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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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Kaffeekränzchen.“
    „Das ist auch gut so. Ich hasse solche Weiber.“
    Schlecht gelaunt verzog er sich in seinen Sessel und starrte aus dem Fenster. Leni setzte sich auf die Couch.
    „Mach dir keine Gedanken“, versuchte sie, ihn zu beruhigen.
    „Je mehr du sagst, desto mehr denken sie, dass du dich rechtfertigen willst. Irgendwann finden sie ein anderes Thema.“
    Aber Arthur war noch nicht fertig damit.
    „Was stellen die sich eigentlich vor? Wir sind doch in einem Alter, wo wir nicht mehr viel zu erwarten haben. Du hast ja noch deinen Thomas, aber ich? Da kommt nichts mehr.“
    Leni sah ihn tadelnd an.
    „Da kannst du dich ja gleich auf die Friedhofsmauer setzen und warten, bis du runter fällst. Du bist jetzt - sechzig?“
    Arthur nickte.
    „Da hast du doch noch viele gute Jahre vor dir.“
    Er zuckte hilflos mit den Schultern.
    „Früher hab ich nie Zeit gehabt, heute hab ich zu viel davon. Ständig hab ich irgendwelche Malaisen. Hier zwickt was, dort zieht es, alles geht langsamer. Ich kann mir nichts mehr merken, werde richtig schusselig…“
    Leni lachte.
    „Es ist normal, dass wir vergesslich werden. Das hat auch seine Vorteile.“
    Sie zwinkerte ihm zu, und er musste lächeln.
    „Na also, so gefällst du mir schon besser. Du willst doch auf Reisen gehen, hast du mir erzählt. Fang an zu planen. Man muss neugierig bleiben, das ist das Wichtigste.“
    Das musste Arthur erst mal verdauen. Ihm fiel ein, dass sich sein Vater mit sechzig noch jeden Tag zur Arbeit geschleppt hatte. Er war gestorben, kaum dass er die Rente erreicht hatte. Leni hatte Recht. Er konnte sich wirklich nicht beschweren.
    „So ein Mist!“ Leni schimpfte leise vor sich hin. Es war ein gewaltiger Unterschied, ob sie in ihrem Volkshochschulkurs am PC saß oder sich allein im Internet-Café durchschlug. Gerade hatte sie eine viel versprechende Stellenanzeige ausfindig gemacht, und jetzt blockierte dieser Computer. Nichts ging mehr, der Bildschirm war wie eingefroren. Sie schaute hilfesuchend zum Tresen. Aber der nette, junge Mann, der ihr schon zweimal geholfen hatte, war von drei Jugendlichen belagert, die alle gleichzeitig auf ihn einredeten. Das Internet-Café war heute ziemlich voll, vermutlich weil es regnete. Da verzog man sich gerne an ein trockenes Plätzchen.
    Leichte Bürotätigkeit, mehr traute sich Leni nach ihrem langen Hausfrauendasein nicht zu. Aber selbst um solch einen Job zu ergattern, brauchte man eine Menge Glück.
    „So eine Schnapsidee!“, hatte Arthur gesagt, als sie ihm von ihrem Plan erzählte. „Internet, ich wüsste wirklich nicht, wozu man so was braucht.“ Eine echte Hilfe war er nicht.
    „Wenn ich besser bin, kaufe ich mir einen eigenen, kleinen PC. Du wirst schon sehen!“ behauptete sie mit mehr Überzeugung, als sie hatte.
    Leicht verzweifelt schaute sie sich nach Hilfe um. Am Tisch nebenan arbeitete eine Frau konzentriert vor sich hin. Sie mochte in ihrem Alter sein. Trotz der Wärme im Café trug sie zwei Pullover übereinander und noch einen dicken Schal um den Hals. Wahrscheinlich war sie erkältet. Eine Weile beobachtete Leni fasziniert, wie ihre Finger nur so über die Tasten flogen. Dann fasste sie sich ein Herz.
    „Entschuldigen Sie, darf ich Sie kurz stören? Ich bräuchte Hilfe.“
    Die Frau schaute hoch.
    „Was ist denn?“, fragte sie mit heiserer Stimme.
    „Bei mir tut sich nichts mehr, ist alles blockiert.“
    „Probieren Sie es mit Steuerung – Alt – Entfernen.“
    Genauso gut hätte sie Chinesisch reden können. Leni starrte verzweifelt auf die Tastatur.
    „Das hab ich nicht verstanden. Ich bin noch Anfänger.“
    Die Frau stand auf, kam zu ihr herüber und drückte eine paar Tasten.
    „Nun müssen Sie noch die Task beenden und den Computer neu hochfahren.“
    Leni griff zu ihrem Block.
    „Können Sie das bitte noch mal wiederholen?“
    Eifrig notierte sie, was ihr die Frau mit krächzender Stimme diktierte.
    „Sie gehören besser ins Bett“, sagte Leni besorgt, als gleich noch ein Hustenanfall folgte.
    „Das kann ich mir nicht leisten.“
    „Darf ich Sie wenigstens zu einem Kaffee oder Tee einladen? Als Dankeschön?“
    Doch die Frau lehnte ab. Da konnte man nichts machen. Leni hatte die Lust verloren und schaltete ihren Computer aus. Morgen war schließlich auch noch ein Tag.
    Auf dem Rückweg zog sie der Duft aus einer Bäckerei magisch an. Ein Stück Kuchen wäre nicht schlecht. Bei diesem Wetter hatte Arthur vielleicht den Kamin angeworfen, und sie

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