Requiem für einen Rockstar (German Edition)
Ihnen Hans Kessler vorstellen?»
«Sehr erfreut, Sie kennenzulernen», brummte der Kommissär. «Das ist Nadine Kupfer, meine Assistentin.»
Kessler verbeugte sich leicht und verschwand dann mit Borer hinter dem Empfang in einem Büro.
«Der kleine Halbschuh da, unsicher und gehemmt. Das ist absolut nicht seine Welt! Ich bewundere deine Menschenkenntnis …», kicherte Nadine.
«Schon gut! Wir sind übrigens heute Abend zum Dinner in Helmers Suite eingeladen. Und eine Stunde vorher findet eine Pressekonferenz statt. Mist, ich muss es Borer sagen. Er muss dort Red und Antwort stehen.»
«Eigentlich wollte ich mit Frank ins Kino.»
«Frank? Frank Suter? Der von der Sitte? Aha!»
«Das geht dich überhaupt nichts an!»
«Und was meint dein Noldi dazu?»
«Das ist nicht mein Noldi! Und überhaupt ist das allein meine Sache.»
«Ob Noldi auch so denkt? Noldi, die Laborratte, gegen Frank, den Sittlichen. Spannend. Habt ihr Piet Gruber gefunden?»
«Ja, er ist in seinem Zimmer und weint. Vermutlich lässt er sich volllaufen. Das Konzert im ‹Joggeli› findet sicher nicht statt. Wenns nach ihm geht, wird es keine Devils mehr geben. Es ist ihm ernst mit dem Aufhören. Johns Tod hat ihn verdammt hart getroffen. Dort kommt übrigens Borer.»
4. Kapitel
Pressekonferenzen sind öde, sinnierte Ferrari und gähnte. Vor allem, wenn es nichts, aber auch gar nichts zu sagen gibt. Borer referierte fünfzehn Minuten, ohne konkret zu werden. Bewundernswert diese Rhetorik. Eindeutig sein Metier. Ein Politiker in Reinkultur. Im Anschluss stand Hanno Helmers Red und Antwort und zu guter Letzt ein sichtlich geschockter Piet Gruber, der nur mühsam die Fragen der Journalisten beantworten konnte. Immer wieder half ihm Helmers aus der Verlegenheit oder vielmehr aus der Sprachlosigkeit. Nach einer Dreiviertelstunde war die Tortur zu Ende. Einzig Borer wurde noch von einigen Journalisten in Beschlag genommen, was ihn gar nicht zu stören schien. Im Gegenteil, er genoss den Auftritt sichtlich.
Piet Gruber und die anderen beiden Bandmitglieder verliessen eilig den bis auf den letzten Platz gefüllten Saal, abgeschirmt von ihren Bodyguards. Als beim Ausgang ein Fotograf versuchte, einen der Bodyguards zur Seite zu drücken, um Piet aus nächster Nähe abzulichten, kam es zu einem Handgemenge. Der Bodyguard reagierte blitzschnell, schlug zuerst dem Fotografen die Kamera aus der Hand und traf diesen im zweiten Anlauf voll ins Gesicht. Eine Flut von Blitzlichtern war die Antwort. Diese Fotos würden morgen in ganz Europa auf den Titelbildern der Boulevardpresse zu sehen sein. Wahrlich ein gefundenes Fressen. Piet hatte einen Augenblick versucht, dem Fotografen wieder auf die Beine zu helfen, wurde aber von seinen Begleitern abgedrängt.
Der Fotograf lag noch immer am Boden, als Nadine und Francesco den Raum verliessen.
«Alles in Ordnung?», fragte der Kommissär.
«Diese Drecksau! Schauen Sie sich meine Kamera an. Alles im Eimer.»
«Wer sich am Elend anderer Leute aufgeilt, muss damit rechnen, auch etwas abzubekommen», Nadine hatte kein Mitleid.
Der Fotograf erhob sich mühsam. Ferrari half ihm dabei.
«Du gehörst sicher auch zu dem Pack. Bist wahrscheinlich ein Groupie.»
«Nicht frech werden, Kleiner. Sonst kriegst du von mir auch noch was ab. Hier», Nadine warf ihm ein Papiertaschentuch zu, «deine Nase blutet. Und dann verzieh dich. Aber rasch.»
«He, du Schlampe …»
Ferrari hielt ihn fest.
«Es ist jetzt genug. Nehmen Sie Ihre Sachen und verschwinden Sie.»
Der Fotograf griff sich die Kamera und wankte davon. Wild gestikulierend drehte er sich noch mehrmals um. Der Kommissär schüttelte den Kopf und wandte sich an Nadine.
«Provokateurin!»
«Ich kann diese Paparazzi nicht ausstehen. Hast du gesehen, wie er Piet bedrängte? Einfach frech, sage ich dir.»
«Oh! Er hat den lieben Piet bedrängt. Nein, meine Liebe, das habe ich nicht gesehen. Ich habe nur bemerkt, dass er beinahe auf dich losgegangen wäre, weil du ihn provoziert hast.»
«Dann hättest du mich ja beschützen können.»
«Hm. Irgendwann kriegst du eine Tracht Prügel für deine frechen Bemerkungen, Nadine.»
«Schon möglich … schon möglich.»
«Und? Hat er es verkraftet?»
Sie schaute ihn fragend an.
«Der Sitte-Suter.»
«Er ist eingeschnappt. Denkt wohl, ich habe ihn abblitzen lassen. Was solls. Morgen ist ein neuer Tag und ein neues Glück.»
Noldi wird es freuen, dachte Ferrari. Nur bringen wird es ihm nichts. Denn er ist viel zu
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