Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
Vom Netzwerk:
Oberflächenbewohner
dazu zu bringen, einige Fragen zu beantworten. Wenn du mir noch etwas Zeit mit
ihm gibst, dann beschaffe ich dir alle Informationen, die du verlangst.«
    Ihre Aufmerksamkeit
verlagert sich von Gavin zu den Wachen, ich habe sie für den Moment erfolgreich
abgelenkt. »Die Wachen haben dich berührt? Ohne deine Erlaubnis?«
    Â»Jawohl, Mutter.«
Die Männer winden sich nervös. Sofort verdränge ich die Schuldgefühle, die sich
in meine Eingeweide graben.
    Â»Welcher von ihnen?«
Sie starrt die Männer kalt an, während diese weder Mutter noch mich anzusehen
wagen.
    Ich zögere. Das darf
ich ihr nicht sagen. Ich weiß zwar nicht mehr genau, warum, aber ich bin mir bewusst,
dass es ein Fehler wäre. »Ganz sicher weiß ich es nicht. Es ging alles sehr
schnell.«
    Mit einem eisigen
Blick fixiert sie die Wachen. »Niemand rührt Evelyn an. Niemals.«
    Gavin hebt eine
Augenbraue – offenbar ist das seine Art, wortlos Fragen zu stellen –, doch
ansonsten reagiert niemand. Ihnen wurde keine Erlaubnis dazu erteilt.
    Nun wendet sich Mutter
wieder an mich: »Der Oberflächenbewohner hat tatsächlich auf deine Fragen
geantwortet?« Ihre Neugier scheint echt zu sein, was mir den Mut verleiht, die
Geschichte weiterzuspinnen. »Ja, anscheinend vertraut er mir.«
    Â»Nicht mehr«,
murmelt er leise. Niemand geht darauf ein.
    Â»Eigentlich hast du
in Kürze deinen Termin mit Dr. Friar, Evelyn. Allerdings …« Ihre Lippen werden
dünn, und sie wirft Gavin einen nachdenklichen Blick zu. »Nun gut. Ich erlaube
dir, die Sitzung auf später zu verschieben. Dies ist eine wundervolle
Gelegenheit, mir zu zeigen, welche Fortschritte du in deiner Ausbildung
machst.« Dann befiehlt sie den Wachen: »Bringt ihn in die Arresteinheit,
höchste Sicherheitsstufe. Sollte er versuchen zu fliehen, tötet ihn.«

Frieden
bekommt man nicht geschenkt.
    Für
manche ist der Preis aber zu hoch. Doch den Aufgeklärten unter uns – den
Menschen dieser Stadt, die sich für einen Neuanfang entschieden haben – ist der
Friede jedes Opfer wert. Um die Sicherheit unserer
Familien zu garantieren, werden wir diesen Preis bereitwillig zahlen. Nein,
meine Freunde, kein
Preis ist zu hoch …
    Mutter,
Auszug aus ihrer Gründungsansprache –
    Sie haben
Gavin in den tiefsten und finstersten Teil der Arresteinheit gesteckt, auf der
untersten Ebene von Sektor Zwei, direkt an der Wand des Grabens. Wasser tropft
dort von den Wänden und bildet kleine Pfützen auf dem nackten Betonboden. Es
ist dunkel, feucht und trostlos. Das genaue Gegenteil dessen, was ich gewohnt
bin. Für diese Einheit haben wir selten Verwendung, deshalb wird sie nicht so
sorgfältig gepflegt wie der Rest der Anlage. Und da ich die Wachen nicht
begleiten konnte, weil Mutter mich im letzten Moment aufgehalten und mir genaue
Anweisungen bezüglich der Fragen gegeben hat, die ich stellen soll, muss ich jetzt
ganz allein in die Arresteinheit hinuntergehen.
    Irgendein Tier –
vielleicht eine Ratte? – rennt mir vor die Füße. Es wird Mutter gar nicht
gefallen, wenn sie erfährt, dass noch mehr Ratten eingedrungen sind
beziehungsweise dass der Wartungsdienst zugelassen hat, dass sie sich hier
vermehren. Schließlich bedienen sie sich an unseren Lebensmittelvorräten.
    Das Klappern meiner
Absätze wird von den Wänden zurückgeworfen, das gelbliche Licht flackert. An
mehreren Stellen komme ich an DNA -Kameras und Selbstschussanlagen
vorbei, die in die Mauer eingelassen sind. Angesichts dieser Anlagen verkrampfe
ich mich innerlich. Es kommt zwar nicht oft vor, aber hin und wieder geht eine
von ihnen auch ohne Grund los. Deshalb gibt es im Palasttrakt auch keine –
schließlich will niemand, dass Mutter, Vater oder ich einer Fehlfunktion zum
Opfer fallen.
    Dann erreiche ich
einen großen Raum, der durch eine Glaswand in zwei Hälften geteilt wird. In der
Hälfte, in der ich mich befinde, hängt eine Schalttafel an der Wand, doch die andere,
in der Gavin sitzt, ist abgesehen von der Toilette in einer Ecke vollkommen
leer.
    Obwohl der Raum
relativ groß ist, muss ich gegen die Platzangst ankämpfen. Ich bin an den
offenen Blick auf den Ozean gewöhnt, wie ich ihn in meinem Garten habe. Selbst
in den anderen Sektoren kann man fast überall nach draußen sehen. Hier nicht,
es gibt nicht das kleinste Fenster.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher