Renegade
suche ich Gavins
und meinen Namen und speise uns wieder in das System ein. Dann verlasse ich das
Programm, stelle die Verschlüsselungen wieder her, ändere aber den Code. Das
wird zwar nicht auf Dauer funktionieren, doch je nachdem, wann Mutter versucht,
wieder auf das Programm zuzugreifen, könnte es mir genug Zeit verschaffen, um
aus Elysium zu entkommen. Zumindest hoffe ich das.
AnschlieÃend rufe
ich Macies Verpaarungslizenz auf, genehmige sie wieder und setze das offizielle
Siegel darunter, auch wenn ich ihr damit vielleicht schade. Ich teile Nick und
Macie sogar ein neues Quartier zu. Bis Mutter das herausfindet, werden die
Dinge bereits ihren Lauf genommen haben, und dann muss sie entweder damit leben
oder zugeben, dass es einen Fehler in der Verwaltung gegeben hat. Und so etwas
passiert in Elysium einfach nicht.
Ich kann mir ein
Lächeln nicht verkneifen. »Versuch doch mal, das zu erklären, Mutter.«
Jetzt begebe ich
mich weiter auf Schatzsuche; schlieÃlich will ich herausfinden, warum ich
konditioniert werde, und natürlich einen Weg aus der Stadt entdecken.
SchlieÃlich finde
ich einen Ordner mit dem Namen »Genmanipulationen«. Ich öffne ihn; nun kommen
unzählige Dateien und Unterordner, die mit wissenschaftlichen Fachbegriffen
gekennzeichnet sind, zum Vorschein. Das meiste davon verstehe ich nicht, aber
einer der Ordner trägt meinen Namen. Mein Instinkt schlägt Alarm, also öffne
ich ihn. Er enthält mehrere Dateien. Ich klicke die erste an, die einige Monate
vor meiner Geburt erstellt wurde.
Testobjekt
121:
Implantierung
des weiblichen Embryos, in der Folge als Testobjekt 121 bezeichnet, erfolgreich
verlaufen. Der Wirtskörper scheint trotz der üblichen Schwangerschaftssymptome
(Morgenübelkeit, Erschöpfungszustände) gesund zu sein. Während der ersten drei
Monate werde ich Wirtskörper und Embryo genauestens beobachten, doch falls
alles gut verläuft, können wir anschlieÃend mit den üblichen medizinischen
Untersuchungen fortfahren.
Mir ist klar,
dass mir nicht genug Zeit bleibt, um alle Informationen über mich jetzt zu lesen,
also durchsuche ich Mutters Schreibtisch, bis ich einen Datenwürfel finde, auf
den ich die Dateien anschlieÃend kopiere.
Während die Daten
transferiert werden, suche ich nach weiterem belastendem Material gegen Mutter
und kopiere alles, was mir wichtig erscheint. Als ich eine Karte der Stadt
entdecke, zögere ich kurz. Der Bau, der Sektor Drei beherbergt, ist komplett
rot markiert. Kurz starre ich darauf und frage mich, was das zu bedeuten hat,
dann kopiere ich diese Datei ebenfalls.
Und in dem Moment,
als der Computer den Download beendet, höre ich das verräterische Klappern von
Mutters Absätzen. Hastig reiÃe ich den Würfel aus dem Slot und suche nach einem
Versteck. Und nur wenige Sekunden nachdem ich mich unter das Bett geworfen und
die Beine angezogen habe, betritt sie das Zimmer. Mein Arm brennt wie Feuer,
und ich spüre, wie Blut aus der Wunde sickert, aber ich sehe nicht nach. BloÃ
kein Geräusch machen.
Trotz des dröhnenden
Pulsschlags in meinen Ohren kann ich hören, wie Mutter vor sich hin murmelt, während
ihr Dienstmädchen um sie herumtänzelt und ihr Hintergrundinformationen zu der
Freudenfestparty gibt, an der sie teilnehmen wird.
»Mr. Hummel wird da
sein, und er bittet um eine Audienz, um den Finanzetat für sein neues Projekt
zu besprechen«, erklärt das Dienstmädchen gerade.
»Ja, ja, ist gut.
Aber nicht heute. Gib ihm einen Termin für morgen.« Mutter schnieft laut, und
ich frage mich, was sie wohl gerade tut.
»Jawohl, Mylady.
AuÃerdem kommt noch Mr. Blackner mit seiner Tochter Seri.«
»Und?« Wieder dieses
schniefende Geräusch, dann Schweigen.
»Ich sollte sie doch
einladen, damit du dir das Mädchen ansehen kannst, falls â¦Â« Das Dienstmädchen
schluckt hörbar, dann fährt es fort: »In den medizinischen Untersuchungen waren
ihre Resultate die besten.«
»Richtig. Ja,
danke.«
So geht es noch
einige Minuten weiter, während Mutter im Zimmer herumläuft, doch dann bleibt
sie so abrupt stehen, dass das Dienstmädchen gegen ihren Rücken prallt. Ein
Glas fällt zu Boden, aus dem Rotwein herausflieÃt.
Ich halte den Atem
an. Es ist nur wenige Zentimeter von meiner Hand entfernt liegen geblieben.
Sofort bückt sich
das Dienstmädchen, stammelt eine
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