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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Zielperson wahrscheinlich mittels eines komplizierten Codes genannt bekam, den wir niemals knacken konnten. Eines Tages traf es die Nummer dreiunddreißig auf einem speziellen Verzeichnis von Bundestagsabgeordneten. Diese Nummer dreiunddreißig war ein CDU-Mann namens Müller. Nun muss man wissen, dass die Nummer Sechsundsechzig ein SPD-Mann mit dem gleichen Namen ist. Um es vorwegzunehmen: Durch einen unglaublich dummen, kleinen Fehler tötete Lewandowski den CDU-Müller. Gemeint war jedoch der SPD-Müller.«
    »Woher wissen Sie das alles?«, fragte die Baronin ungläubig.
    »Durch einfach überzeugende Rückschlüsse, Sie werden es gleich verstehen. Der CDU-Mann Müller war das, was man hierzulande einen braven, aufrechten Mann nennt, Hinterbänkler, kein Vorredner, kein Vordenker. Ein sehr hart arbeitender Mann mit einer Vorliebe für Randgruppen. Mit Sicherheitsdingen wie Rüstung und Wirtschaft hatte er nicht das Geringste zu tun. Er kämpfte für Alkoholiker und Drogenkranke und Aidskranke, da kannte er sich aus. Sein Leben verlief ohne Bruch. Keine Geliebte, keine Seitensprünge, keine Schulden. Glücklich verheiratet mit einer sehr energischen Frau. Als ihr kerngesunder Mann beim Spaziergang mit dem Hund plötzlich tot umfiel, fand sie sich mit dem angeblichen Herzversagen nicht ab und verlangte eine Obduktion. Man sagte ihr, dass er durch eine bedauerliche Verwechslung schon ins Krematorium gebracht worden sei. Sie setzte Himmel und Hölle in Bewegung. Man hat die nicht zu vermeidende Untersuchung zwar blockiert, aber es reichte, dass wir aufmerksam wurden. Wir haben nachgebohrt und sind jetzt vollkommen sicher, dass es ein Fehler in der Zielcodierung gewesen ist.«
    Wir hatten uns inzwischen auf eine einigermaßen trockene Eiche gesetzt, die schon vor Jahren ein Sturm gefällt hatte, und mussten für einen zufälligen Beobachter wie Wanderer bei einer gemütlichen Rast wirken. Nur plauderten wir nicht über unsere Route, sondern über etwas Ungeheuerliches.

Pjotr fuhr fort: »Vierzehn Tage nach dem Tod des CDU-Müller fuhr der andere Müller nach Ost-Berlin und traf sich dort mit einem Vertreter des Moskauer Innenministeriums. Er kommentierte einen geheimen Sicherheitsbericht westdeutscher Atomkraftwerke. Da wussten wir: Lewandowski hat den falschen Mann getötet!« Er griff in seine Jackentasche. »Mögen Sie Sonnenblumenkerne? Bei uns zu Hause sagt man, das sei gut für die Zähne und für das Eheleben.« Er lächelte strahlend.
    »Warum haben Sie Lewandowski eigentlich nicht erschossen?«, fragte ich.
    »Weil er uns nur lebend nützlich war, lebend und in Moskau.«
    »Und mit seinem Geständnis ein neuer Milliardenkredit?«, fragte die Baronin scharf.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er ernst. »Das haben wir gar nicht nötig. Auch wenn Ihre Wirtschaftsbosse das öffentlich nicht gerade breittreten, wir sind hervorragende Schuldner, ein Bombengeschäft für Ihre Banken. Als der CDU-Müller tot war, geriet Lewandowski in eine fast vollständige Isolierung. Er war kaum noch in dem Haus am Godesberger Müllenkamp. Und dann hatte er ja noch einen zweiten Fehler gemacht.«
    »Die öffentliche Verleihung des Bundesverdienstkreuzes?«
    »Ja. Das war kurz vorher gewesen, aber nun war der Minister natürlich kompromittiert, auch wenn er selbst von der ganzen Sache nichts wusste. Aber irgendein hoher Beamter wusste davon.«
    »Nun sagen Sie schon, wer ihn umbrachte«, sagte die Baronin ungeduldig.
    »Reimer und Strahl natürlich«, antwortete er.
    »Aber warum auf dem Parkplatz des Langen Eugen, und mit einem Stein auf den Schädel?«, fragte ich.
    »Das war sozusagen ein diplomatisches Signal an uns«, erklärte er. »Selbstverständlich haben die Auftraggeber geahnt, dass wir auf Lewandowskis Spuren waren. Aber sie wussten nicht, wie weit wir gekommen sind. Also opferten sie Lewandowski, ließen ihn erschlagen und sagten uns damit:
    Hört auf nachzuforschen, es ist vorbei, er ist tot! Lewandowski war seit Tagen auf der Flucht vor seinen eigenen Genossen, und als er…«
    »Er versuchte als letzten Ausweg, zu seinem Freund Harald Forst in die Thomasstraße 38 b zu kommen«, sagte ich.
    Pjotr blickte mich scharf an und bekam ganz schmale Augen. »Wie heißt der Mann? Forst? Wie haben Sie den aufgetrieben?«
    »Es war relativ einfach«, sagte ich. »Ich habe ein Tonband für Sie.«
    »Reimer und Strahl sollten also die Nachfolger werden?«, fragte die Baronin.
    »So war es geplant, aber alles ging schief, weil Sie

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