Requiem für einen Rockstar (German Edition)
Lauscher ist im St. Jakob-Park ermordet worden.»
«John … John ist tot?», Helmers liess sich ins Sofa zurückfallen. «Sagen Sie, dass das nicht stimmt, Herr Ferrari.»
«Leider ist es die Wahrheit. Er wurde in einer der Garderoben erschlagen aufgefunden.»
Helmers schaute auf sein Cognacglas.
«Das … das ist doch nicht möglich. Ich habe doch noch mit ihm gefrühstückt. Entschuldigen Sie …», langsam erhob er sich und ging zum Fenster. Er versuchte, Haltung zu bewahren. Tief durchzuatmen.
«Entschuldigen Sie … ich kann es nicht glauben. John tot?! Ermordet, sagen Sie. Von einem Fanatiker? Haben Sie den Täter oder irgendwelche Hinweise?»
«Leider noch nicht. Sollen wir später wieder kommen?»
«Nein … bitte bleiben Sie. Wissen es die anderen Bandmitglieder schon?»
«Noch nicht. Wir möchten Sie gern unverzüglich informieren, bevor sie es von einem Journalisten oder sonst jemandem erfahren.»
Helmers nickte.
«Ich trommle die Jungs zusammen. Alf und Mark sind mit ihren Freundinnen auf Shopping Tour und Piet ist in Oberwil bei seiner Mutter. Wenn Sie mich entschuldigen wollen. Es dauert nur einige Minuten.»
Nadine half dem Kommissär aus dem Sessel.
«Puh! Da sitzt man ja noch tiefer als in deiner Sardinendose.»
«Das nächste Mal kannst du getrost zu Fuss gehen, wenn wir ins ‹Joggeli› fahren müssen.»
Ich werde es mir merken. Schon aus Sicherheitsgründen eine gute Idee, dachte Ferrari. Er ging zum Fenster. Gegenüber kamen ein paar junge Männer aus einem Gebäude. Sie grölten und schlurften in ein Pub nebenan. Eine ältere Dame am Stock humpelte so rasch als möglich über die Strasse, um das Tram in Richtung Allschwil zu erwischen, und wäre dabei beinahe von einem Lastwagen erfasst worden. Wild mit dem Stock fuchtelnd rannte sie weiter, doch der Sechser fuhr ihr vor der Nase weg. Was folgte, war eine Fluchtirade. Zum Glück konnte der Kommissär nichts hören. Eine eigenartige Welt. Keiner hat mehr einige Minuten Zeit. Alle und alles rennt und leidet gleichsam unter dieser Hektik und der permanenten Überreizung. Die jungen Leute traten mit einer Kiste Bier aus dem Pub. Meine Theorie stimmt nicht ganz. Anscheinend haben doch noch einige Leute Zeit, schmunzelte Ferrari. Er öffnete das Fenster und schaute den Jungen nach, die sich bei der Heuwaage auf eine Bank setzten und sich zuprosteten. Doch ihre Ruhe währte nicht lange, denn zwei uniformierte Polizisten näherten sich. Der Kommissär schloss das Fenster. Er wusste, was sich nun abspielte. Zuerst werden sie versuchen, vernünftig miteinander zu sprechen. Zumindest hoffte er das. Dann werden die jungen Männer so etwas wie Scheissbullen sagen, die Polizisten mit Drohgebärden reagieren und Verstärkung anfordern. Und schon war es vorbei mit der Idylle. Irgendetwas läuft schief in unserer Gesellschaft. Sie ist unmenschlich und gerät aus den Fugen.
Anscheinend dauerte es länger, bis Helmers seine Band zusammengetrommelt hatte. Nach zwanzig Minuten kam er zurück.
«Ich habe bewusst nicht gesagt, worum es geht. Alf und Mark sind bereits auf dem Weg zurück ins Hotel. Bei Piet dauert es wahrscheinlich eine halbe Stunde, bis er hier sein wird.»
Wortlos nahm Helmers Ferrari das Cognacglas aus der Hand, schenkte ihm nach und sich selbst einen doppelten, den er ex runterschluckte.
«John tot … John tot …», murmelte er vor sich hin.
Die Nachricht schien den Manager schwer getroffen zu haben. Ferrari nippte bedächtig an seinem Glas, während Nadine sich erhob und ihre Frisur glatt strich. Sie wirkte nervös. Es fehlte nur noch, dass sie den Busen leicht anhob, um bei den verbliebenen Devils Eindruck zu schinden. Nach rund vierzig Minuten waren sie da. Alf und Mark mit ihren Freundinnen, Hanno Helmers mit seiner Frau und Piet Gruber, der ziemlich ungehalten reinstürmte.
«Was soll das, Hanno? Wenn ich schon einmal bei meiner Mutter reinschaue, möchte ich nicht gestört werden.»
Erst jetzt bemerkte er Nadine und Ferrari. Fragend blickte er zu Hanno Helmers.
«John ist tot! Das wird wohl Grund genug sein, um dich herzubitten, oder?», antwortete Helmers ziemlich ungehalten. Zu schwer wog das Geschehene.
Die Stille war bedrückend. Alf und Mark standen mit offenen Mündern da. Ihre Freundinnen klammerten sich entsetzt an ihnen fest. Ingrid Helmers starrte ihren Mann fassungslos an. Und aus Piets Gesicht war jede Farbe gewichen. Der Schock sass tief.
«Damit macht man keine Scherze, Hanno!»
Helmers zeigte auf
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