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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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er beinahe mich weggeblasen, bloß, weil ich mal pissen gegangen bin. Mann, der ging mir vielleicht auf den Keks.«
    »Was war am Montag?«
    »Nichts.«
    »Wie, nichts? Da muss doch was passiert sein.«
    »Ich sag’ doch: nichts. Ich musste ihm nur Kleingeld besorgen, jede Menge Groschen. Damit zockelte er alle Stunde rüber zur Telefonzelle, um irgendwen anzurufen. Ansonsten lag er nur auf der Liege, trank ab und zu ein bisschen Saft oder Wasser. Nie Kaffee, nie Alkohol.«
    »Wann ist denn wieder etwas passiert?«
    »Am dritten Tag, also am Dienstag. Da war ich in der Innenstadt. Natürlich habe ich über die Sache mit Ede die Schnauze gehalten, Also, da kommt ein Kumpel und bringt zwei Neue mit, einen Mann, eine Frau. Das ist nichts Besonderes, weil andauernd Neue kommen, denn den Leuten geht’s ja nicht so gut. Wir stehen da also so am Bahnhof rum und nehmen eine Dose Bier, und ich guck’ mir die so an. Nanu, denk ich, ist das jetzt ‘ne neue Mode? Die waren nämlich auch nicht von unserer Sorte, genauso wenig wie mein Freund Ede.«
    »Moment mal«, sagte ich und legte die Bilder vor ihn hin. »Das war also dein Ede, mein Lewandowski, richtig?«
    »Richtig. Mann, sieht der da mies aus.«
    »Und das hier waren die beiden Neuen, auch richtig?«
    »Ja, tatsächlich! Woher hast du das? Wer waren die überhaupt?«
    »Auch Geheimdienstbullen. Weiter.«
    »Na ja, wir kamen dann so ins Quatschen und sie sagten, sie kämen von Wesel runter. Sie wollten langsam durchtrampen bis Spanien, von wegen Sonne und so. Ich hab’ kein Wort geglaubt. Die hatten zwar alte Klamotten an, aber sie hatten nicht mal dreckige Fingernägel, und an so was merkt man, ob einer echt ist oder nicht. Dann ließen sie die Katze aus dem Sack und fragten nach Ede. Sie sagten, er wäre ein Kumpel aus alten Zeiten. Ich hab’ mich dann langsam verkrümelt, bin hierher und hab’ das Ede erzählt. Da hat er nur gegrinst, sonst nichts.«
    »Ist sonst noch was passiert am Dienstag?«
    »Nichts, nur dass mir mein Kumpel Ede gewaltig auf den Zwirn ging. Er sagte nichts, verstehst du, die ganze Zeit kein Wort. Da wirste ja verrückt. Ich dachte dauernd, wie ich ihn loswerden und wieder mit Elsie bumsen kann.«
    »Was war Mittwoch?«
    »Mittwoch sollte ich für ihn eine Bahnfahrkarte kaufen. Erster Klasse nach Basel, und alle halbe Stunde ging er zu seiner Zelle, um zu telefonieren.«
    »Hast du die Fahrkarte gekauft?«
    »Na klar. Kaum hat er sie, da gibt er mir schon wieder einen Haufen Blaue und sagt, ich soll ein Flugticket nach Kopenhagen kaufen. Aber das habe ich dann nicht mehr gemacht, daraus wurde nichts mehr. Unten fuhr nämlich plötzlich so ein Geländewagen vorbei. Als er den sah, sagte er: >Jetzt wird es aber Zeit!< Er wartete nur noch, bis die Karre um die Ecke war, dann haute er ab. Er hatte die Bündel Bares eingesteckt und …«
    »Er ist ohne den Koffer weg?«
    »Ja, ist er. Es muss so gegen acht gewesen sein und schon dunkel. Er rannte ohne Koffer los.«
    »Mann, wo ist der denn jetzt?«
    Erstaunt sah er mich an. Wie konnte man sich nur wegen einem Koffer so aufregen?
    »Na, unter meinem Bett hier. Aber Zaster ist keiner mehr drin, den hat er mitgenommen.«
    »Hast du eine Ahnung, wie viel Geld das war?«
    »Also ich schätze mal, abgesehen von den Blauen, mindestens dreißig Riesen. Reicht schon für ‘ne Weile.«
    »Zeig mir den Koffer.«
    »Muss ich den abgeben? Der sieht echt gut aus.«
    »Sicher. Besser, ich nehme ihn gleich mit.«
    Es war ein teurer, schwarzer Lederkoffer mit Stahlverstärkung. Wäre er verschlossen gewesen, hätten wir Probleme gehabt. Darinnen lagen zwei schwere Smith and Wessen-Revolver und ein ultramodernes Gewehr mit vielen Plastikteilen. Dann der Anzug, ein beiges Hemd, eine weinrote Krawatte, sechs Pässe.
    »Lieber Himmel!« Für eine Sekunde sah ich schon meine Sensationsreportage vor mir, Baumeister, der Starreporter. Dann war ich wieder in der Wirklichkeit. Hier und jetzt bedeutete dieser Fund vor allem eins: höchste Gefahr.
    Das hatte sogar mein Freund mit der Mundharmonika begriffen, denn er sagte wehmütig: »Zuerst wollte ich das ja alles verscheuern. Was meinste, was du für die Sachen kriegen würdest! Jeden Winter in Südfrankreich … Aber dann hab’ ich gedacht, das ist mir doch zu heiß. Und du siehst mir auch nicht hart genug aus, um mit der Sorte Typen fertig zu werden. Vielleicht sollten wir das Ding einfach irgendwo verscharren und alles vergessen.« Ich ignorierte ihn und dachte

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