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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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sind. Die Blutflecken sind der beste Beweis dafür.
    Bis sich die Türen
schließen, wagen wir es kaum, zu atmen, doch dann gleitet der Zug aus dem
Bahnhof, und es folgt die automatische Durchsage mit der Aufforderung, die
Haltegriffe zu benutzen. Es wird kurz dunkel, anschließend verlassen wir Sektor
Zwei, und als wir die große Röhre zwischen den beiden Sektoren durchfahren, ist
es, als würden wir das offene Wasser durchqueren. Durch die Lavaströme herrscht
hier ein warmes, orangefarbenes Licht. Erstaunt steht Gavin auf und drückt eine
Hand ans Fenster.
    Â»Warum ist das
Wasser orange?«
    Ich lasse mich auf
den Boden sinken, lehne mich gegen die Wand und schließe die Augen. »Wegen der
Lavaströme.«
    Â»Lavaströme?«
    Â»So ist es. Ist es
nicht ein Hohn, dass wir nur aufgrund eines todbringenden Phänomens überhaupt
hier unten leben können? Wie Mutter es geschafft hat, dank der
Geothermalenergie alles zum Laufen zu bringen, grenzt an ein Wunder … na ja.
Aber offensichtlich war sie es ja gar nicht, sondern ihr Vater.«
    Gavin schweigt kurz,
dann fragt er: »Funktioniert die Bahn auch durch Geothermalenergie?«
    Â»Dieser Zug befindet
sich in einer Röhre aus verstärktem Glas und wird mithilfe von Magnetismus in
die richtige Richtung gelenkt.«
    Â»Magnete?« Er pfeift
beeindruckt und wendet sich dann wieder dem Ausblick vor den Fenstern zu. In
diesem Moment bleibt der Zug so abrupt stehen, dass er quer durch den Wagen
geschleudert wird. Sofort bin ich bei ihm und helfe ihm auf.
    Â»Alles in Ordnung?«
Automatisch suche ich nach möglichen Verletzungen.
    Gavin reibt sich die
Schläfe. »Ja, denke schon. Mann, was ist denn passiert?«
    Â»Keine Ahnung.«
    Doch dann erscheint
mitten im Waggon ein flackerndes Hologramm, und plötzlich steht Mutter vor uns.
Sofort schiebt Gavin sich vor mich. Ich weiß, dass es unnötig ist – schließlich
ist sie nicht wirklich hier –, aber wenn er mich beschützen will, habe ich
nichts dagegen. Angespannt spähe ich an ihm vorbei nach vorne.
    Mutter lacht. »Na,
was ist das denn? Der Jäger ist also auch ein Beschützer? Wie interessant.« Sie
schüttelt den Kopf und wirft mir einen enttäuschten Blick zu. »Ich hätte dich
wirklich für klüger gehalten, Evelyn. Es ist eine Schande, dass es so weit
kommen musste. Dir ist doch wohl klar, dass ich euer Versteckspiel nicht länger
mitmachen werde, oder? Ich kann einfach auf den Knopf drücken.« Dann wendet sie
sich wieder an Gavin: »Es hat keinen Sinn, sie beschützen zu wollen. Ihr könnt
ja doch nirgendwo hin.«
    Â»Was redest du denn
da, Mutter?« Was hat sie vor? Doch wie sich
herausstellt, bekomme ich unverzüglich eine Antwort auf diese Frage.
    Â»Das werdet ihr
sogleich herausfinden«, kündigt sie mit einem breiten Lächeln an. Das Hologramm
verschwindet, dafür öffnen sich die Türen des Waggons.
    Stirnrunzelnd dreht
sich Gavin zu mir um. »Was soll das?« Doch mir gefriert das Blut in den Adern.
Ich muss nicht erst die Schreie der Passagiere in den Wagen vor uns hören, um
zu begreifen, was gerade geschieht.
    Â»Sie hat die große
Röhre geflutet«, quetsche ich noch hervor, dann strömt eiskaltes Wasser in den
Waggon.

Achtung!
Im Interesse der allgemeinen Sicherheit wird
Sektor Drei bis auf Weiteres unter Quarantäne gestellt. Aufgrund einiger Lecks
in den Laboren und Arbeitsbereichen könnte eine biologische Gefährdung
vorliegen. Eine Missachtung der entsprechenden Anweisungen kann schwerste
Verletzungen oder den Tod zur Folge haben.
    Schild
im Röhrenbahnhof von Sektor Zwei –
    Innerhalb
von Sekunden füllt das Wasser den gesamten Waggon aus. Das Salzwasser brennt in
meinen Augen und meiner Wunde, und ich beiße mir krampfhaft auf die Wange, um nicht
laut zu schreien. Unsere einzige Chance sind die Atemgeräte, die hier irgendwo
deponiert sind. Ich muss sie finden, doch obwohl ich so oft am
Sicherheitstraining für genau solche Situationen teilgenommen habe, fällt mir
einfach nicht ein, wo sie sind. Das kalte Wasser scheint nicht nur meinen
Körper, sondern auch meinen Verstand gelähmt zu haben. Ich drehe mich im Kreis
und ziehe eine Spur aus kleinen Luftbläschen hinter mir her, während ich
verzweifelt nach irgendeiner Art von Behälter suche. Gavin ignoriere ich
vollkommen, ich will die Angst und die Panik in

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