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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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Geruch entgegen.
    „Ich muss das Ding mal anstellen“, murmelte er und hielt krampfhaft die Luft an, während er das schmutzige Geschirr hinein räumte. Nach dem Anschalten wartete er kurz, doch der Fußboden blieb trocken. Er war erleichtert.
    Der Couchtisch war jetzt leer bis auf die Packung aus der Apotheke. Noch nie in seinem Leben hatte er Schlaftabletten genommen. Er müsse zur Ruhe kommen, hatte der Arzt gesagt. Na, das hatte ja super funktioniert. Nur verschwommen konnte er sich an die Frau am Telefon erinnern. Heute Nachmittag wollte sie vorbei kommen. Er stopfte die Tabletten in eine Schublade und bearbeitete mit grimmigem Eifer und einem feuchten Lappen den Tisch. So richtig sauber wurde es nicht, aber das musste reichen.
    Im Bad stand alles unberührt. Er nahm einen Lippenstift aus seiner Hülle und drehte ihn auf. Zartrosa, er konnte sich gut an die Farbe erinnern. In der Haarbürste hingen noch ein paar hellgraue Haare. Ihr Parfum stand daneben. Er starrte auf die Sachen, dann griff er nach dem kleinen Mülleimer, der unter dem Waschbecken stand, und fegte mit einer Armbewegung alles hinein. Glas klirrte, und ein starker Parfumduft verbreitete sich. Es roch so intensiv nach Maria, dass ihm ganz schwindlig wurde. Er drehte den Wasserhahn auf und hielt seinen Kopf darunter. Im Spiegel sah er, wie die Tropfen sich in den Bartstoppeln verfingen. Er setzte sich auf den Rand der Badewanne und strich die nassen Haare zurück. Mit trübem Blick schaute er auf die leere Ablage. Seine Gedanken wanderten.
    Es war ein eigentümliches Gefühl, plötzlich Rentner zu sein. Ein Glas Sekt mit den Kollegen in der Schreinerei, die abgewetzte Tasche mit seinen Sachen, es war alles so schnell gegangen, er kam gar nicht zum Nachdenken. Die neue Situation verwirrte ihn.
    In ihrer ruhigen Art hatte ihn Maria an das Thema herangeführt. Die Söhne waren aus dem Haus, das jetzt zu groß war und sehr still. Der Garten, der Haushalt, es wurde ihr langsam zu viel. Erst verstand er sie nicht, er war doch schließlich auch noch da zum Helfen. Aber dann sprach sie davon, dass sie jetzt endlich verreisen konnten. Nicht nur drei Wochen im Jahr, sondern für länger und auch weiter. Da würde es gut sein, wenn jemand aufpasste und alles in Ordnung hielt. Arthur war nicht begeistert davon, jemand Fremden ins Haus zu nehmen. Aber etwas von der Welt sehen, davon hatte er immer geträumt. Einen Versuch war es wert.
    Maria hatte sich um alles gekümmert, eine Anzeige aufgegeben und auch beim Türken einen Zettel ans schwarze Brett geheftet. Niemand hatte sich gemeldet. Bis gestern.
    Von dem intensiven Parfümgeruch hatte er Kopfschmerzen. Und sein Magen knurrte. Es war schon fast Mittag. Er machte das Fenster auf und ließ die Tür zum Flur offen, damit frische Luft durchziehen konnte.
    Im Küchenschrank fand er eine einsame Dose Ravioli. Er musste bald wieder einkaufen. Arthur entdeckte eine saubere Gabel und fischte ein Teigstück aus der Tomatenbrühe. Wehmütig dachte er an Marias gutes Essen, während er das kalte Zeug in sich hinein würgte. Zumindest machte es satt.
    Die Küche sah schlimm aus, aber für einen Tag hatte er genug geputzt. Er wappnete sich für seine nächste Aufgabe. Seit Maria weg war, hatte er das Schlafzimmer nicht mehr betreten. Aber heute musste er es über sich bringen, das hatte er sich fest vorgenommen.
    Mit dem Telefon am Ohr lümmelte Thomas Brandner entspannt in seinem Ledersessel. Er hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und genoss die Aussicht auf die Blumenrabatten der Taunusanlage. Das helle Eckzimmer war mit viel Leder und Chrom eingerichtet und ganz in Grau und Anthrazit gehalten. Sogar die Palme neben seinem Schreibtisch hatte einen silbrigen Glanz. Der stammte jedoch eher von akutem Wassermangel. Thomas beugte sich vor und riss ein trockenes Blatt ab. Es zerbröckelte in seiner Hand. Irritiert ließ er die Reste auf den hellgrauen Teppichboden fallen und konzentrierte sich wieder auf sein Telefonat.
    Er sprach mit Bernd Köhler, der trotz seines jugendlichen Alters zu seinen wichtigsten Geschäftspartnern gehörte. Köhler war clever und bei Verhandlungen nicht zu unterschätzen. Noch wichtiger war allerdings das Geld vom Papa, das er im Rücken hatte.
    Thomas starrte auf das rote ‚V.I.P.’ in der Ecke des Kundenordners. In den letzten Monaten hatte er dafür gesorgt, dass sich ihr Kontakt über das Geschäftliche hinaus auch auf den privaten Bereich ausdehnte. Das war gut, für die

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