Requiem fuer einen Henker
wissen, wer die Gruppe bezahlt und wie die Mitglieder der Gruppe ihr Geld ausgeben. Dazu ist die Peststellung wichtig, dass die Gruppe im Jahre 1980 eine Firma gründete. Sie nannten sich Lions Detektei. Unsere Bemühungen, als vermeintliche Kunden zu ihnen zu kommen, schlugen fehl. Sie sagten, sie seien ausgebucht. Offiziell ist die Firma im Godesberger Müllenkamp gemeldet. Das Haus wurde mit einer Barüberweisung in Höhe von vierhundertdreizehntausend Mark von der Städtischen Sparkasse Bonn auf die Godesberger Sparkasse bezahlt.
Es existiert ein Firmenkonto, von dem die obligaten Rechnungen für Strom, Wasser, Müllabfuhr etc. abgebucht werden. Dieses Konto liegt ständig im Haben von rund zweihunderttausend Mark. Jeder abgehobene Betrag wird innerhalb von vierundzwanzig Stunden irgendwo in der Bundesrepublik wieder eingezahlt. Keiner der Gruppe benutzt Schecks oder Scheckkarten, sie bezahlen grundsätzlich alles bar. Lange war nicht auszumachen, wer sie bezahlt. Private Konten waren nicht feststellbar. Inzwischen sind wir sicher, dass derartige Konten in der Schweiz existieren, denn die Lebensversicherung der Strahl wird von einem Schweizer Konto bedient, ebenso die Unfall- und Autoversicherung des Reimer. Letztlich gelang uns der Beweis der finanziellen Anbindung an die Bundesrepublik Deutschland: Die privaten Schweizer Konten werden alle zwei Monate regelmäßig von einer in Liechtenstein registrierten Firma namens >All Computer GmbH und Co KG< versorgt. Die Firma ist zu hundert Prozent im Besitz des Freistaates Bayern und wird ihrerseits zu sechsundvierzig Prozent aus einem Etat des Finanzministeriums bedient, und zwar aus einem der VEBA zuzuordnenden Konto. Demnach verdient Lewandowski achttausendsechshundert DM, Reimer und Strahl sechstausendsiebenhundertachtzig DM netto. Abbuchungen von diesen Konten zur Begleichung privater Rechnungen waren nicht feststellbar.
Zu den Freizeitaktivitäten der drei: Wir haben nicht feststellen können, dass sie getrennt oder gemeinsam Urlaub machen. Sexuell sind alle drei abnorm veranlagt. Lewandowski verkehrt nur mit Prostituierten. Er ist der klassische Typ des Masochisten, der es liebt, Frauen auszupeitschen. Reimer ist das genaue Gegenteil von Lewandowski. Er liebt es, bestraft zu werden. Die Huren, zu denen er geht, sind stets etliche Jahre älter als er. Die Strahl ist lesbisch. Sie liebt es romantisch, zieht Zärtlichkeiten bei Kerzenschein anderen, eindeutigeren sexuellen Praktiken vor.
Alle drei haben keine ständigen Freunde.
Alle drei spielen (meisterschaftsreif) Tischtennis, wahrscheinlich, um schnelle Reflexe zu trainieren. Sie treffen sich zweimal in der Woche zum Selbstverteidigungstraining. Alle drei beherrschen perfekt sämtliche Arten, einen Menschen blitzschnell und mit bloßer Hand zu töten. Das ist alles, was Rasputin zur Gruppe schrieb.«
»Warum hat Pjotr nicht an einem Beispiel geschildert, wie die Gruppe genau vorgeht?«
»Das kommt jetzt unter der Überschrift: Tötungsbeispiel: Unsere Untersuchungsgruppe leuchtete den finanziellen Hintergrund der Gruppe aus, als wir die Möglichkeit bekamen, einem Tötungsvorgang beizuwohnen, ihn sogar zu filmen. (Siehe Zentralarchiv des KGB.)
Am 28. Februar verließ zunächst Lewandowski das Haus am Godesberger Müllenkamp und reiste per Bundesbahn über Frankfurt, Memmingen, Kaufbeuren nach Ravensburg. Zwei Tage später folgte Reimer, der ein Auto benutzte und sehr langsam in vier Tagen über Landstraßen nach Ravensburg fuhr. Weitere drei Tage später folgte Ellen Strahl mit der Bundesbahn über Frankfurt, Tübingen, Freiburg. Sie lebten im gleichen Hotel in Ravensburg, verkehrten aber nur nachts über Sprechfunk miteinander. Lewandowski gab sich als Kaufmann aus, Reimer als Computertechniker, die Strahl als Schmuckverkäuferin. Über Tage hinweg konnten wir nicht erkennen, auf wen sich ihr Interesse richtete. Dann wurde klar, dass ihre Zielperson ein bei einem Rüstungsbetrieb arbeitender Ingenieur namens A. war. (Siehe Zentralarchiv KGB.) A. war bereit, eine bestimmte elektronische Waffentechnik an eine Gruppe Japaner zu verkaufen. Mit Sicherheit ein drohender Verlust von vielen hundert Millionen Dollar - und ein unschätzbarer Schaden für die NATO!
Das Treffen mit den Japanern sollte in Zürich am 6. März stattfinden. In einem Cafe an der Bahnhofsstraße hatten die Japaner einen Konferenzraum angemietet. Die Straße ist eine internationale Einkaufsstraße. Auf dem Weg dorthin kam die Gruppe dem
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