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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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noch Max.
    Dr. Johann Sebastian Leitmeiers Klinik war in der Weißdornstraße Nummer fünfzehn. Koko war beeindruckt. Nach Leitmeiers bescheidenem Auftreten in der Detektei hätte er den Luxus, den er hier antraf, nicht vermutet. Ein rhododendronumstandener Kiesweg führte an Leitmeiers Villa vorbei durch einen Park mit altem Baumbestand. In der Mitte einer Lichtung befand sich ein Teich. Ein Schwanenpaar schwamm majestätisch daher. Die Klinik, ein nüchterner Flachbau aus Glas und Beton, stand hinter dem Park in einem Rosengarten.
    Leitmeier war kaum wiederzuerkennen. Aschfahles Gesicht, schwarze Ringe um rote Augen, unrasiert, ungekämmt. Seinem Atem entströmten Kognakwolken. Der Arzt zitterte von Kopf bis Fuß, schüttelte Konrad die Hand und bat ihn durch eine gläserne Flügeltür in die Eingangshalle. Hinter einem halbrunden Tresen arbeitete eine junge Frau am Computer. Sie erhob sich, nickte Konrad freundlich zu und sah fragend zu ihrem Chef. Der sagte: „Es ist alles in Ordnung. Professor Humbold hat zugesagt. Er ist mit zwei Assistenten auf dem Weg hierher. Ich bleibe noch, bis die drei eintreffen“, und erklärend zu Konrad, „ich kann nicht mehr. Dr. Humbold, emeritierter Professor aus München, wird mich vertreten, bis meine Welt wieder in Ordnung ist. – Wo ist Barbara?“, fragte er die Dame am Computer.
    „Im Schwesternzimmer. Instruiert entsprechend Ihren Anweisungen die Kolleginnen. Auf der Station ist alles ruhig.“
    „Sehr gut. Kommen Sie bitte, Herr Konrad, hier geht’s lang.“
    Er führte Koko zum Ende der Halle, von dort durch einen schmalen Gang zu Büros und Ärztezimmer. Übergangslos sagte Leitmeier, als sie sich im Besprechungszimmer gegenübersaßen: „Max und Erika. Schaffen Sie sie mir bei, koste es, was es wolle.“
    Koko nickte. „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Entführungsserie. Wann und wo ist Max zuletzt gesehen worden?“
    „Kaffee? Tee? Kognak?“
    „Wie bitte? Ach so, ja! Gern – eine Tasse Kaffee.“ Koko war irritiert: Kaffee, Tee, Kognak!
    Leitmeier bestellte Kaffee und berichtete: „Ich kam von einem Kongress aus London zurück und schaltete nach Verlassen des Flugzeugs auf dem Flughafen mein Mobiltelefon wieder ein, vielmehr wollte ich es, doch die Batterie war leer, weiß der Teufel, seit wann. Ich erfuhr also erst hier, dass nun auch Max vermisst wird. Er hatte während der Morgenvisite einen Anruf erhalten, war Hals über Kopf davongestürzt und ist seitdem verschwunden. Ganz gewiss nicht aus freiem Willen. Für den Nachmittag waren zwei unaufschiebbare Operationen vorgesehen, die er unbedingt selbst ausführen, zumindest überwachen wollte.“
    „Wie viele Ärzte sind in Ihrer Klinik tätig?“
    „Außer mir und meinem Sohn noch drei.“
    „Hat Ihr Sohn mit dem Anrufer gesprochen?“
    „Kein einziges Wort. Und ist wortlos fortgerannt.“
    „Ihre Telefonanlage hält doch hoffentlich die Nummern eingehender Gespräche fest?“
    „Richtig. Aber Max wurde auf seinem Handy angerufen und das hat er mitgenommen. Es ist abgeschaltet. Dennoch versucht die Sekretärin ständig, ihn zu erreichen.“
    „Wer war bei dem mysteriösen Telefonat zugegen? Kann ich die Namen haben und Adressen?“
    „Selbstverständlich, ich veranlasse das sofort.“
    Eine hübsche Asiatin kam mit einem beladenen Tablett herein. „Yinga! Ich brauche eine Liste der Teilnehmer an der gestrigen Frühvisite und ihre Adressen. Ursula soll sie ausdrucken, jetzt gleich, und hierherbringen.“
    „Von dem Mobiltelefon Ihres Sohnes brauche ich die Nummer. Mit etwas Glück hilft uns das weiter.“
     
    ***
     
    Raabe hatte hochgesehen zum vierten Stock, wo Edmund Konrads Frau hinter der Gardine stand, und war mit gemischten Gefühlen neben dem flinkeren Kollegen behäbig ins Auto gestiegen. Der Job ging ihm gewaltig gegen den Strich. Darum war jetzt seine Aufforderung „Zum Blumenladen am Hauptfriedhof!“ ziemlich harsch ausgefallen. Den Gedanken, den Fall abzugeben, verwarf Raabe, noch ehe er ihn zu Ende gedacht hatte. Er würde Koko auf keinen Fall im Stich lassen, war er selbst doch ebenfalls der Überzeugung, dass ein dickes Ding am Kochen war. Er musste es angehen.
    „Nach dem Blumenladen müssen wir uns die Tankstellen der Umgebung vorknöpfen. Halt! Zuvor noch den Pedell befragen.“
    Knöpfle nickte. Seine Aufmerksamkeit galt der Straße, trotz des Kaleidoskops, das durch seinen Kopf klickte: aufgelöst in Luft – Polo am Friedhof – vom Erdboden verschluckt – Schüler

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