Requiem fuer einen Henker
Ingenieur entgegen: Reimer rempelte A. gezielt an, sodass der Ingenieur in Lewandowski hineinstolperte. Lewandowski packte A. scheinbar hilfsbereit am Arm, doch nur, um A. in die Strahl hineinzuschleudern. Strahl brach A. mit einem verdeckten Schlag das Genick und ließ ihn dann auf den Gehsteig fallen. Der ganze Vorgang dauerte nicht einmal anderthalb Sekunden. Entscheidend sind zwei Dinge: Die Gruppe flüchtete nicht vom Tatort, sie schaute zu. Und sie hatte plötzlich die Aktentasche in Besitz, die der Ingenieur mitgebracht hatte. Diese Aktentasche konnten wir in einem sehr komplizierten Vorgang mit einer unsichtbaren Flüssigkeit versetzen, die auf einem bestimmten, imprägnierten Schwarzweißfilm Helligkeitsreflexe hinterlässt. So konnten wir beweisen, dass vier Tage nach diesem Vorfall in Zürich ein Aufsichtsratsmitglied der Rüstungsfirma mit dieser Aktentasche das Verteidigungsministerium in Bonn verließ.«
»Das ist ja mörderisch. Willst du die beiden immer noch treffen?«
»Pjotr weiß genau, was er sagt, er wird uns nicht in den Tod schicken.«
»Lass uns eine Pause machen. Wir fotografieren die Unterlagen und schicken den Film ab. Der Anwalt wird sich wundern.«
Wir steuerten also einen Rastplatz an, ehe ich weiterfuhr und sie immer und immer wieder die Dokumente zitierte, bis wir sie auswendig kannten.
»Lieber Himmel«, sagte sie beim dritten Tanken, »diese Namen klingen alle nach Urlaub, und ausgerechnet wir müssen Henker treffen. Lyon, Valencia, Montelimar, Orange, Nimes, Perpignan. Wenn du jetzt links abbiegst, fahren wir geradewegs auf Monaco zu.«
»Wir fahren nach Valencia. Da ruhen wir uns ein wenig aus, bevor wir uns auf die Suche nach Reimer und Strahl machen.«
Die Baronin lächelte. Sie kurbelte das Fenster herunter und sang »Kann denn Liebe Sünde sein?«, wobei sie mir Handküsse zuwarf.
Am Fährhafen von Valencia gibt es ein kleines Hotel, das einfach Hotel heißt. Dem Schild nach zu urteilen heißt der Besitzer Gaetano, in Wahrheit ist es eine Frau und heißt Maybelle. Sie ist unglaublich dick und stammt aus Hamburgs Herbertstraße.
Als sie mich sah, kam sie herangerollt, um mich mit ihren Massen zu erdrücken. Sie machte uns ein fürstliches Essen und quartierte uns in ihrer Kardinalssuite ein. Sie hatte den Raum so genannt, weil die Sage ging, dort habe ein hoher katholischer Kirchenfürst die Nutten des Ortes zu fröhlichem Spiel empfangen, um ihnen anschließend die Beichte abzunehmen.
Wir waren todmüde, die Baronin ging nicht einmal mehr unter die Dusche, ich putzte mir die Zähne nicht. Am nächsten Morgen nahmen wir die erste Fähre nach San Antonio auf Ibiza.
13. Kapitel
Die Sonne stand wie ein greller glühender Feuerball am Himmel. Es war ungeheuer heiß. Wir hockten auf dem Vordeck in Stühlen, hatten die Augen geschlossen und gaben uns der Täuschung hin, einen Ferientag zu haben.
»Erinnerst du dich an den Mann, von dem wir grüßen sollen?«, fragte sie. »Ich habe es auswendig gelernt. Lawruschka Ljubomudrow.« Wenig später murmelte sie schläfrig. »Spendierst du mir eine Sonnenbrille, eine Sonnencreme, diesen und jenen Tanga, neuen Nagellack und solche Dinge?«
»Ich werde mit meiner Bank verhandeln.« Dann rutschte sie mit ihrem Stuhl zu mir heran, legte ihren Kopf an meine Schulter und flüsterte: »Warum schlafen wir nicht miteinander?«
»Ich habe keine Zeit.«
»Du denkst ständig an unseren Fall, nicht wahr?«
»Ja, ich muss dauernd an Metzger denken, der wahrscheinlich den furchtbaren Fehler beging, Reimer für bestechlich zu halten.«
»Wie kommst du darauf?«
»Metzger pumpt sich zehntausend Mark für seine Recherchen. Das letzte Telefonat seines Lebens führt er wahrscheinlich mit Reimer, weil er ihn treffen will, um ihm für zehntausend Mark Informationen über die Henker abzukaufen. Und zur Warnung sagt er, er hoffe nicht, dass alles nur ein Gag vom Gig sei. Er geht und übergibt das Geld und wird umgebracht. Anders passt es nicht zusammen.«
Wir mieteten einen Fiat 127 von unansehnlicher brauner Farbe und fragten den Mann bei AVIS, ob er zufällig wisse, wo die Casa San Matteo liege.
»Wir suchen auch ein kleines hübsches Hotel«, sagte die Baronin freudig und hakte sich bei mir ein.
Der AVIS-Mann telefonierte einmal und erklärte dann, wir sollten uns nach einem gewissen Geoffrey durchfragen. »Ein verrückter Engländer. Wenn er Leute trifft, die Blumen ausreißen, verprügelt er sie. Er hat zwei Doppelzimmer in
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