Requiem für einen Rockstar (German Edition)
Ferrari und Nadine.
«Das sind Kommissär Ferrari und seine Assistentin Kupfer. Sie haben mir vor einer Stunde mitgeteilt, dass John umgebracht worden ist.»
Ferrari nickte nur. Dem gab es nichts hinzuzufügen. Was hätte er auch sagen sollen. Wie er diese Situationen hasste. Eigentlich möchte man sein Mitgefühl ausdrücken, aber die Worte verweigerten sich. Minuten vergingen. Dem Kommissär kamen sie wie Stunden vor. Unerträglich. Endlich begann Nadine mit ihren Ausführungen. So sachlich wie irgend möglich erklärte sie, was sich im St. Jakob-Park ereignet haben musste.
«John muss den Täter oder die Täterin gekannt haben. Mit grösster Wahrscheinlichkeit wurde er oder sie von ihm ins Stadion hineingelassen. Möglich ist auch, dass sie sich verabredet haben. Wir haben leider noch keinerlei Anhaltspunkte, weshalb er ermordet wurde. Und auch nicht von wem. Damit wir uns ein möglichst vollständiges Bild von John und seinem Umfeld machen können, benötigen wir in den nächsten Tagen Ihre Unterstützung. Je mehr wir wissen, desto grösser ist die Chance, den Fall rasch aufklären zu können.»
Helmers nickte.
«Wir stehen Ihnen selbstverständlich zur Verfügung. Wann immer Sie wollen, Frau Kupfer. Bis zum Konzert dauert es noch eine Woche …»
«Bis zum Konzert?!», schrie Piet. «Kannst du an nichts anderes denken als an das beschissene Konzert?»
Piet Gruber packte Helmers an den Schultern und riss ihn hoch.
«John ist tot! Und du denkst nur an das verdammte Scheisskonzert. Es gibt kein Konzert! Basta! Und es gibt auch keine Devils mehr! Ihr könnt mich alle mal!»
Piet stiess Helmers aufs Sofa zurück und rannte ohne ein weiteres Wort aus dem Raum.
«Piet … warte … Alf, Mark holt ihn zurück. In seinem Zustand ist alles möglich. Los, worauf wartet ihr noch? Holt ihn zurück!»
Nadine rannte den beiden nach.
«Verdammt noch mal, das war dumm. Ich bin ein Idiot», brummte Helmers.
«Ich glaube nicht, dass es im Augenblick noch etwas bringt, Herr Helmers, wenn wir hier weiter machen. Darf ich Sie gegen Abend nochmals aufsuchen?»
«Selbstverständlich. Sagen wir um sechs. Wir könnten zusammen essen. Ich bestelle etwas aufs Zimmer. Einverstanden?»
«Sehr gut.»
«Ich werde um fünf eine Pressekonferenz einberufen. Darf ich mit Ihrer Anwesenheit rechnen?»
«Sie dürfen. Ich werde meinen Vorgesetzten, Staatsanwalt Borer, mitbringen. Er wird Sie unterstützen. Und, wenn Sie damit einverstanden sind, bringe ich zum Nachtessen meine Assistentin mit.»
«Gut. Ihre Assistentin, Sie, meine Frau und ich. Eine letzte Frage, Herr Ferrari. Darf ich Johns Eltern informieren? Wir haben uns vor einem halben Jahr kennengelernt. Es wäre mir ein persönliches Anliegen, diese traurige Nachricht zu überbringen.»
Womit er bei Ferrari offene Türen eintrat. Er durfte. Noch so gern.
Ferrari setzte sich in der Eingangshalle des «Radisson» auf einen Stuhl, blätterte flüchtig in einer Illustrierten und wartete auf seine Assistentin. Innerhalb kurzer Zeit checkten sechs Personen ein. Ein Japaner oder Koreaner. Unverkennbar ein Amerikaner mit seiner Frau. Zwei Deutsche mit sächsischem Dialekt. Und eine Dame, die der Kommissär nicht zuordnen konnte. Ein internationales Publikum. Vergleichbar mit jenem der «Art», die vor etwas mehr als zwei Monaten stattgefunden hatte. Eine eigene Welt, diese Kunstmesse. Galeristen, Kunstsammler, Kunstinteressierte und all jene, die einzig und allein sehen und gesehen werden möchten. Von den Letzteren gab es viele. Zu viele, wie Ferrari befand. Olivia Vischer hatte Monika und ihn zur Preview eingeladen, doch er hatte an einem solchen Anlass nicht zusammen mit Olivia gesehen werden wollen. Das wäre bloss ein gefundenes Fressen für die Klatschspalte gewesen. «Vischer-Clan und Kommissär Ferrari shoppen an der ‹Art›.» Ein schrecklicher Gedanke! Hatte nicht Nadine kürzlich eine Bemerkung über ihn und die Familie Vischer gemacht? Ein exzentrisch gekleideter Endfünfziger mit langen, zu einem Zopf geflochtenen Haaren rauschte am Kommissär vorbei.
«Spannend?»
«Wie? Äh … ja. Ich sitze gern einfach so da und beobachte die Menschen. Schau dir den Mann am Eingang an. Er wirkt unsicher, gehemmt. Das ist nicht seine Welt.»
«Dafür kommt dort ein Weltmann durch die Tür», entgegnete Nadine spöttisch.
«Borer! Was sucht der denn hier? Ah, er kennt den anderen.»
Borer kam mit dem gehemmt wirkenden Mann auf sie zu.
«Ah, da sind Sie ja, Ferrari. Darf ich
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