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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Backofentür und machte Feuer. Er meinte: »In zehn Minuten ist es warm.« Dann knipste er eine Stehlampe aus den fünfziger Jahren an, tütenförmig, hässlich und heute sehr gesucht.
    »Wieso liegen hier Versorgungsleitungen?«
    Er lachte und breitete die Arme aus. »Hier liegen doch gar keine Versorgungsleitungen, oder siehst du was? Weißt du, als der Bonze, der das hier gebaut hat, vor einem Jahr in den Knast musste, weil er irgendwen beschissen hat, hab’ ich ihm gesagt, ich würde auf den Bau aufpassen, bis er rauskommt. Die Leitungen lagen da schon vorm Haus, ich hab’ sie nur verlängert, verstehst du?«
    »Das merken die Stadtwerke doch.«
    »Merken die nicht, weil es nicht auf ihrem Plan ist. Fällt unter Leitungsverlust. Die Bullen, die hier durchkommen, sagen nichts, weil ich nicht kriminell bin.«
    »Aha.«
    »Willst du ein Bier, einen Korn oder beides?«
    »Hast du Kaffee?«
    »Habe ich. Aber das Schälchen kostet normalerweise eine Mark, sonst komme ich nicht auf meine Kosten.« Ich wollte ihn zum Teufel schicken, dann musste ich grinsen. »Ich bezahle fünf Schälchen. Darf ich rauchen?«
    »Du bist witzig«, sagte er verwirrt.
    »Ich bin für Höflichkeit«, sagte ich. »Du bist ein guter Typ, also bin ich höflich.«
    »Wenn du mir so kommst, frage ich mich, was du wirklich willst. Du musst viel wollen. Was liegt an?«
    »Ein Mord.«
    Er stand da, sah mich mit ganz wachen Augen an und meinte schließlich: »Das kostet fünfhundert Mark«, sagte er langsam. »Das kostet dich die Kleinigkeit von fünfhundert Mark.«
    Ich wurde allmählich wütend. »Hör zu: Ich habe vierhundert hingeblättert, um überhaupt mit dir reden zu können. Jetzt soll ich einen halben Riesen opfern für etwas, das ich nicht mal kenne? Wenn du dann nach der zweiten Frage passt, sehe ich schön alt aus.«
    »So isses nicht«, meinte er zögernd. »Ich muss ja nicht passen.«
    »Mit anderen Worten: Er war hier bei dir?«
    Er nickte und goss kochendes Wasser auf den Pulverkaffee. »Ich wusste genau, dass das faul ist mit dem, ich habe es gerochen. Nein, ich mache es nicht für fünfhundert, ich mache es überhaupt nicht. Ich habe hier die warme Bude, und wenn die Zivilbullen auftauchen, geht das alles den Bach runter.«
    »Verdammt noch mal, jetzt hör mir mal zu: Ich recherchiere seit Tagen an dieser Scheißgeschichte herum, ich kriege ein Ding ins Bein geballert, ich werde von irgendwelchen großkotzigen Bundesanwälten rumgestoßen. Und du stehst da und willst einfach die Schnauze halten, nachdem du kassiert hast. Nicht mit mir, mein Freund.«
    Er musterte mich mit seinen wässrigen Augen, sagte aber nichts. Dann zuckte er die Achseln.
    »Beruhige dich, komm erst mal wieder auf den Teppich. Trink deinen Kaffee.« Er stellte die Tasse vor mich hin. »Wülste Kekse?« Das war das Letzte, was ich jetzt brauchte: ein netter Kaffeeklatsch in einer Hausruine. Aber ich nahm einen. Karl zog seine Mundharmonika aus der Tasche und spielte ein paar Melodiefetzen. Dann war er zu seiner Entscheidung gekommen.
    »Vergiss das mit der Kohle erst mal. Du siehst aus, als wärst du echt fertig, fertiger als ich.« Er kicherte. »Frag mich. Aber wenn du ‘ne Story davon machst, dann will ich was sehen, dann gibt’s nicht mal ‘n Foto gratis, ist das klar?«
    Ich hätte ihm alles versprochen, und das hier war mehr als fair. Jetzt kam es darauf an.
    »Wann tauchte Lewandowski auf?«
    »Wie heißt der? Lewandowski? Na, vier Tage, bevor er umgelegt wurde. Ich weiß noch, es war ein Sonntagmorgen. Ich war mit Elsie hier, und wir hatten ‘ne Menge Spaß. Elsie ist aus Köln, dauernd auf der Walze. Sie hat nicht viel in der Birne, aber sie ist gut, verstehst du? Sie sagt, alle Männer wollen mit ihr bumsen, aber in Wirklichkeit macht es ihr am meisten Spaß, und sie ist gut, richtig gut. Ich hatte Elsie in Rodenkirchen aufgegabelt. Da ist ein Pfarrhaus, da kriegen wir manchmal Stullen. Ich sagte Elsie, sie kriegt einen Kasten Bier, wenn sie mitkommt. Man braucht so was. Elsie war echt gut drauf an dem Abend. Und sie hat kein Aids, und so. Sagt sie.«
    »Das war also Samstag.«
    »Richtig, das war Samstag. Wir sind über Wesseling, Urfeld, Hersel und Graurheindorf gezogen. Manchmal haben wir eine Pause gemacht, meistens in den Wartehäuschen von der Rheinuferbahn. Nachts waren wir ziemlich fertig, wir haben erst mal geschlafen. Sonntagmittag war Elsie dann in Superform. Und da sagt plötzlich wer im Treppenhaus: >Ist hier einer?< Nanu, denke ich,

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