Requiem für eine Sängerin
elektronischen Sensoren an den Eingängen verkabelt, sodass Musiker und Techniker auf dem Weg zum Podium Metalltüren passieren mussten. Einige Mitglieder von Chor und Orchester ließen sich durch die enormen Sicherheitsmaßnahmen einschüchtern; einige Bläser mussten ihre Instrumente davor bewahren, von Polizisten auseinander genommen zu werden. Nachdem es zwischen einem Posaunisten und einem Zivilbeamten beinahe zu Handgreiflichkeiten gekommen war, wurden die Sicherheitsmaßnahmen etwas diskreter gehandhabt.
Das schmale Kirchenschiff erlegte der Größe des Orchesters Grenzen auf, dennoch war der gesamte Bereich vor den Chortreppen mit Notenständern und Stühlen zugestellt. In dem engen Raum des Triforiums über dem Kirchenschiff nahmen die Trompeter auf Hockern Platz. Es war die Entscheidung getroffen worden, ausgewählte Mitglieder des örtlichen professionellen Kammerorchesters in das Jugendorchester zu setzen.
Die erste Probe verlief mäßig. Der Dirigent hatte echte Probleme mit den Bläsern und einem allzu enthusiastischen Beckenspieler. Durchsuchungen der Polizei und schnuppernde Polizeihunde in den Gängen trugen nicht gerade zur Entspannung bei, aber am späten Vormittag herrschte wieder eine Atmosphäre der Entschlossenheit und Zielstrebigkeit. Die Mittagspause, die wegen des Nieselregens drinnen stattfand, verlief beinahe fröhlich. Es blieb nur noch Zeit für eine Probe, bis die Solisten eintrafen, daher erklärte der Dirigent, er sei für einen Gesamtdurchlauf bereit, was auf Chor und Orchester gleichermaßen eine elektrisierende Wirkung hatte. Zum ersten Mal seit Beginn der Proben spürten viele der Musiker, wie sich ihre Nackenhärchen aufrichteten und der Nervenkitzel einsetzte, den nur große Musik bereiten kann.
Die Maßnahmen der Polizei wurden hektischer. Sämtliche Mitglieder von Orchester und Chor hatten einem Team von sechs uniformierten Beamten ihre Namen, Adressen und Telefonnummern angeben müssen, und nun wurde jedes vorhandene Telefon genutzt, um die Angaben zu prüfen. Cooper war überzeugt, dass sie die Arbeit beenden würden, bevor die Aufführung begann, bis Fenwick allen die Stimmung verhagelte, indem er sagte, dass auch die Organisatoren, der Freundeskreis der Kathedrale und die Techniker überprüft werden müssten. Blite blieb keine andere Wahl, als zuzustimmen. Da die Leute ständig in der Kathedrale herumliefen, ging Cooper schließlich dazu über, ihnen mit Filzstift einen rosa Punkt auf den Handrücken zu malen, wenn ihre Personalien aufgenommen worden waren – um den Überblick zu behalten.
Schließlich sagte er: «Alles fertig, Sir. Wir haben alle Namen erfasst.»
«Wer ist das da oben?» Coopers Blick folgte Fenwicks ausgestrecktem Arm zum Triforium.
«Die Trompeter, Sir; sie sind alle überprüft.»
«Nein, daneben – der mit dem Mikrofon.»
«Das ist ein Tontechniker, Chief Inspector.» Der Vorsitzende des Organisationskomitees stellte sich lächelnd neben sie.
«Ich habe nichts von einem Mitschnitt gehört.»
«Ich dachte, man hätte es Ihnen gesagt. Sehen Sie, ich habe einen Brief hier, in dem die Einzelheiten bestätigt werden.»
«Der ist auf den letzten Monat datiert.»
«Ich weiß. Die arme Katherine Johnstone hatte es organisiert, und um ehrlich zu sein, wir hatten es alle vergessen. Doch dann bestätigten sie die Vereinbarungen aus heiterem Himmel; schrieben mir direkt, weil sie Kate nicht erreichen konnten. Und es ist eine exzellente Vereinbarung. Die Stiftung erhält eine Garantiezahlung für die Rechte an der Aufzeichnung und einen Anteil an den Tantiemen.»
Fenwick studierte das Blatt. Es trug den Briefkopf einer unbekannten Plattenfirma und sah echt aus. Eine Fotokopie von Katherine Johnstones in einer Ecke stark beschmutztem Brief war daran festgeklammert. Es war ein geschwätziger Brief, nicht so sachlich, wie er erwartet hätte. Er gab ihn zurück; inzwischen war er übervorsichtig und zog alle und jeden in Zweifel.
«Möchten Sie das auch überprüft haben, Sir?»
«Kann nicht schaden, Cooper. Sehen Sie zu, ob Sie verifizieren können, wer den Brief unterschrieben hat und ob der Techniker da oben tatsächlich für die Firma arbeitet.»
Cooper näherte sich dem Tontechniker, als der gerade zum letzten Mal die Mikrofone beim Chor überprüfte. Durch den Lärm der Bläser oben konnte man sein eigenes Wort kaum verstehen. Eine Trompete spielte immer noch völlig falsch.
Der Tontechniker war groß, selbst wenn er sich bückte, wirkte aber
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