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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Kuchentheke, rechts der Eingang zu dem Raum für die besseren Gäste, schließlich geradeaus der Durchgang in den ersten Saal. Der war wie immer voll mit Tagestouristen, die zwischen Heizdeckenverkauf und Senioren-Modeschau ihr Einheitsmenü in sich hineinschaufeln durften. Ich steuerte gleich nach rechts in den kleineren Gastraum. Und richtig, da saß er, an einem Tisch beim Fenster, unübersehbar und strahlend. Er war dick und längst grauhaarig und sah wirklich aus wie Bugs Bunny. Er gab sich sichtbar jovial, aber die Augen verrieten ihn: Dieser Mann war eiskalt und lebensgefährlich.
    Einen Tisch weiter, rechts vom Gang und mit dem Rücken zu mir, saß die Baronin. Sie hatte sich so postiert, dass sie Harald Forst seitlich im Blickfeld hatte. Ihre linke Hand ruhte achtlos auf dem Fotoapparat, der neben ihren Zigaretten achtlos auf dem Tisch stand, und ich wusste, dass sie Film um Film verschoss.
    Ihr gegenüber saß ein jüngerer Mann, Typ besserer Handelsvertreter, der offensichtlich ganz auf Charmeur machte und gerade in einem Ton sagte, den er wohl für komische Verzweiflung hielt: »Warum sind Sie nur so spröde, schöne Frau?«
    Die Baronin erwiderte: »Sie haben den falschen Vornamen«, und der Frauenheld machte kein sonderlich intelligentes Gesicht. Ich hörte, wie sie leise lachte.
    An ihrem Tisch waren zwei Stühle frei. Ich ging geradewegs darauf zu, verbeugte mich formvollendet und sagte: »Sie gestatten doch?« Dann setzte ich mich.
    Die Baronin meinte: »Aber ja!«, tat normal interessiert und lächelte.
    Ihr Verehrer machte einen neuen Versuch. »Trinken Sie einen Wein mit mir?«
    »Meinen Sie mich?«, fragte ich.
    »Mich meint er«, sagte die Baronin. »Aber Sie haben zuerst zugeschlagen, also trinken Sie ihn.«
    Der Mann, der sicher als Verführer ganz groß war, murmelte verunsichert: »Ich verstehe nicht ganz …«
    »Macht ja nix, mein Junge«, sagte die Baronin. Sie nahm den Fotoapparat und die Handtasche mit dem kleinen Recorder und stand auf.
    Ihr galanter Freund verstand wirklich nicht ganz. Erfreut erhob er sich auch, und sie zischte: »Lieber Himmel, Jungchen, bleib auf deinem Arsch hocken!« Dann ging sie davon, Richtung Toiletten.
    »Machen Sie sich nichts draus«, meinte ich. »Weiber sind eben so.«
    Ich hatte jetzt keine Zeit mehr. Vor Harald Forst und seiner Gesellschaft standen leere Eisbecher. Sie mussten jeden Moment aufstehen.
    Ich stand auf, ging zu ihrem Tisch, sagte »Entschuldigung, meine Herren« und beugte mich zu Forst hinunter, der mich hellwach, aber nach außen kein bisschen alarmiert musterte. So leise, dass nur er selbst es verstehen konnte, sagte ich: »Ich muss Sie in einer C-16-Sache sprechen. Sofort. Es geht um Reimer und Strahl.«
    Dann drehte ich mich um und ging zielstrebig auf den Durchgang zu den Toiletten zu. Ich war sicher, dass er mir folgen würde, und ziemlich sicher, dass er mich nicht umbringen würde, bis er sich angehört hatte, was ich ihm sagen wollte. Auf der Treppe nach unten kam mir die Baronin entgegen. Sie sah mich an, aber ihre Augen verrieten nichts. Sie drückte sich an mir vorbei und summte dabei vor sich hin. Vor der Tür mit der Aufschrift »Herren« hörte ich Schritte, die hinter mir die Treppe herunterkamen. Ich ging in den Vorraum; er war leer. Im Siphonknick des zweiten Beckens klemmte der Mini-Recorder und wenn man nicht danach suchte, war er praktisch unsichtbar.
    Ich stellte mich genau davor und wartete.
    Er kam ganz ruhig herein, sah mich an, und sein Gesichtsausdruck verriet nichts außer ein wenig freundliche Neugier.
    »Ich habe nicht viel Zeit«, sagte ich. »Ich bin Siggi Baumeister, und Sie können sich jede gespielte Überraschung sparen. Sie kennen mich, und ich weiß, wer Sie sind. Ich kann es sogar beweisen, anhand einer Liste von sechzehn Toten. Ich gedenke dafür zu sorgen, dass diese Liste nicht länger wird. Und wenn doch noch ein Name draufkommt, wird es nicht meiner sein, sondern Ihrer.« Ich hoffte nur, dass meine Stimme nicht zitterte. »Ich habe zwar keine Ahnung, wovon Sie da sprechen, aber falls das alles ein Witz sein soll, finde ich es gar nicht komisch. Guten Tag.« Er drehte sich um und wäre wirklich gegangen - ein kalter Hund, ein echter Profi und mir mit Sicherheit haushoch überlegen. Aber ich durfte ihn nicht gehen lassen.
    »Das würde ich lieber nicht tun«, sagte ich absichtlich leise; ich hoffte, dass es drohender klang. Er drehte sich halb zu mir um und sah mich dastehen: lässig gegen das

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