Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
einen Scherz.
„Ich werde mich in einer Woche wieder bei Ihnen melden. Vielleicht sind Sie bis dahin zu einem Entschluss gekommen.“
Arthur brachte den Anwalt zur Haustür. Leni war sitzen geblieben und hatte auch den Gruß des Maklers ignoriert.
Arthur hielt mühsam seine Wut in Zaum, bis die Tür sich hinter dem Anwalt schloss. Dann stürmte er zurück ins Wohnzimmer.
„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“ herrschte er sie an. „Hängst dich da rein. Zuhören solltest du, nichts weiter.“
Leni schoss von der Couch hoch.
„Das kann ja wohl nicht wahr sein“, schrie sie zurück. In ihre Augen blitzte eine Sturmwarnung.
„Wenn ich nicht eingegriffen hätte, dann wäre das Haus jetzt schon so gut wie verkauft. Du hast dich ja völlig einwickeln lassen von diesem Kerl.“
Sie ahmte den Tonfall des Anwalts nach.
„Wie alt ist das Haus, es ist schon nichts mehr wert, das sind genau die Sprüche, mit denen sie einen aufs Kreuz legen.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn herausfordernd an. Arthur schob den Kopf vor wie ein Kampfhahn.
„Ist das deine Art, Leute zu behandeln? Eine Frau in deinem Alter, und sich dann so hinreißen lassen. Das ist würdelos. Ich hab mich für dich geschämt, dass du es nur weißt.“
Er kam immer mehr in Fahrt und stapfte aufgeregt hin und her.
„Aber das Wildeste überhaupt ist, dass
du
mit dem Anwalt über
mein
Haus gesprochen hast. Wie kommst du überhaupt dazu? Das ist mein Haus, verstehst du? Meines ganz allein. Du hast hier nicht zu bestimmen. Und ob das Haus verkauft wird oder nicht, das geht dich gar nichts an.“
Er merkte, dass er sich etwas vergaloppiert hatte.
„Ähm, ich meine natürlich, wie ich diesem Anwalt sage, dass es nicht verkauft wird. Du weißt schon, was ich meine.“
„Ich weiß ganz und gar nicht mehr, was du meinst. Aber bitte, in Zukunft werde ich mich nicht mehr einmischen. Ich wollte dir nur einen Gefallen tun und dir helfen. Mit deiner zögerlichen Art würde der Kerl ja noch in drei Stunden hier sitzen und dich zutexten. Aber das kann mir ja egal sein.“
Sie warf den Kopf zurück und marschierte an ihm vorbei die Treppe hoch. Arthur sah ihr verblüfft nach. Wie war das jetzt zugegangen? Er war im Recht, und sie rauschte beleidigt davon.
Mit einem gespritzten Apfelwein vertrieb er sich die Zeit, bis sie wieder herunterkommen würde. Aber als sich eine Stunde später immer noch nichts tat, wurde er langsam nervös.
„Wie sieht’s aus, wollen wir zusammen was kochen?“, rief er nach oben.
Wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort.
„Mir ist der Appetit vergangen.“
Na, denn nicht, dann schmoll halt weiter, dachte er zornig. Irgendwann würde sie schon wieder erscheinen, wenn sie Hunger bekam. Er machte es sich auf der Couch gemütlich und schaltete den Fernseher ein. Er war gerade eingenickt, als es an der Haustür klingelte. Wer konnte das jetzt schon wieder sein? Er rappelte sich auf.
„Lieferung für Brandner“, verkündete der Pizzabote.
Noch ehe Arthur den Mund auf kriegte, schoss Leni wie der Blitz an ihm vorbei und entriss dem jungen Mann den Karton.
„Hier sind fünfzehn Euro, stimmt so!“
Sie drehte sich zu Arthur herum und streckte ihm die Zunge heraus. Mit einem triumphierenden Lachen verschwand sie nach oben. Völlig überrumpelt machte Arthur die Haustür wieder zu. Der Duft nach frischem Hefeteig und Oregano stieg ihm verführerisch in die Nase. Knurrend meldete sich sein Magen. Mal sehen, was wir noch im Kühlschrank haben, dachte er frustriert.
Oben in ihrem Wohnzimmer biss Leni ein großes Stück von der Pizza ab und grinste. Handys waren schon eine tolle Erfindung.
Charly war irritiert. Das Gespräch bei diesem Winkler war anders verlaufen, als er es sich vorgestellt hatte. Wie hatte er auch ahnen können, dass da so ein Weibsstück mit Haaren auf den Zähnen dabei war. Aber zwischen den Beiden rauchte die Luft. Das konnte er ausnutzen und einen Keil zwischen sie treiben. Zunächst musste er mehr über die Frau in Erfahrung bringen. Zu dumm, dass er sich ihren Namen nicht notiert hatte. Da fiel sein Blick auf den kleinen Laden ein paar Häuser weiter. Bestimmt wusste man dort Näheres.
‚Arkan Simoglu, Lebensmittel aus aller Welt‘, stand über der Tür. Amüsiert lächelnd betrat Charly den Laden. Sofort raubte ihm der intensive Geruch nach orientalischen Gewürzen den Atem. Er nahm einen Einkaufskorb und schlenderte durch die Gänge. Diese kleinen Läden waren
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