Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
sah. Mit trockener Kleidung sah die Welt schon wieder anders aus. Gemeinsam vertilgten sie den Kuchen. Leni berichtete von ihrer Misere im Internetcafé.
„Glücklicherweise hat mir dann eine Frau geholfen.“
Arthur schüttelte den Kopf.
„Dass du dir so was antust!“
Unverständnis und Bewunderung hielten sich die Waage.
„Wenn man nichts mehr dazu lernt, kann man es gleich aufstecken. Außerdem macht es Spaß. Wenn es funktioniert“, fügte sie bemüht fröhlich hinzu. Arthur fiel es nicht auf. Er wedelte mit seinem Brief.
„Ich hab auch Neuigkeiten. Stell dir vor, jemand will mein Haus kaufen, so ein Immobilienheini. Der kauft alles hier im Viertel, was er kriegen kann.“
„Das wirst du doch wohl nicht machen?“
Leni war ganz erschrocken.
„Ich denk nicht im Traum daran! Aus diesem Haus kriegt mich keiner raus“, sagte Arthur im Brustton der Überzeugung.
Arthur war wieder mal vor dem Fernseher eingenickt. Leni schlich auf Zehenspitzen in die Küche und holte den Eierkocher aus dem Schrank.
Ganz allmählich wurde Arthur wieder wach. Gemächlich schlurfte er in die Küche.
Leni saß am Küchentisch. Vor ihr stand ein Eierbecher mit einem weich gekochten Ei, daneben ein Teller mit Butterbrotstreifen. Sie tunkte gerade ein Stück Brot in das flüssige Eigelb.
„Was machst du denn da?“
Sie fuhr so heftig zusammen, dass das Eigelb auf den Teller tropfte.
„Du kannst ganz beruhigt sein, dieses Haus wird nicht verkauft“, versicherte er. „Und du kannst so lange hier wohnen, wie du willst.“
Sie reagierte nicht. Das war es also nicht, was ihr Sorgen machte. Wie klein und zusammengesunken sie da saß.
„War was mit deinem Mann?“
Sie nickte stumm. Arthur ballte die Fäuste. Diesen Kerl würde er gerne mal in die Finger kriegen. Er setzte sich zu ihr. Seine raue, kräftige Hand umfasste ihre schmalen Finger und drückte sie. Mit großen Augen schaute sie ihn an, und bei diesem Blick wurde ihm ganz anders.
„Du musst besser auf dich aufpassen, hörst du? Lass dich von diesem Kerl nicht niedermachen. Ich bin schließlich auch noch da. Wenn du Hilfe brauchst.“
Mit einem dicken Kloß im Hals bemerkte er, dass über ihr blasses Gesicht ein kleines Lächeln huschte.
Kapitel 5
Arthur schaute nervös auf seine Armbanduhr. In Kürze würde dieser Anwalt auftauchen. Er hätte ihm gleich absagen sollen. Dann hätte er sich dieses Gespräch erspart. Aber nun war es zu spät. Es schellte an der Haustür, und Arthur setzte sich in Bewegung. Aber Leni war schneller.
„Ich geh schon“, rief sie, schoss aus der Küche und riss die Tür auf. Arthur stand unschlüssig im Wohnzimmer herum und kam sich dumm vor. Schließlich war er der Hausherr, und es war seine Sache, den Gast zu begrüßen. Leni führte den Mann herein.
„Herr Winkler? Mein Name ist Duffner.“
Der Anwalt hatte einen festen Händedruck und ein geschäftsmäßiges Lächeln. In seinem Anzug machte er einen seriösen Eindruck. Arthur studierte die schmucklose Visitenkarte, die Herr Duffner ihm überreicht hatte.
„Nehmen Sie Platz“, sagte Leni, ganz aufmerksame Hausfrau.
„Darf ich Ihnen etwas anbieten, Kaffee oder Wasser?“
Arthur zog eine Augenbraue hoch.
„Ein Glas Wasser bitte.“
Der Anwalt schaute irritiert drein. Offenbar rätselte er, wer Leni wohl war. Das gefiel Arthur. Verunsichern war immer gut. Leni verschwand in der Küche, und die Männer maßen sich schweigend. Dann eröffnete Charly das Gespräch.
„Zunächst möchte ich Ihnen mein Beileid zum Tod Ihrer Frau aussprechen.“
Arthur betrachtete seine Hände und nickte.
„Ich nehme an, dass Ihnen die Immobilienfirma Köhler nicht unbekannt ist.“
Wieder nickte Arthur.
„Herr Köhler hat mich mit dem Kauf Ihres Hauses beauftragt. Ich kann Ihnen einen guten Preis für die Immobilie anbieten, einen mehr als anständigen Preis, wie ich betonen möchte.“
„Wie kommen Sie darauf, dass das Haus zum Verkauf steht?“ mischte sich Leni ein. Sie war gerade rechtzeitig aus der Küche zurückgekommen, um den letzten Satz zu hören. Arthur wand sich innerlich. Was sollte dieser bissige Ton? Das war ihm sehr peinlich. Er wollte sie als eine Art Zeugin dabei haben. Dass sie sich so ins Zeug legte, war völlig unangebracht. Das war ein Gespräch unter Männern.
„Leni, lass doch den Herren erst einmal ausreden“, ermahnte er sie.
„Das ist sehr einfach zu erklären.“
Der Anwalt lächelte verbindlich.
„Herr Köhler hat vom Tod Ihrer Frau
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