeit zum Aufbruch. »Spinnst du?«, fragt Hamanns. »Im Ernst«, antwortet Schnitzler, »wir fahren. Das bringt doch alles nichts.« Als sie schon wieder fast in Mönchengladbach sind, ruft Marc Wilmots an, mit einer klaren Ansage: Schnitzler brauche nicht wieder zu kommen.
    Wilmots steht jetzt nicht gut da vor dem Verein, mit dem er auch künftig Geschäfte machen will. Aber er hat seinen Humor nicht verloren. »Hör mal«, sagt er zu Hamanns: »Der René ist nicht bei 70 Prozent. Der muss noch 70 Prozent aufholen.«
    FÜNFTE LIGA
    Hamanns und Softi unternehmen noch einen Versuch. Sie wollen Schnitzler bei einem Profiverein unterbringen und dabei auch ein bisschen mitverdienen. Dass es ihrem Schützling an Kondition und körperlicher Form mangelt, haben sie nun kapiert. Softi weiß Rat. Wozu ist er mit einem Fitnesstrainer in Krefeld bekannt, der einen engen Draht zu Walter Hellmich hat, dem Präsidenten des MSV Duisburg? Dieser Coach soll Schnitzler systematisch fit machen, drei Mal die Woche, ein halbes Jahr lang. Und dann als Stürmer beim MSV Duisburg unterbringen. Ein guter Plan ist das, finden Hamanns und Softi.
    »Und was passierte dann?«, fragt Hamanns, der Apfelkuchen ist gegessen, der Kaffee ausgetrunken. »Dann passierte gar nichts. Der René hatte keine Lust. Da hätte er sich ja auch quälen müssen. Da wär es nämlich erstmal nur ums Laufen und ums Abnehmen und um Schnelligkeit gegangen.«

    Die Spielsucht hat von den großen Träumen wenig übrig gelassen, aber Schnitzler gibt sich sorglos. »Dass meine Profikarriere zu Ende sein könnte, daran habe ich damals überhaupt nicht gedacht. Ich war mir sicher, dass ich einen guten Klub finden würde. Aber dann haben alle gesagt: ›Ach, das ist der Chaot.‹ Das war offenbar allgemein bekannt. Ich habe dann sogar in Leipzig abgesagt, weil ich dachte, ich finde noch was Besseres.« In Leipzig versucht der Getränkekonzern Red Bull mit großer finanzieller Kraft, eine Mannschaft im Profifußball zu etablieren.
    Immerhin hält sich Schnitzler für ein paar Tage in Duisburg fit. Dort organisiert die Vereinigung der Vertragsfußballer, eine Art Spielergewerkschaft, jedes Jahr ein Sommercamp für arbeitslose Profis. Duisburg ist eine Kontaktbörse, ein Schaufenster: Wer hier trainiert, sendet die Botschaft aus, dringend wieder in einem Klub spielen zu wollen. Auch Thomas Cichon kommt täglich nach Duisburg. Der frühere Profi des VfL Osnabrück wird später beschuldigt, in den Fußball-Wettskandal verwickelt zu sein. Kontakte zur Wettmafia hat er eingeräumt, von Südafrika aus, wo er für Moroka Swallow kickt.
    Schnitzler entscheidet sich für einen anderen Weg. Er hat vom FC Wegberg-Beeck gehört, einem Verein aus der Nachbarschaft, dessen Präsident Günter Stroinski in großem Stil sponsert. Stroinski ist ein Unternehmer aus Mönchengladbach, der als Hauptgesellschafter eine Firma für

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