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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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Wachen vor
Gavins Zelle nehmen Haltung an, als sie mich entdecken. Sobald ich festgestellt
habe, dass keine Vollstreckerin anwesend ist, entspanne ich mich etwas.
Allerdings weigert sich Gavin, mein Eintreffen zur Kenntnis zu nehmen, obwohl
er wissen muss, dass ich da bin; als ich reinkam, hat er direkt auf die Tür
geblickt.
    Der stämmigste der
Wachmänner lässt mich zwar in die Zelle, aber dass er dann die Tür hinter mir
verschließt, macht mich sofort misstrauisch. Wenn sie sich so gar keine Sorgen
darüber machen, ob Gavin mir etwas antun könnte – was haben sie dann mit ihm
angestellt?
    Der Boden hier drin
unterscheidet sich nicht von dem draußen, aber meine Schritte klingen jetzt dumpfer.
Anscheinend ist die Zelle schalldicht. Hinten rechts in der Ecke entdecke ich
eine Bildkamera. Sie können also alles sehen, was hier drin passiert, werden
allerdings nicht hören können, was wir sagen.
    Gavin hockt in einer
Ecke und hat die Augen geschlossen. Als ich zu ihm gehe, bleibt er vollkommen
reglos. Meine Sorge wächst, was sie ihm in den wenigen Minuten seit unserer
Trennung wohl angetan haben könnten.
    Eines seiner Augen
ist blau und zugeschwollen, in seinem Gesicht sind mehrere Platzwunden zu
sehen, und sein Shirt ist nun so blutverschmiert und zerfetzt, dass es nur noch
als Lumpen zu gebrauchen wäre. Sein rechter Arm hängt schlaff herunter.
Wahrscheinlich ist er gebrochen. Allerdings sind seine Fingerknöchel
aufgeschürft und bluten.
    Ich lächele grimmig.
Wenigstens hat er sich gewehrt.
    Â»Was willst du?«,
fragt er plötzlich. Immerhin ist seine Stimme noch fest. »Wenn du mich
umbringen willst: Können wir das bitte schnell hinter uns bringen?« Er beginnt
wieder zu zittern, schlägt aber nicht das gesunde Auge auf.
    Erstaunt ziehe ich
eine Braue hoch. »Die meisten Leute brauchen etwas länger, bis sie um den Tod
betteln.«
    Jetzt habe ich seine
Aufmerksamkeit geweckt. Das gesunde Auge öffnet sich, und er sieht mich an. »Woher
willst du das denn wissen?«
    Nach einem schnellen
Blick zur Kamera lege ich ihm eine Hand auf die Stirn, ziehe sie aber gleich wieder
zurück, da seine Haut glühend heiß ist. »Du hast Fieber. Und das hat nichts mit
dem zu tun, was sie mit dir gemacht haben. Was ist passiert?«
    Gavin sieht mich
stumm an. Die Pupille in dem geröteten Auge ist stark erweitert. Was auch immer
er hat, es ist ernst. Er muss medizinisch versorgt werden.
    Wachsam sieht er zu,
wie ich aufstehe, zur Tür gehe und darauf warte, dass eine Wache mich bemerkt.
Ich weise sie an, mir Wundreinigungsmaterial und einen Medizinkoffer zu
bringen. So gut wie ein Heiler bin ich zwar nicht, aber zumindest bin ich in
der Lage, Erste Hilfe zu leisten. Und endlich kann ich von meinem Freiwilligendienst
im medizinischen Sektor profitieren. Die Wachen wechseln einen nervösen Blick.
»Uns liegt keine Genehmigung für medizinische Versorgung vor.«
    Ich schenke ihnen
ein honigsüßes Lächeln. »Ebenso wenig wie für die Prügel, die der Gefangene
einstecken musste. Mutter verlangt Informationen. Und ich denke nicht, dass sie
sonderlich erfreut wäre, wenn der Gefangene stirbt, bevor ich die bekommen
kann, oder?«
    Noch einmal sehen
sich die Wachen fragend an, dann zuckt der jüngere von ihnen mit den Schultern und
erklärt sich bereit, mir das Material zu besorgen.
    Â»Vielen Dank«, sage
ich mit einem breiten Lächeln zu ihm.
    Er errötet und macht
sich auf den Weg, während ich in die Zelle zurückkehre. Als die Ausrüstung
kommt, sieht Gavin wortlos zu, wie ich die verschiedenen Materialien auspacke.
Er zittert jetzt stärker als zuvor.
    Als ich eine Spritze
aus dem Kasten nehme und nach seinem Arm greife, entzieht er sich mir. »Bleib
bloß weg.«
    Â»Ich versuche nur,
dir zu helfen. Du bist krank. Wenn ich dich nicht behandele, könntest du
sterben.«
    Â»Und? Ihr bringt
mich doch sowieso irgendwann um.«
    Damit hat er gewiss
recht; Mutter will ihn töten. Aber … ich will nicht, dass das passiert. »Ich
weiß, dass du mir nicht traust. Das kann ich dir nicht verübeln, aber ich will
dir wirklich helfen.«
    Misstrauisch lehnt
sich Gavin vor. »Damit du deine erhofften Antworten kriegst.«
    Â»Diese Antworten
halten dich am Leben, bis mir etwas Besseres einfällt. Aber bitte, dann stell
dich eben stur.« Mit einem Achselzucken tue ich so, als

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