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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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irgendwie zieht er die
Vokale in die Länge. Seltsam, aber irgendwie schön.
    Mein Herz macht
einen kleinen Hüpfer, und ich schiebe mich näher an ihn heran. »Bist du
wirklich ein Oberflächenbewohner?«
    Verwirrt zieht er
die Augenbrauen hoch. »Ein was?«
    Â»Kommst du von der
Oberfläche?« Ich zeige auf das Wasser über unseren Köpfen. Gerade schwimmt eine
Gruppe bunter Fische vorbei.
    Er sieht sich um und
bemerkt die Fische. Als er mich wieder anblickt, wirkt er erstaunt. Dann nickt
er leicht. »Schätze schon.«
    Mit einem Blick über
die Schulter versuche ich herauszufinden, ob jemandem aufgefallen ist, was ich
tue, doch da ich niemanden sehen kann, beuge ich mich noch weiter vor. »Hast du
den Alarm ausgelöst?«
    Unwillkürlich packt
er die Schere noch fester. Mit einem lauten Schaben schließen sich die Klingen.
Ich zucke erschrocken zusammen. Gavin hat die Zähne so fest zusammengebissen,
dass ich seine angespannten Kiefermuskeln sehen kann.
    Â»Ich nicht, das war
mein Freund.«
    Â»Es gibt noch
einen?« Hastig schaue ich in alle Richtungen und frage mich dabei, wie ich ihn
übersehen konnte. Irgendwie muss ich die beiden hier rausschaffen und in
Sicherheit bringen. Wenn Mutter sie findet, lässt sie sie erschießen.
Die Oberflächenbewohner
wurden von Hass und Gewalt zerfressen und müssen als äußerst gefährlich
angesehen werden. Jeder Oberflächenbewohner, der versucht in Elysium
einzudringen, muss unverzüglich erschossen werden.
    Es ist meine
Pflicht, sie zu melden – also sie den Wachen zu übergeben –, aber Gavin ist so
… anders. Er macht mich neugierig, neugierig auf die Oberfläche. Darauf, ob es
wirklich so ist, wie Mutter behauptet – oder ob eher Vaters Schilderungen der
Wahrheit entsprechen.
    Aber ich darf nicht
an Vaters Geschichten denken. Sie sind unser kleines Geheimnis. Und es sind ja
nur Gutenachtgeschichten.
    Gavin wirft mir
einen finsteren Blick zu. »Jetzt nicht mehr«, antwortet er hasserfüllt auf meine
Frage. »Dafür habt ihr gesorgt.«
    Bevor ich ihn fragen
kann, was er damit meint, werde ich zurückgerissen und hinter eine der Wachen
geschoben, sodass ich nichts mehr sehen kann. Der Anflug von Panik, der mich
überfallen hat, als ich das Windspiel berührte, meldet sich zurück, und für
einen Moment brodelt heiße Wut in mir.
    Wut ist ein Gift, das deine Schönheit zerfrisst.
    Die Worte kreisen in
meinem Kopf, machen mich ganz benommen und löschen die Wut aus. Entschlossen
beiße ich mir auf die Lippe und stelle mich auf die Zehenspitzen, um über die
Schulter der Wache spähen zu können.
    Die anderen zerren
Gavin so brutal unter dem Tisch hervor, dass er sich dabei den Kopf aufschlägt.
Aus der Wunde an der Stirn tropft Blut und läuft ihm in die Augen. Er versucht sich
loszureißen, doch sie halten ihn unnachgiebig fest. Mit einem schmerzhaften
Biss in die eigene Wange halte ich mich davon ab, ihm zu Hilfe zu eilen. Das
würde alles nur noch schlimmer machen.
    Eine Vollstreckerin
erscheint wie aus dem Nichts und richtet mit leerem Blick ihre Pistole auf
Gavin. Sie wartet auf den Befehl von Mutter, die nun mit klappernden Absätzen
auf uns zukommt. Dass ich die Vollstreckerin trotz aller Wachsamkeit nicht
bemerkt habe, macht mich nervös. Anscheinend können sie sich selbst hier,
direkt vor meiner Nase, verstecken.
    Die
Wachen haben aber nicht lange gebraucht, um Mutter zu alarmieren , denke ich, als sie sich an den
Männern vorbeischiebt und direkt vor Gavin aufbaut. Dabei murmelt sie leise:
»Ich habe keine Zeit für so etwas. Erst Drei und jetzt ein OFB . Was kann denn noch alles schiefgehen?« Dann packt
sie sein Kinn, mustert ihn eingehend und fragt ihn, wie er hereingekommen und
wer noch bei ihm gewesen sei. Er ignoriert sie, konzentriert sich stattdessen
auf mich und wirkt dabei alles andere als freundlich – aber unter der
Oberfläche sehe ich noch etwas anderes. Er fühlt sich verraten, ja, aber da ist
immer noch ein Fünkchen Hoffnung, und das darf ich nicht sterben lassen.
    Da ich weiß, was ihm
bevorsteht, wenn er nicht auf ihre Fragen antwortet, schiebe ich die Wache aus
dem Weg und trete, ohne die Vollstreckerin eines Blickes zu würdigen, vor.
»Mutter. Bevor die Wachen mich angefasst haben«, sage ich überdeutlich und
registriere, wie sie sich anspannt, »gelang es mir, den

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