Requiem für einen Rockstar (German Edition)
klar Piet. Ohne ihn wären die Devils nur Mittelmass. Wenn überhaupt. Er ist der Frontmann, hat die besten Songs geschrieben», Nadine begann mit verklärtem Blick zu summen, «und ist bei den Fans am beliebtesten.»
«Den meist weiblichen. So weit, so gut. Wenn wir Glück haben, treffen wir die anderen Bandmitglieder oder den Manager im ‹Radisson›. Auf was warten wir noch? Oder soll ich allein hingehen?»
«Untersteh dich!»
Vom Kommissariat zum ‹Radisson› waren es nur wenige Schritte. Es war schön und sommerlich warm. Ja, wirklich, das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, zumindest seit zwei, drei Tagen. Und das war auch gut so, denn am kommenden Wochenende stand eines der grossen Sommerfeste an. Auf verschiedenen Plätzen wurden bereits Marktstände aufgestellt und ganze Zeltlandschaften von Vereinen aufgebaut, die mit ihren Aktivitäten die Vereinskasse aufbessern wollten. Basel putzte sich heraus.
«Noldi hat am Wochenende Dienst und findet niemand, der mit ihm abtauscht.»
«Wahrscheinlich wegen des Festwochenendes. Es sind rund zwanzig Veranstaltungen angesagt.»
«Noldi war ziemlich sauer. Der Polizeisportverein hat in der Steinenvorstadt einen Grillstand. Er hat mich gefragt, ob ich helfen würde.»
«Das wusste ich gar nicht. Und, hilfst du?»
«Ich habe keine Lust, Würstchen zu braten. Und jetzt haben wir sowieso Wichtigeres zu tun. Wir müssen einen Fall lösen.»
«Das heisst, du hilfst nicht. Und deswegen ist dein Freund sauer?»
«Er ist nicht mein Freund, Francesco. Du kannst damit aufhören, und vor allem mit diesem süffisanten Ton. Noldi ist sauer, weil er nicht hinter dem Grill stehen kann.»
Ferrari musste lachen. Ein Fest ohne den Grillkönig der Basler Polizei.
«Das bringt ihn um, unseren Noldi!»
Der Kommissär schüttelte den Kopf. Er konnte nun mal nichts mit solchen Festivitäten anfangen. Mehr noch, es war ihm ein Graus. Und hinter dem Grill zu stehen, notabene einen ganzen Abend lang, das lockte ihn noch weniger. Tja, die Menschen sind verschieden. Jedem Tierchen …
Sie gingen durch die grosse Drehtür in die Empfangshalle des Hotels. Bei der Réception stellte sich der Kommissär mit Namen vor, ohne seine Berufsbezeichnung zu nennen, und bat um eine Unterredung mit Hanno Helmers.
«Es tut mir leid, Herr Helmers hat ausdrücklich gesagt, dass er für niemanden zu sprechen ist.»
«Es ist aber wichtig.»
«Sind Sie von der Presse?»
«Nein, wir sind von der Polizei.»
Nadine hielt dem Mann an der Réception ihren Ausweis hin.
«Und jetzt möchten wir Sie nochmals bitten, uns bei Herrn Helmers anzumelden.»
Ferrari seufzte. Seiner jungen Assistentin fehlte die Geduld. Wahrscheinlich ein Vorteil des Alters. Man war geduldiger, musste nicht mehr schnell leben und jung sterben. Dafür war der Kommissär sowieso schon zu alt. Im Gegenzug gewann die Langsamkeit an Bedeutung und die Einsicht, dass alles seine bestimmte Zeit hat.
«Ich habe nun mal keine Geduld.»
«Was nicht zu übersehen ist.»
Hanno Helmers empfing die beiden in seiner Suite. Anscheinend liefen die Geschäfte ordentlich.
«Treten Sie bitte ein. Man hat mir gesagt, dass Sie von der Polizei sind? Stimmt etwas nicht mit den Bewilligungen im St. Jakob-Park?»
Ferrari setzte sich auf einen Sessel und sank dabei ziemlich ein. Helmers lachte.
«Der ist nicht zu empfehlen. Man kommt beinahe nicht mehr hoch. Einen Drink?»
«Nein, danke …»
«Ich hätte gegen einen Cognac nichts einzuwenden.»
Nadine sah Ferrari mit strafendem Blick an, den er wohlweislich übersah.
«Und für Sie nichts?», hakte Helmers freundlich nach.
«Ein Mineral, bitte.»
Ferrari gab sich einen Ruck. Beinahe hätte er es geschafft, sich aufzusetzen, doch er rutschte noch tiefer in den Sitz hinein. Helmers, ein sympathischer Mann um die sechzig reichte ihm den Cognac.
«Soll ich Ihnen aufhelfen?»
«Danke, das schaffe ich schon irgendwie. Vielen Dank für den Cognac. Hm … ausgezeichnet!»
«Remy Martin!»
«Sehr gut. Äh … also … der Grund unseres Besuches ist leider ein höchst unerfreulicher, Herr Helmers.»
Hanno Helmers hatte sich neben Nadine auf das Zweiersofa gesetzt. Nur auf die Kante, da er anscheinend bereits Bekanntschaft mit der Tiefe dieses Möbels gemacht hatte. Er sah den Kommissär gespannt an.
«Meine Kollegin und ich sind vom Kriminalkommissariat. Wir ermitteln in Tötungsdelikten. Heute früh haben wir einen Anruf vom Abwart des Stadions erhalten … Es tut uns sehr leid … John
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