Requiem für einen Rockstar (German Edition)
Wieder mit dem Leben davon gekommen!
«Irgendwann verlierst du deinen Fahrausweis, wenn du so weiterrast.»
«Quatsch!», entgegnete Nadine.
«Und was war mit dem alten Mann bei der Hauptpost?»
«Der Trottel wusste nicht, was er wollte. Bleibt zuerst stehen, um dann plötzlich auf den Fussgängerstreifen zu laufen. Da hättest auch du nicht mehr bremsen können.»
Ferrari sah das ein wenig anders. Eine Frage der Perspektive, aber das hatten wir ja schon. Tatsache war, dass Nadine schlicht mit fünfzig Sachen auf den Fussgängerstreifen zuraste und im letzten Augenblick noch dem Passanten ausweichen konnte. Mit der Betonung auf ausweichen, von bremsen war gar keine Rede!
Luke Egloff wohnte in einem Eckhaus, im ersten Stock direkt über einem Restaurant. Die Wohnung roch stark nach Rauch. Egloff selbst wirkte gepflegt. Mitte dreissig, schmales Gesicht. Er trug ein enges T-Shirt. Die muskulösen Oberarme waren über und über tätowiert.
«Ihr seid von der Schmier?»
«Kommissär Ferrari und meine Kollegin Nadine Kupfer. Wollen Sie unsere Ausweise sehen?»
«Vergiss es. Könnten ja gefälscht sein. Setzt euch, aber macht es kurz, ich habe nicht viel Zeit. Was genau wollt ihr?»
Auch gut. Dann können wir gleich zur Sache kommen, dachte Ferrari.
«Sie haben bestimmt vom Tod von John Lauscher gehört.»
«Die ganze Szene spricht über nichts anderes. Und davon, wer sein Nachfolger werden soll. Na und?»
«Sie waren mit Ina Helmers befreundet?», begann Nadine das Gespräch.
«Wir haben zusammen gebumst, uns Koks reingezogen und nichts ausgelassen. Dann hat sie diesem Pseudomanager schöne Augen gemacht und schwupp, weg war die Schnepfe. Bumsen wird der alte Sack nicht besser können, aber er hat mehr Kohle. Oder auch nicht.»
Ferrari lehnte sich auf dem Stuhl zurück, der bedenklich knackste, und harrte der Dinge, die da kommen würden.
«Haben Sie noch Kontakt zu ihr?»
«Immer wieder. Aber bumsen ist nicht. Da ist sie ziemlich sauber. Wenigstens in dieser Beziehung.»
«Und sonst?»
«Die nimmt doch alles mit, was sie kann. Den Alten hat sie nur geheiratet, um an seine Kohle ranzukommen. Das hätte aber auch schief gehen können.»
«Weshalb?»
«Er war unser Manager.»
«Der Maddogs?»
«Ja. Er hat ziemlich viel in uns investiert, bis ihm die Kohle ausging. Bei den Konzerten wurden dann die Einnahmen immer gleich gepfändet. Eine ziemlich trostlose Zeit. Wir spielten, andere kassierten. In Bern haben ihn Bullen in Zivil aus dem Verkehr gezogen. Hat Schüttelchecks in Umlauf gebracht, oder so. Wir sind danach ohne ihn losgezogen. Das Resultat siehst du hier.»
Ziemlich trauriges Resultat, dachte Nadine.
«Schüttelchecks?»
«He, Alter, kennst du das nicht? Das sind ungedeckte Checks.»
Ferrari begriff. Dort, wo man sie einlösen wollte, schüttelte der Kassierer den Kopf.
«Plötzlich ist er wieder als Manager der Devils aufgetaucht. Wie Phoenix aus der Asche. Und mit denen hat er Kohle gemacht. Kohle zum Abwinken! Ina hat rechtzeitig die Spur gewechselt. Vom Loser Luke zum Winner Hanno. War ein kluger Schachzug. Aber wie gesagt, das hätte auch in die Hose gehen können. Bei Hanno weiss man nie, ob er nicht zu hoch pokert.»
Ferrari erhob sich und zupfte an einer Gitarre.
«He, Mann, lass das.»
Der Kommissär hob beschwichtigend die Hände, einem Fussballer gleich, und sah zum Fenster hinaus auf die Bahngleise. Ein ICE fuhr langsam in den Hauptbahnhof ein. Als kleiner Junge wollte ich Lokführer werden. Später Pirat. Und jetzt bin ich Polizist und schlage mich mit tätowierten Freaks rum. Na prima.
«Und was sagt die Szene, wer kriegt Johns Job?»
«Niemand. Die hören auf. Oder Piet beginnt eine Solokarriere.»
«Ich habe gehört, dass Sie als Nachfolger von Alf gehandelt werden», brachte sich Ferrari wieder ins Gespräch. Mal sehen, ob er anbeisst.
«Unsinn! Wer erzählt so einen verdammten Bockmist? Ina würde das niemals zulassen. Die Alte hat nicht mehr viel für mich übrig. Ausserdem passe ich überhaupt nicht in die Band. Das sind doch alles Retortenbubis. Kaputte Typen.»
«Also wirklich, kaputte Typen sehen anders aus.»
«Alles Schein. Wenn du da mal am Lack kratzt, kommt einiges zum Vorschein.»
«Demnach haben Sie also doch Kontakt zu den Devils?», fasste Nadine nach.
«Ja, ja, gut, ein Freund von mir hängt mit der Band zusammen rum. Und der erzählt mir dann so manches.»
«Toto!»
«Nicht schlecht, Mann, gar nicht schlecht.»
«Woher kennen Sie
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