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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Gesicht rote Hecken. Mit stiller Heiterkeit stellten wir fest, dass er seinen Zorn mit seinem selbstgemachten Schnaps bekämpfte, wovon er unglaubliche Mengen trank. Aber er wurde nicht betrunken.
    Es war zwei Uhr nachts, als das Telefon schellte, und Geoffrey mit finsterem Blick meinte: »Ein Besoffener. Das Beste ist, gar nicht reagieren.«
    »Vielleicht ist es für mich«, sagte ich und ging in das kleine Büro. »Casa Geoffrey.«
    Eine Frau sagte irgendetwas auf Spanisch, dann knackte es, und Pjotr meldete sich: »Senior Baumeister, por favor. Schnell!«
    »Ich bin am Apparat.«
    »Hören Sie zu, ich habe nicht viel Zeit. In der Liste der sechzehn ist ein Pole verzeichnet. Unwichtig, was und warum er starb. Dieser Mann aus Polen hatte einen Freund. Dieser Freund ist hier an der polnischen Botschaft stationiert und hat gestern morgen Bonn mit einem Flugzeug verlassen.« Er räusperte sich. »Er ist jetzt auf Ibiza.«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Der Pole spielt verrückt, er will Reimer und Strahl töten. Er weiß nur nicht, dass er keine Chance hat. Irgendwie wird er versuchen, auf das Gelände zu kommen.«
    »Schafft er nicht. Das Gelände wird hermetisch abgeriegelt.«
    »Sie müssen den Mann aufhalten.«
    »Ich? Sind Sie verrückt?«
    »Ich brauche jetzt Ihre Hilfe. Versuchen Sie es bitte.«
    »Soll ich durch die Nacht rennen und brüllen: Lieber Pole, lass es sein! Ich kenne den Mann nicht, habe ihn nie gesehen.«
    »Er ist lang und dürr wie eine Bohnenstange. Wir nennen ihn Jerzy.«
    Schweigen. Einen Moment hörte ich nur das Knistern in der Leitung. Dann seufzte Pjotr. »Rufen Sie Reimer an«, sagte er dann matt. »Sagen Sie ihm, der Pole sei auf der Insel, um ihn und die Strahl zu töten.«
    »Wissen Sie, in welchem Hotel der Pole abgestiegen ist?«
    »Keine Ahnung. Er wird vor der Casa San Matteo auf der Lauer liegen.«
    »Und was wird Reimer tun, wenn ich ihn warne?«
    »Die Hausverwaltung wird die Polizei rufen. Rufen Sie Reimer an.«
    »Soll ich ihm von Ihnen erzählen?«
    »Das wäre eine Möglichkeit, schnell zu sterben«, sagte er unwillig und hängte ein.
    Ich hielt noch nachdenklich den Hörer in der Hand, als die Baronin hereinkam und fragte, was los sei. Auch Geoffrey stand plötzlich in der Tür und sah mich an. Mit wenigen Worten erzählte ich ihnen von meinem ungewöhnlichen Auftrag.
    »Wieso müssen Sie die Leute denn warnen? Warum halten Sie sich nicht raus?«
    »Weil es Leute sind, mit denen wir sprechen müssen. Kann man das Gelände von irgendwo einsehen?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Dann rufe ich an und warne sie. Basta.«
    Geoffrey lächelte säuerlich. »Sind Sie sicher, dass Ihr Anrufer Sie nicht irgendwie reinlegt?«
    »Nein, ich glaube dem Anrufer. Der Pole wird irgendwo vor der Casa San Matteo sitzen und auf die Leute warten.«
    »Dann lassen Sie ihn doch dort liegen.«
    »Aber er ist verrückt, nimmt vielleicht eine Geisel oder läuft Amok.«
    Er stierte vor sich auf den Tisch. »Vielleicht sollten wir uns ein Abenteuer gönnen. Ich schlage vor, Sie rufen diese Leute an, und wir sehen uns dieses Erholungsheim einmal aus der Nähe an.«
    In der Casa San Matteo meldete sich eine mürrische Männerstimme, und ich sagte zackig: »Innenministerium. Ich brauche Reimer. Schnell bitte.«
    »Reimer, jawohl. Wer ist dort, bitte?«
    »Es eilt. Bitte beeilen Sie sich.«
    »Jawohl!«
    Es knackte, dann erklang eine fröhliche Stimme. »Reimer hier.«
    »Baumeister am Apparat. Erinnern Sie sich?«
    »Ja«, erwiderte er unfreundlich.
    »Gehen Sie nicht aus dem Haus. Jerzy, der dürre Pole wartet draußen, um Sie zu erschießen. Ist das klar?« Ich hängte ein.
    Geoffreys Wagen war ein mindestens fünfundzwanzig Jahre alter rostiger Rover. »Ich werde die Lichter nicht einschalten«, sagte er. »Abgesehen davon funktionieren sie sowieso nicht immer. Haben Sie eigentlich Erfahrungen mit diesen Leuten vom Geheimdienst?«
    »Ein wenig, aber durchweg schlechte«, bemerkte die Baronin.
    Die meiste Zeit aber schwiegen wir wieder. Geoffrey kaute an einer Zigarette. Irgendwie bedauerte ich es, ihn mit in diese Sache hineingezogen zu haben. »Wenn Sie wollen«, sagte ich, »dann steigen Sie aus und sagen mir nur, wie wir fahren müssen.«
    »Sie würden es nicht finden«, sagte er lakonisch und spuckte seine Zigarette aus. »Dorthin liegen die Häuser.«
    Er schaltete den Motor aus, und der schwere Rover rutschte lautlos über den Sandweg in eine Mulde hinein. Geoffrey zog die Handbremse an und

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