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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker
Autoren: Jacques Berndorf
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keine Untersuchung, obwohl ein Mediziner der Meinung gewesen ist, dass die Frau bereits tot war, ehe sie in die Wanne geriet.«
    »Und Schmitz wollte Sie jetzt wirklich töten?« Sie fragte das merkwürdigerweise ganz sachlich, obwohl ich begriff, dass diese Geschichte vollkommen grotesk wirken musste. »Schmitz ist als Alfred Lewandowski vor ein paar Tagen im Bonner Regierungsviertel erschlagen worden. Er war zum Schluss eine Art Geheimpolizist.«
    »Und wer will Sie nun töten?«
    »Seine ehemaligen Mitarbeiter, ein Mann und eine Frau.«
    »Warum?«
    »Das klingt platt: Weil wir zu viel wissen.«
    »Das Ganze hat also etwas mit Staatssicherheit zu tun, wenn ich es richtig begreife. Was genau wollen Sie von mir wissen?« Sie wirkte überhaupt nicht mehr reserviert. Sie saß ganz angespannt da und sah mich mit großen, traurigen Augen an.
    »Ein Politiker würde es als höchst sicherheitsempfindlich bezeichnen. Ich will wissen, wer damals hier im Hause verhindert hat, dass gegen Schmitz, alias Lewandowski, ermittelt wurde.«
    »Sie meinen, ich wüsste das?«
    »Ich glaube es.«
    »Und wenn ich es nicht sagen kann?«
    »Dann bleibe ich hier so lange sitzen, bis Sie es sich anders überlegen. Ich habe nämlich keine Zeit mehr.«
    »Sie werden das nicht schreiben?«
    »Wenn ich doch darüber schreibe, komme ich vorher zu Ihnen. Das gebe ich Ihnen auch schriftlich.«
    »Angelika Würzner war meine Freundin«, sagte sie unvermittelt und stützte den Kopf schwer in die Hände.
    Ich ließ ihr einen Moment Zeit, stand auf und starrte auf die Straße.
    »Kommen Sie her, ich brauche einen Kognak!«, sagte sie schließlich und atmete noch einmal tief durch. »Ich hoffe seit mehr als zwanzig Jahren, dass irgendeiner kommt und der Sache nachgeht. Der Kognak steht da in dem Schrank.« Ich goss ihr ein anständiges Glas voll und nahm mir einen Himbeersirup, weil nichts anderes da war. »Wie war diese Angelika?«
    Sie trank das Glas in einem Zug leer, zündete sich die nächste Zigarette an und sah zum Fenster hinaus. »Wir hatten zusammen eine Wohnung. Sie war eine schlanke Blonde. Für die damalige Zeit war sie ziemlich wild. Sie wissen ja, wie es in den Sechzigern war: evangelisch und prüde, katholisch und prüde und so weiter. Dann kam Schmitz, und Angelika zog sehr schnell in seine Wohnung um. Sie haben mich eingeladen, ziemlich oft sogar. Aber ich mochte Schmitz nicht und wollte das Angelika nicht so direkt sagen. Als sie mir dann dauernd etwas von freier Sexualität erzählte, habe ich gesagt: Mädchen, das geht nicht gut! Ja, und dann …«
    »Wie war das mit der freien Sexualität?«
    »Sie erzählte mir, der Schmitz hätte alles drauf, sogar was mit Peitschen. Ich habe das anfangs gar nicht kapiert. Man wurde ja schon rot, wenn man aus Versehen mal den zweiten Knopf an der Bluse offen hatte.«
    »Sind Sie jemals hier im Haus intern zu Angelikas Tod vernommen worden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das wurde sofort unter den Tisch gekehrt. Da gab es einen Freund, den Schmitz öfter zu Angelika mitgenommen hatte. Dieser Freund war schüchtern, völlig verklemmt, irgendwie total kaputt. Bei Schmitz und Angelika war der richtig, die ließen ihn nämlich zuschauen, wenn sie im Bett waren.«
    »Das hat Angelika Ihnen erzählt?«
    »Ja. Und sie war sogar ein bisschen stolz darauf. Das war auch das letzte Mal, dass ich mit ihr sprach. Einen Monat später war sie tot. Das ganze Haus hier hat gewusst, dass da irgendetwas faul war, aber an Schmitz kam man nicht ran. Ist er wirklich tot?«
    »Mausetot. Wenn er das hier ist.« Ich legte ihr ein Lewandowski-Foto vom Parkplatz am Langen Eugen vor. Sie sah nur kurz darauf, zuckte zurück und nickte.
    »Ich habe nicht einmal mehr Zeit, die Geschichte zu erzählen. Wer hat hier im Haus verhindert, dass der Selbstmord Angelikas untersucht wurde?«
    »Sie waren ein Gespann, der Schmitz und sein Freund. Als Angelika noch lebte, sickerte schon durch, dass dieser Freund etwas ganz Hohes beim Verfassungsschutz werden sollte. Wenig später hieß es dann, Schmitz würde mit ihm dorthin gehen. Als dann die Sache mit Angelika passierte, war es eben dieser Freund, der die Untersuchung unterdrückte. Ich weiß nicht, an was für Fäden er gezogen hat, auf jeden Fall war die ganze Sache plötzlich tabu. Staatsinteresse, hieß es. Ich war fassungslos, als ich das hörte. Ganz kurz darauf waren Schmitz und sein Freund weg.«
    »Wer war dieser Freund?«
    »Der Freund war der jüngste Polizeirat, den
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