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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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in einen Korbsessel fallen ließ.
    „Ich bin außen herum gelaufen, sie haben mich nicht gesehen. Es ist das zweite Mietshaus in der Querstraße. Ich glaube, die Parterrewohnung.“
    „Ganz schön clever“, sagte Leni anerkennend. „Dann werden wir mal mit den Eltern reden.“
    „Von mir aus können die hier spielen, so oft sie wollen.“
    Arthur freute sich über den heimlichen Besuch. Aber er dachte auch an seinen Ruf im Viertel. Es war bestimmt besser, wenn die Eltern Bescheid wusste, wo sich ihre Kinder aufhielten.
    Arthur und Leni betrachteten das Mietshaus, das einen heruntergekommenen Eindruck machte. Die Balkone waren voll gestellt mit allerlei Gerümpel. Im ersten Stock fristeten ein paar Topfblumen ein Schattendasein, und auf in der Etage darüber hatte ein verrosteter Kühlschrank seine letzte Bleibe gefunden. Der trostlose Anblick passte gut zu der grauen Fassade, an der die Farbe abblätterte.
    „Wir klingeln einfach mal“, schlug Arthur vor und drückte auf einen der Knöpfe. Sie warteten gespannt, ob jemand da war. Statt der Haustür wurde ein Fenster geöffnet, und eine junge Frau streckte ihren Kopf heraus.
    „Ja?“ fragte sie kurz angebunden.
    „Guten Tag. Wir suchen die Eltern von Rick und Melanie. Können Sie uns sagen, ob die hier wohnen?“
    Leni lächelte verbindlich.
    „Einen Moment!“
    Das Fenster wurde wieder geschlossen, und kurz darauf ging die Haustür auf.
    „Kommen Sie rein. Ich bin Petra Färber, die beiden gehören zu mir. Tut mir leid, wenn sie was angestellt haben.“
    Im Flur roch es muffig. Arthur betrachtete stirnrunzelnd ein Fahrrad, des neben der offenen Wohnungstür an die Wand gelehnt war. Es hatte einen platten Reifen, und die Beleuchtung sah auch nicht gerade Vertrauen erweckend aus. Die Frau ging voran und wies den Weg ins Wohnzimmer.
    „Nehmen Sie doch Platz.“
    Das Sofa quietschte empört unter ihrem Gewicht. Über dem abgeschabten Bezug war eine gelbe Decke ausgebreitet. Neugierig sah Leni sich um. Mitten im Zimmer war ein Bügelbrett aufgeklappt, daneben stand ein Korb mit Wäsche. Im Fernsehen lief eine der nachmittäglichen Serien. Die Frau schaltete den Fernseher aus und zog den Stecker des Bügeleisens aus der Steckdose. Sie setzte sich auf eine zweite Couch gegenüber.
    „Also, was haben die zwei ausgefressen?“, wollte sie wissen.
    „Sie haben gar nichts angestellt“, beruhigte Leni die Frau.
    „Sie kommen nur manchmal in unseren Garten. Wir sind der Meinung, dass Sie das wissen sollten, damit Sie sich keine Sorgen machen. Es ist okay, dass sie bei uns spielen.“
    Die Frau lehnte sich erleichtert zurück.
    „Wie schön, dass zur Abwechslung mal jemand nicht schimpft. Ich hab nicht immer Zeit, mich um die beiden zu kümmern. Da hauen sie schon mal für ein paar Stunden ab. Es ist ihnen zu langweilig allein in der Wohnung. Hier in den Garten dürfen sie nicht. Der Vermieter hat Angst um seinen Rasen.“
    Sie sah entsetzlich dünn und blass aus. Das ausgeleierte T-Shirt, das sie trug, schlotterte um ihre Taille. Mit einer müden Bewegung strich sie sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht und nestelte an ihrem Haargummi, um den nachlässig gebundenen Pferdeschwanz zu richten.
    „Bevor Sie fragen, ich bin allein Erziehende. Der Vater der beiden hat sich verdünnisiert.“
    Ihr Mund zog sich zu einem dünnen Strich zusammen. Aber dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.
    „Wir kommen auch allein ganz gut zurecht. Die beiden sind sehr lieb, ich bin wirklich froh, dass ich sie habe“, fügte sie fast trotzig hinzu.
    „Ich finde Ihre Kinder auch ganz reizend. Es ist schön zu sehen, wie Rick auf seine kleine Schwester aufpasst.“
    Die beiden Frauen waren sich auf Anhieb sympathisch. Leni konnte sich gut vorstellen, dass es nicht immer leicht war für diese Frau Färber.
    „Ich arbeite im Supermarkt, stundenweise. In der Zeit sind die Kinder dann sich selbst überlassen. Irgendwie muss ich ja Geld verdienen. Hartz IV allein reicht nicht.“
    Arthur war erschüttert. Es war ein gewaltiger Unterschied, ob man über Armut in der Zeitung las oder unmittelbar sah, welche schlimmen Auswirkungen sie hatte. Verwöhnt waren die beiden Kinder bestimmt nicht. Wenn er da an seine Söhne dachte, da hatte es ganz anders ausgesehen.
    „Vielleicht sollten wir uns erst einmal vorstellen“, fiel Leni ein.
    „Das ist Herr Winkler. Er wohnt in dem Haus mit der weißen Gartenmauer hier um die Ecke. Und mein Name ist Brandner, Leni Brandner. Ich wohne

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