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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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ihn keines
Blickes.
    Mit finsterer Miene
stelle ich fest: »Tja, drei von vieren ist doch nicht schlecht. Reicht dir das
nicht?«
    Mutter zuckt mit der
Schulter. »Unter normalen Umständen schon. Aber ich kann nicht zulassen, dass
du mit diesem Oberflächenbewohner durchbrennst.«
    Â»Warum nicht?«
    Â»Du bist die Tochter
des Volkes. Die Bürger blicken zu dir auf.«
    Diesmal kann ich mir
ein Schnauben nicht verkneifen. »Niemand blickt zu mir auf, Mutter. Und jetzt
erst recht nicht mehr, nachdem du in der gesamten Stadt verkündet hast, ich sei
eine Mörderin.«
    Aus schmalen Augen
sieht sie mich an. »Das ist ganz allein deine Schuld. Niemand hat gesagt, du
sollst diese Menschen töten.«
    Â»Du weißt ganz
genau, dass ich Macie nicht getötet habe.«
    Â»Bei den anderen
streitest du es aber nicht ab? Das überrascht mich.«
    Darauf erwidere ich
nichts, sondern verschränke nur die Arme vor der Brust.
    Mutter schnaubt
belustigt. »Und wenn du entkommst – was sollte dann andere davon abhalten, es
ebenfalls zu versuchen? Eine Gesellschaft funktioniert nur, wenn all ihre Teile
geschlossen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.«
    Â»Gemeinsames Ziel?
So wie deines, nämlich deine eigenen Leute als Versuchskaninchen zu missbrauchen?«
    Ihre Miene wirkt
versteinert. »Ich verbessere sie. Helfe ihnen dabei, mehr aus sich zu machen.«
    Â»Genau, deswegen hat
Nick ja auch Macie getötet, um mehr aus sich zu machen.« Ich blicke zu Gavin
und verdrehe die Augen.
    Ihre Antwort ist
kühl: »Er war kein geeignetes Objekt, das gebe ich zu. Sein Testosteronspiegel
war einfach zu hoch. Manchmal sind die Reaktionen der Objekte auf ihre
Konditionierung etwas … unvorhersehbar.« Wieder zuckt ihre Schulter. »Aber alle
großen Entdeckungen fordern einen Preis. Und gewisse Kollateralschäden muss
jeder Herrscher mit einkalkulieren.«
    Â»Das war Macie also
für dich? Sie, all diese anderen Menschen, ich? Kollateralschäden? Du bist ein wahrer Visionär, Mutter.«
    Bei diesem Satz kann
ich meinen Abscheu nicht ganz zurückhalten, was sie wohl bemerkt, denn plötzlich
verzieht sie das Gesicht, und in ihren Augen blitzt Zorn auf. »Wehleidige kleine
Kröte. Ich gewähre dir die hohe Ehre, eine Vollstreckerin zu werden, verwende
wertvolle Zeit und Ressourcen darauf, dich zu verbessern – perfekt zu machen –, nehme dich als Tochter an, als du versagst, und das ist der Dank
dafür? Rennst mit dem erstbesten Wilden davon, der mit dem Finger schnippt?«
    Gavin stürmt auf das
Hologramm zu. »Wenn Sie selbst so perfekt sind, warum mussten Sie dann Evie
adoptieren? Warum haben Sie nicht einfach eine leibliche Tochter geboren? Wäre
Ihr Kind denn nicht automatisch vollkommener gewesen als jedes andere? Ich
wette, das können Sie nicht, richtig? Sind Sie etwa unfruchtbar? Keine richtige
Frau? Was ist es?«
    Mutter läuft rot an
vor Wut, aber ich frage mich, ob Gavin nicht vielleicht recht hat. So oder so –
jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für diesen Streit. Energisch ziehe ich
ihn von dem Hologramm weg. Es ist erstaunlich schwer, ihn zu beruhigen. »Lass
es gut sein! Sie kann mir nicht mehr wehtun«, erkläre ich ihm, dann wende ich
mich noch einmal an Mutter: »Hast du das gehört, Mutter? Du kannst mir nicht
mehr wehtun. Ich unterstehe nicht länger deiner Gewalt. Mir ist egal, ob ich
eine Vollstreckerin war. Und Gavin ist es auch egal. Du kannst mich nicht mehr
manipulieren, und du machst mir auch keine Angst. Bis hierher habe ich es
geschafft. Den Rest des Weges schaffen wir auch noch.«
    Mutter beginnt zu
lachen. Verblüfft starre ich sie an. »Das hast du dir ja reizend ausgemalt!«
Als ich ihr Lächeln sehe, wird mir kalt. »Nun, dann dürfte es dich nicht
sonderlich beunruhigen, zu erfahren, dass ich euch so weit habe kommen lassen . Dass ich jeden Zug, den ihr gemacht habt, und jeden
Schritt, den ihr noch machen werdet, kenne. Und dass mir dieser kleine …
Fluchtversuch keinerlei Sorge bereitet – da ich genau weiß, dass ihr scheitern
werdet.«
    Gavin und ich sehen
uns fragend an. »Wovon sprechen Sie?«, will Gavin schließlich wissen.
    Doch sie ignoriert
ihn wieder. »Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass wir eine
Vollstreckerin einfach so gehen lassen, Liebes, oder? Erinnerst du dich nicht,
dass es da gewisse Sicherheitsmechanismen

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