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Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Titel: Renner & Kersting 01 - Mordsliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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um.”
    „Und wenn schon! Die Kleine wurde weder missbraucht noch misshandelt.”
    „Trotzdem. Irgendwo muss ein Motiv existieren, und sei es noch so verworren.”
    Masowski balancierte vorsichtig zwei bis an den Rand gefüllte Kaffeepötte, reichte einen weiter und ließ sich auf der Kante von Kerstings Schreibtisch nieder, nachdem er den Ordner mit der Fallakte sowie ein paar Vernehmungsprotokolle, die noch eingeheftet werden mussten, beiseite geschoben hatte. Missmutig starrte er auf die winzigen Blasen in seinem Becher, die immer wieder neue Muster bildeten.
    „Ein psychisch Kranker, egal wie alt, wäre das Schlimmste, was uns passieren könnte! So einen zu finden, ist verdammt schwierig.”
    Du weichst den Motiven aus! Wie ein Projektil schoss der Vorwurf durch Kerstings Hirn und hinterließ brennenden Schmerz. Im Laufe der Jahre hatte er es mit vielen mehr oder minder abstrusen Motiven zu tun gehabt, doch in diesem speziellen Fall hatte er das Nachdenken über mögliche und wahrscheinliche Ursachen den Kollegen überlassen, erkannte er und schämte sich. Gerade, weil ihm der Fall so nahe ging, durfte er sich nicht von persönlichen Problemen behindern lassen. Er musste sich zusammenreißen – irgendwie.
    „Und es dauert …” Masowski war mit seinen Gedanken noch bei dem geistig gestörten Täter. „Vielleicht sollten wir einen Psychologen hinzuziehen.”
    „Auf keinen Fall! Erst, wenn es Verdächtige gibt.”
    „Ich fürchte, du wirst keine Wahl haben. Nach dem zweiten Mord wird man mit Sicherheit eine Sonderkommission bilden. – Was hast du eigentlich gegen Psychologen?”, fügte Masowski verspätet hinzu.
    „Ich kann diese besserwisserischen Kerle einfach nicht ausstehen.” Er bemühte sich um oberflächliche Leichtigkeit, was ihm – Masowskis unverständigem Blick nach zu schließen – auch gelungen sein musste, wusste aber ganz genau, dass seine Abneigung Psychologen gegenüber sehr viel tiefer ging, als er je zuzugeben bereit gewesen wäre, nicht einmal sich selbst gegenüber.
    „Ach, so schlimm sind die doch gar nicht. Mit den meisten kommt man ganz gut aus. – Was wissen wir über das neue Opfer?”, fragte er, zum alten Thema zurückkommend.
    „Wenig. Wir müssen unbedingt herausfinden, ob die Kinder zusammen spielten und ob es Gemeinsamkeiten gibt. Ohlerts ist zur Mutter gefahren, um ihr die traurige Nachricht zu überbringen. Mein Gott, bin ich froh, dass er mir das abgenommen hat.” Der im Dienst alt gewordene Kollege verstand einiges von Psychologie und Medizin und war im Laufe der Zeit fast ein Experte geworden, was den Umgang mit trauernden Angehörigen betraf.
    „Ich hoffe nur, wir finden schnell etwas. Sobald bekannt wird, dass es eine zweite Leiche gibt, werden die Pressefritzen wie die Aasgeier über uns herfallen.”
    „Sie sind schon dabei.” Kersting war aufgestanden und schaute aus dem Fenster. „Neumann von der Rundschau ist gerade vorgefahren.”
    „Oh nein!” Der Seufzer kam aus tiefstem Herzen. Masowski hatte zu Reportern ein ähnliches Verhältnis wie Kersting zu Psychologen: Er mochte sie ganz und gar nicht.
    Es handelte sich um einen jener Fälle, die die Kriminalisten an ihren Fähigkeiten zweifeln ließen. Vor etwa einem Monat hatte ein Spaziergänger eine Kindesleiche im Westpark gefunden, ein kleines Mädchen, mit einem Schal erdrosselt. Bisher gab es nur einen möglichen Verdächtigen, genauer gesagt, eine kleine Gruppe, doch die Indizien reichten lange nicht aus. Kurz vor Sandras Tod hatten vermutlich Skins einen der Obdachlosen, die sich regelmäßig im Westpark aufhielten, so zusammengeschlagen, dass der Mann kurze Zeit später seinen Verletzungen erlag. Da die Tat am Nachmittag geschehen war, ganz in der Nähe des Parks, wo Sandra häufiger spielte, könnte sie womöglich etwas bemerkt haben. Die Mitglieder der Gruppe wurden daraufhin immer wieder zum Verhör vorgeladen, einzeln oder gemeinsam. Gleichgültig wie die Polizisten auch fragten und blufften, sie konnten ihnen weder den einen noch den anderen Mord nachweisen.
    Nach Sandras Tod hatten sie den Park systematisch abgesucht. Außer ein paar verwischten Spuren, die darauf hindeuteten, dass der Fundort auch der Tatort war und einigen Fasern an der Jacke des Opfers entdeckten sie nichts, was sich eindeutig mit der Tat in Verbindung bringen ließ. Dabei hatten sie sämtliche Abfälle der Umgebung durchgesiebt, jeden, der sich häufiger im Park aufhielt, befragt, und alle Anwohner interviewt. Sie

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