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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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seinem Haus, vermietet sie aber nur, wenn er Lust hat. Er will Sie ansehen und dann entscheiden.«
    »Toll!«, sagte die Baronin. Dann ging sie eine Sonnenbrille und diverse Badeanzüge kaufen, während ich mich auf die Suche nach Murrays Erinmore und Mac Barens Plumcake machte. Als wir uns wiedertrafen, hatten wir eine Menge Geld ausgegeben. Die Baronin gab zu, dass die zweitausend Dollar der Russen ein feines Taschengeld seien und dass sie nie wieder Geld aus dem Kreml ablehnen würde.
    Geoffreys Haus erwies sich als ein uralter Bauernhof im Westen Santa Eulalias; drei schneeweiße kleine Gebäude in einem Eichenhain. Geoffrey war ein kleiner, sehr dicker Mann Anfang sechzig. Er trug einen rostroten Wollkittel über einer grünen Cordhose. Eine schlohweiße Mähne umstand ein stilles, aufmerksames Gesicht mit hellblauen Augen. Er stand in der Tür seines Hauses und beobachtete uns schweigend.
    Dann bemerkte ich die Tiere in einer Umzäunung und sagte begeistert: »Javaziegen, mein Gott, Javaziegen!«
    Geoffrey freute sich. Er nickte und sagte in fehlerfreiem Deutsch: »Ihr Zimmer liegt im Hauptgebäude. Woher kennen Sie Javaziegen?«
    »Von einer Reise. Ich weiß nur, dass ihr Fell sehr schön und weich ist. Woher haben Sie die Tiere?«
    »Aus Java mitgebracht. Das ist die Brut vom dritten Pärchen.«
    »Und die Felle?«
    »Werden zu Mänteln. In Spiel mir das Lied vom Tod hätte einer der Killer beinahe so einen Mantel getragen. Dann wäre ich heute Pelzdesigner.« Er grinste.
    »Wieso sprechen Sie so gut Deutsch?«, fragte die Baronin.
    »Ich habe euch fünfundvierzig erobert«, sagte er und nahm unser Gepäck. Er führte uns in ein Zimmer im ersten Stock, das nichts enthielt außer einem breiten Bett, einem Tisch, zwei Stühlen und einem Kleiderschrank - das alles in uralter Eiche.
    Geoffrey bemerkte schnaufend: »Fragen Sie mich nicht, ob Sie die Möbel kaufen können. Können Sie nicht.«
    Ich ging mit ihm hinunter, bezahlte eine Woche mit dem Geld der Russen und fragte: »Wo liegt die Casa San Matteo?«
    Er grunzte, als habe ich eine unanständige Frage gestellt. »Gehören Sie auch zu diesen Leuten?«
    »Nein, aber ich muss mit ihnen sprechen. Was ist San Matteo?«
    Er sah aus dem Fenster. »Die Casa San Matteo ist ein Erholungsheim westdeutscher Behörden. Geheimdienst. Wir haben diese Leute nicht gern. Sie sind arrogant und großkotzig. Eigene Bars, eigene Ärzte, sogar eigene Mädchen. Die Leute kommen auf dem Flughafen an und werden in einem schwarzen Mercedes nach San Matteo gebracht.«
    »Wir sind nicht vom Geheimdienst.«
    »Kommen Sie, ich zeige es Ihnen auf der Karte. Südwestlich von hier im recht unzugänglichen Gebiet liegen vier neue Häuser, die mit Signaldraht eingezäunt sind. Sind Sie von der Presse?«
    »Ja.«
    »Nehmen Sie sich in Acht.« Er nickte mir zu und verschwand in einen Nebenraum. Ich hörte, wie er mit Gläsern hantierte.
    Die Baronin kam herunter. »Baumeister, stell dir das vor. In den Betten liegen echte Daunendecken!« Geoffrey brachte uns Anisschnaps. »Den mache ich selber.«
    »Mir einen Doppelten, weil Baumeister nichts trinkt.«
    Während die Baronin und der verschrobene Engländer dem Schnaps zusprachen und sich offenbar näherkamen, hockte ich mich in sein winziges Büro und gab der Vermittlung die Nummer der Bonner Sowjetbotschaft durch. Als eine Frau sich meldete, sagte ich forsch: »Ich hätte gern Rasputin gesprochen.« Im gleichen Atemzug verbesserte ich mich: »Piotr, meine ich.«
    »Schon gut«, sagte sie lachend. Es klickte, und dann rief der Russe erfreut: »Es ist wirklich eine gute Idee, dass Sie sich melden. Wo stecken Sie?«
    »Auf Ibiza. Notieren Sie die Nummer? Ist irgendetwas passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Aber das ist nichts Besonderes, denn ich weiß nie etwas.« Er lachte schallend.
    »Was wird denn geschehen, wenn wir Reimer und die Strahl von Lawruschka Ljubomudrow grüßen?«
    »Es wird mit Sicherheit ihre Bereitschaft erhöhen, mit Ihnen zu sprechen.«
    »Kann ich Sie auch nachts anrufen, wenn die Situation hier brenzlig wird?«
    »Natürlich, ich habe ein Telefon am Bett. Erwarten Sie Ärger?«
    »Nein, eher eine Nominierung für den Friedensnobelpreis.« Er lachte und hängte ein.
    Wir aßen mit Geoffrey in der ehemaligen Tenne des Hauses. Er war ein stiller, unaufdringlicher Typ mit einem Hang zur Melancholie. Doch wenn er sich aufregte, etwa über die Arroganz der Touristen oder darüber, dass die Menschen die Erde zerstörten, bekam sein

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