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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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Winston starb allein; doch sein Leben war noch nicht vorbei. Er erwachte in seinem Büro bei WFYI, wo das erste seiner vielen Leben so abrupt geendet hatte. An den Wänden Reporter-Einsatzpläne, ein gerahmtes Foto von Linda auf dem Schreibtisch, der gläserne Briefbeschwerer, der zerbrochen war, als er sich vor so langer Zeit an die Brust gefasst und den Telefonhörer fallen gelassen hatte. Er sah auf die Digitaluhr im Bücherregal:
    12:57 18 Okt 88
    Noch neun Minuten zu leben. Keine Zeit mehr, an etwas anderes zu denken als an den bedrohlich näher rückenden Schmerz und das Nichts.
    Seine Hände begannen zu zittern, aus seinen Augen quollen Tränen.
    »He, Jeff, wegen dieser neuen Kampagne …« Der Werbeleiter Ron Sweeney stand in der offenen Bürotür und starrte ihn an. »Herrgott, Jeff, du bist ja kreidebleich im Gesicht! Was ist los?«
    Jeff sah wieder auf die Uhr:
    1:02 18 Okt 88
    »Mach, dass du rauskommst, Ron!«
    »Kann ich dir ein Alka-Seltzer oder so was holen? Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Hau schon ab, verdammt noch mal!«
    »Hey, tut mir Leid, ich wollte doch nur …« Sweeney zuckte mit den Achseln und drückte die Tür zu.
    Das Zittern in Jeffs Händen griff auf die Schultern über, dann auf den Rücken. Er schloss die Augen, biss sich in die Oberlippe und schmeckte Blut.
    Das Telefon klingelte. Mit bebender Hand nahm er den Hörer ab, schloss den weiten Kreis, der vor so vielen Leben begonnen hatte.
    »Jeff«, sagte Linda, »wir brauchen …«
    Der unsichtbare Hammer krachte auf seine Brust, tötete ihn ein weiteres Mal.
    Er erwachte wieder, blickte in Panik zu den glühenden roten Ziffern hinüber:
    1:05 18 Okt 88
    Er schleuderte den Briefbeschwerer auf die Uhr, zerschmetterte ihr rechteckiges Plastikgesicht. Das Telefon klingelte und klingelte fort. Jeff übertönte das Geräusch mit einem Schrei, einem animalischen Brüllen, und dann starb er und erwachte wieder mit dem Telefon bereits in der Hand, hörte Lindas Worte und starb wieder und wieder und wieder: Erwachen und Sterben, Bewusstheit und Leere wechselten einander so schnell ab, dass er es kaum mehr mitbekam, immer um den Moment jener ersten peinigenden Agonie in seiner Brust zentriert.
    Jeffs gequälter Geist schrie um Erbarmen, doch es wurde ihm keines gewährt. Er suchte nach einem Ausweg, ob im Wahnsinn oder im Vergessen, darauf kam es nicht mehr an … Doch er sah noch und hörte und fühlte, blieb sich der ganzen Qual bewusst, blieb ohne Unterbrechung der schrecklichen Dunkelheit des Nichtlebens, des Nichttodes ausgeliefert - dem andauernden, paralysierenden Moment des Sterbens.
    »Wir brauchen…«, hörte er Linda sagen, »… ein Gespräch.«
    Irgendwo war Schmerz. Es dauerte eine Weile, bis er den Ursprung ausgemacht hatte: seine Hand, die sich um den Telefonhörer gekrampft hatte. Jeff entspannte die Finger, und der Schmerz in seiner verschwitzten Hand ließ nach.
    »Jeff? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Er versuchte zu sprechen, aber brachte nichts als ein gutturales Geräusch heraus, das halb Stöhnen, halb Knurren war.
    »Ich habe gesagt, wir müssen miteinander reden«, wiederholte Linda. »Wir müssen uns zusammensetzen und ein aufrichtiges Gespräch über unsere Ehe führen. Ich weiß nicht, ob an diesem Punkt überhaupt noch etwas zu retten ist, aber ich glaube, einen Versuch ist es wert.«
    Jeff öffnete die Augen, blickte auf die Uhr im Bücherregal:
    1:05 18 Okt 88
    »Willst du mir nicht antworten? Begreifst du, wie wichtig das für uns ist?«
    Die Ziffern auf der Uhr wechselten lautlos, sprangen um auf 1:08.
    »Ja«, sagte er, zwang sich, die Worte zu bilden. »Ich verstehe. Wir werden miteinander reden.«
    Sie atmete laut aus. »Es ist überfällig, aber vielleicht noch nicht zu spät.«
    »Wir werden sehen.«
    »Meinst du, du könntest heute früher nach Hause kommen?«
    »Ich werd’s versuchen.« Seine Kehle war trocken und wie zusammengeschnürt.
    »Ich seh dich dann, wenn du heimkommst«, sagte Linda. »Wir haben eine Menge zu bereden.«
    Jeff legte auf und starrte auf die Uhr. Die Anzeige sprang um auf 1:09.
    Er fasste sich an die Brust, fühlte den gleichmäßigen Herzschlag. Am Leben. Er lebte, und die Zeit hatte ihren normalen Fluss wieder aufgenommen.
    Aber war er überhaupt jemals unterbrochen worden? Vielleicht hatte er ja einen Herzanfall erlitten, doch nur einen kleinen, gerade so schlimm, um ihn über die Schwelle zum Halluzinieren zu treiben. Dafür gab es Beispiele; er selbst hatte den

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