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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Reuther
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ermordet – fünfter Hochzeitstag – Blumen (Rosen?) ... Er räusperte sich: „Wenn Sie mich fragen, dieser Edmund Korner passt nicht ins Bild.“
    „Konrad“, antwortete Raabe und schnallte sich an, da er einen Streifenwagen entgegenkommen sah. Knöpfles Bemerkung verwunderte und freute ihn. Hab ihn bislang offensichtlich falsch eingeschätzt, stellte er nun fest.
    „Edmund Konrad. Ins Bild passt er nicht. Fahnden müssen wir trotzdem nach ihm. Es wäre gut, ihn zu finden, vor allem für ihn.“
    „Klar. Fahnden nach seinem möglichen Entführer aber ebenfalls.“
    „Ja. Sollten wir. Wir haben nur nicht das Recht, es zu tun – es ist Hübners Ressort.“
    Der Kommissar warf einen Blick auf den Hauptkommissar. Der sah aus dem Fenster, einer grölenden Horde hinterher, sodass Knöpfle lediglich dessen Hinterkopf erhaschte mit dem linken, puterroten Ohr, dem seit einem wüsten Schusswechsel in der Löwengasse das Läppchen fehlte, das Ohrläppchen. Raabes Antwort erstaunte ihn, hatte er doch mit einem stereotypen „Ich frage Sie aber nicht“ gerechnet – nicht ahnend, dass Raabe sich vor wenigen Sekunden vorgenommen hatte, ab hinfort weniger schroff mit seinem bislang unterschätzten Mitarbeiter umzugehen.
    Knöpfle steuerte das Fahrzeug die Hartmann-Ibach-Straße hoch, an der Nummer hundertdreiundsiebzig vorbei, und rief sich die Straßen von hier bis zum Friedhof in Erinnerung. Als Bub hatte er in der Richard-Wagner-Straße gewohnt. Er fand den Weg mit Leichtigkeit durch Butzbacher-, Münzenberger, Rat-Beil-Straße und dann rechts ab in die Eckenheimer.
    Sie stellten ihr Dienstfahrzeug genau an der Stelle ab, wo Edmund Konrads Polo gefunden wurde. „Raskolnikoffs Blumenboutique“ stand über der Eingangstür. Silberne Glöckchen bimmelten, als sie eintraten. Die junge Verkäuferin begrüßte sie und erkundigte sich nach ihren Wünschen.
    „Ich bin Hauptkommissar Raabe von der Kriminalpolizei Frankfurt und das ist mein Kollege Knöpfle.“
    Ihre Miene verfinsterte sich auf der Stelle. Er zeigte seinen Ausweis vor und legte Konrads Foto auf die Theke zwischen einer Rolle Krepppapier und einem Zigarrenkasten mit grünen Drahtstäbchen.
    „Sie arbeiten hier als Verkäuferin, ist das richtig?“
    Die junge Dame nickte.
    „Würden Sie uns Ihren Namen sagen?“
    „Lolita Biric, mit C am Ende.“
    „Hat dieser Mann gestern, ungefähr um halb zwei, bei Ihnen Blumen gekauft?“
    Erst jetzt gewahrte sie das Bild, das der Kommissar vor sie hingelegt hatte.
    „Ui! Das ist ja der Lehrer, der einen Schüler umgebracht hat!“, rief sie begeistert. „Aber ich hatte Pause von eins bis drei.“
    „Wer den Schüler umgebracht hat, muss sich erst noch herausstellen. War das Geschäft während Ihrer Pause geschlossen?“
    „Oh nein, der Geschäftsführer vertrat mich, Herr Sehring.“
    „Und wo ist Herr Sehring jetzt?“
    „Hinten im Lager. Ein Gärtner bringt frische Schnittblumen. Er muss aber gleich – da kommt er ja!“
    Die Hintertür war aufgegangen und im Rahmen stand ein Einarmiger, mittelgroß und hager, mit einer betont kühnen Stirn, kantigem Gesicht, auffallend bleich.
    „Wollen die Herren der Polizei zu mir?“ Er trat auf die Beamten zu, streckte erst Knöpfle, dann Raabe seine Linke entgegen und sagte: „Sehring.“ Raabe nannte ihre Namen und deutete auf Konrads Foto, das noch auf der Theke lag. Der Geschäftsführer nahm das Foto in die Hand, nickte eifrig und sagte: „Ja. Der war hier. Und sehr in Eile.“
    „Um welche Zeit?“
    „Das kann ich Ihnen genau sagen. Die alte Kasse registriert Betrag, Datum und Uhrzeit. Der Herr hat Rosen gekauft, fünf Perniciana, daran erinnere ich mich genau, das machte fünf mal sechs Euro fünfzig, ich muss nur die Zeit neben dem Betrag von … Moment bitte“, unterbrach er sich und tippte auf seinem Taschenrechner herum, „zweiunddreißig Euro fünfzig auf der Kopie des Kassenstreifens ablesen – es war – ein Momentchen – um dreizehn Uhr zweiundvierzig.“
    Die Verkäuferin steckte ein Bukett und blickte dabei verstohlen zu den Kriminalbeamten hinüber.
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Fahrzeug abgeschlossen habe“, flüsterte Knöpfle, „ich seh rasch nach.“
    Na Prosit, dachte Raabe, mit der Dienstwaffe im Handschuhfach! Raabe musterte Sehrings Physiognomie. Verschlagen und hinterhältig, dachte er bei sich und fragte beiläufig: „Woher wussten Sie, dass wir von der Polizei sind?“
    „Ich sah Sie durchs Fenster des Lagers aus dem

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