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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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seinem Blick nicht sehen. Das
würde mich nur daran erinnern, wie hoffnungslos unsere Situation ist.
    Endlich entdecke ich
etwas, eine kleine Klappe im Boden. Ein Schwimmzug, dann zerre ich an dem silbernen
Griff. Gavin begreift sofort, was ich tue, und taucht neben mich, um mir mit
der Klappe zu helfen. Es endet damit, dass er sie komplett abreißt und fortschleudert,
sodass sie langsam wieder zu Boden sinkt.
    In dem Fach befinden
sich mehrere Atemgeräte. Sie sehen aus wie schwarze Westen, aus denen an einer
Seite ein Schlauch mit einem Mundstück herausragt. Auf diesem Mundstück
befindet sich ein großer, roter Knopf. Mit brennender Lunge schnappe ich mir
eines, schiebe Gavin das Mundstück zwischen die Lippen und drücke den Knopf.
Doch sofort kommen mir Zweifel. Es war doch der rote Knopf, oder? Aber wozu
dient dann dieser graue hier? Vor meinen Augen tanzen rote und schwarze
Flecken, sodass ich halb blind nach dem nächsten Atemgerät taste.
    Ich muss atmen!
Sofort! Nur ein kleiner Atemzug, mehr brauche ich nicht.
    Gerade will ich den
Mund öffnen, als sich etwas zwischen meine Lippen schiebt. Ich schmecke Gummi
und Salzwasser, und rein instinktiv schiebe ich die Zunge in das Mundstück, um
nicht daran zu ersticken. Dann drückt Gavin den Knopf, und ich atme süßen,
klaren Sauerstoff. Gierig sauge ich die Luft ein und trete vorsichtig Wasser,
um nicht abzusinken. Als die bunten Flecken in meinem Sichtfeld verschwinden,
merke ich, dass Gavin mich aufmerksam beobachtet. Er sieht mich fragend an und
streckt mir den gereckten Daumen entgegen – offenbar will er wissen, ob alles
in Ordnung ist. Als ich die Geste erwidere, schlingt er die Arme um mich und
zieht mich an seine Brust.
    Erst jetzt fällt mir
wieder ein, dass in den anderen Waggons auch noch Menschen waren. Ich zerre
Gavin am Arm und schwimme so schnell ich kann in den Tunnel hinaus und am Zug
entlang nach vorne. Mein Arm reagiert mit heftigen Schmerzen auf die Bewegung,
aber das ist mir jetzt egal. Falls diese Bürger es nicht geschafft haben, die
Atemgeräte auszupacken, reicht die Zeit vielleicht noch, um ihnen zu helfen.
Erleichtert stelle ich fest, dass nur in einem einzigen Waggon Passagiere
waren, und zwar nur wenige. Doch voller Entsetzen muss ich erkennen, dass
keiner von ihnen es geschafft hat, ein Atemgerät anzulegen. Sie treiben alle
unter der Decke des Wagens, mit toten, glasigen Augen, die Atemgeräte direkt
neben sich.
    Schockiert starre
ich Gavin an. Wie konnte Mutter das nur tun? Wie konnte sie, ohne mit der
Wimper zu zucken, diese Leute töten? Sie hatten nichts verbrochen, waren
einfach nur zur falschen Zeit in den falschen Zug gestiegen. Gavin zieht mich
aus dem Waggon und in den Tunnel hinein. Ich bin dankbar für seine Hilfe, denn
mein Arm protestiert bei jedem Schwimmzug. Als wir schließlich das Ende der
großen Röhre erreichen, stellt sich heraus, dass die Metalltüren des Portals
fest verschlossen sind – und ich weiß nicht, wie man sie öffnen kann.
    Ich signalisiere
Gavin, auf der linken Seite des Portals nach einem Mechanismus zu suchen,
während ich nach rechts schwimme, habe dabei aber wenig Hoffnung. Schließlich
weiß ich nicht, wie Mutter die Tunnel geflutet hat. Vielleicht strömt noch
immer Wasser hinein. Falls ja, ist nicht absehbar, was passiert, wenn wir die
Türen öffnen. Fluten wir dann einen ganzen Sektor und töten noch mehr
unschuldige Menschen? Und was geschieht, wenn wir die Türen nicht öffnen? Die
Atemgeräte werden nicht endlos arbeiten.
    Ich muss das Portal
einige Minuten lang absuchen, doch dann ertaste ich eine Art Hebel. Als ich ihn
untersuche, erkenne ich eine Abbildung: Sie zeigt einen vollen Tunnel, wenn der
Hebel nach oben zeigt, und einen leeren, wenn er nach unten deutet. Ich drücke
den Hebel hinunter, doch obwohl in meiner Schulter brennende Schmerzen
aufflammen, rührt er sich nicht – keinen Millimeter. Dann erst entdecke ich den
Scanner an der Seite. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass Mutter meine neue
Verschlüsselung in ihrem Computer noch nicht geknackt hat und ich immer noch im
System gespeichert bin. Vorsichtig lege ich die Hand auf den Sensor. Mit einem
roten Blinken scannt das Gerät meine Handfläche, dann leuchtet es grün auf.
Wieder versuche ich, den Hebel hinunterzudrücken, und diesmal bewegt er sich
problemlos. Es dauert ein paar Minuten, während das Wasser langsam

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