Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
dort zur Untermiete. Zum Haus gehört ein ziemlich großer Garten. Die Kinder haben ein Loch im Zaun entdeckt, hinten an der Grenze zum Nachbargrundstück. Das ist natürlich unwiderstehlich, und so schleichen sie sich manchmal bei uns ein. Aber sie haben nichts kaputt gemacht. Und wir mögen Kinder.“
„Sie sind diese Leute aus der Wohngemeinschaft?“ fragte die Frau gedehnt.
Leni wurde rot. Arthur kam ihr zu Hilfe.
„Ich weiß nicht, was Sie über uns gehört haben, aber das ist alles Unsinn.“
Die Frau lächelte. Leni entdeckte, dass sie eigentlich recht hübsch war.
„Wissen, Sie, ich gebe nichts auf Tratsch. Wenn es danach geht, bin ich sowieso unten durch. Zwei Kinder und kein Mann, da können Sie sich ja vorstellen, was so alles über mich im Umlauf ist.“
Leni dachte an den bösen Streich, den die Leute im kleinen Laden Barbara gespielt hatten, und nickte.
„Ja, es ist ganz erstaunlich, was für eine blühende Fantasie manche Menschen entwickeln, wenn etwas ein bisschen außerhalb der Norm ist. Na, dann haben Sie bestimmt nichts dagegen, wenn Rick und Melanie sich bei uns aufhalten.“
„Überhaupt nicht! Es wäre wirklich eine große Erleichterung für mich. Dann sind sie wenigstens weg von der Straße. Ich mache mir immer Sorgen, wenn sie allein unterwegs sind. In der Stadt kann alles Mögliche passieren. Und hier im Viertel gibt es einige ältere Kinder, die gerne mal die Kleineren verdreschen. Rick kam erst letzte Woche wieder mit einem blauen Auge nach Hause.“
Vor Entsetzen wusste Leni nicht, was sie sagen sollte. Angestrengt starrte sie auf den Teppichboden, der so alt war, dass man die ursprüngliche Farbe kaum noch erkennen konnte. Arthur räusperte sich.
„Kommen Sie doch einfach mal bei uns vorbei, auf einen Kaffee oder so. Dann können Sie sich davon überzeugen, dass wir ganz normale, harmlose Leute sind.“
Petra lachte.
„Gefährlich sehen Sie nun wirklich nicht aus.“
Arthur lächelte versonnen.
„Ich habe auch zwei Kinder, zwei Jungs. Die sind natürlich schon aus dem Haus und wohnen ziemlich weit weg. Vielleicht kriege ich irgendwann mal Enkel, aber das kann noch eine Weile dauern. In der Zwischenzeit kümmern wir uns einfach ein bisschen um Ihre zwei. So eine Art Aushilfs-Großeltern. Was halten Sie davon?“
„Das hört sich super an. Und danke für die Einladung. Ich komme bestimmt vorbei. Mittwoch Nachmittag habe ich meistens frei.“
„Super. Schneien Sie einfach bei uns rein. Irgendjemand ist immer zu Hause.“
Die drei erhoben sich, und Petra begleitete ihre Gäste zur Wohnungstür. Arthurs Blick fiel auf das kaputte Fahrrad.
„Ist das Ihres?“
Petra nickte.
„Wenn Sie nichts dagegen haben, könnte ich den Platten reparieren und das Rad mal auf Vordermann bringen.“
Petra schüttelte bedauernd den Kopf.
„Das ist sehr nett, aber wissen Sie, gerade diesen Monat ist es wirklich sehr knapp mit dem Geld bei uns. Rick braucht ein paar neue Sachen für die Schule. Es macht mir nichts aus, zur Arbeit zu laufen, wirklich nicht.“
Arthur war ganz entrüstet.
„Ich will doch kein Geld von Ihnen. Wissen Sie, ich bastle gerne, und mir würde es Spaß machen, Ihr Rad zu reparieren.“
„Das kann ich nicht annehmen. Vielleicht nächsten Monat, wenn es nicht gar so teuer wird“, überlegte Petra.
Leni nahm das Fahrrad von der Wand und drückte Arthur den Lenker in die Hand.
„Wissen Sie, wie schwierig es ist, einen älteren Herren bei Laune zu halten? Wenn Arthur nichts zu tun hat, wird er richtig grantig.“
Energisch schob sie ihn in Richtung Haustür und winkte der Frau noch einmal zu.
„Wenn Sie nächsten Mittwoch vorbei kommen, können Sie es wieder mitnehmen. Und grüßen Sie Ihre zwei Racker von uns.“
Bevor Petra etwas sagen konnte, waren Leni und Arthur schon draußen. Schweigend gingen sie die Straße hinunter, begleitet vom rhythmischen Quietschen des Fahrrads.
„Hast du das Wohnzimmer gesehen? Noch nicht mal eine Topfpflanze gibt es. Die Gardinen sind uralt. Aber alles ist sauber und ordentlich. Viel Platz haben die da nicht. Ich glaube, sie schläft auf der Couch.“
Auch Arthur schaute betroffen drein.
„Wenn ich mir vorstelle, dass Kinder so aufwachsen, das prägt sie doch für ihr ganzes Leben.“
Da musste noch ein bisschen mehr geholfen werden als nur mit einer Fahrradreparatur. Er war sicher, dass Leni genauso dachte.
Der Kaffeetisch auf der Terrasse war schon gedeckt, als Petra Färber ein paar Tage später
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