Requiem für einen Rockstar (German Edition)
sehen Sie, es gibt einen Regenbogen», erwiderte Nadine. «Frau Lieberherr …»
«Joanna!»
«Joanna, wie stehen Sie zu Ina Helmers?»
«Nicht gut. Aber das wissen Sie bereits, sonst würden Sie nicht fragen. Ich habe es Kommissär Ferrari bereits gesagt, sie ist eine totale Intrigantin. Harmonie ist für sie ein Fremdwort. Es passt ihr nicht, wenn man gut miteinander auskommt. Sie muss dauernd ihr Gift verspritzen. Und das nicht zu knapp.»
«Kennen Sie sie schon lange?»
«Seit ihr Mann der Manager der Devils ist.»
«Ich habe irgendwo gelesen, dass Sie bereits seit acht Jahren mit Alf zusammen sind. Aber nirgends stand Ihr Alter.»
«Ich bin sechsundzwanzig», sie lachte. «Ich sehe es Ihnen an. Nein, er war nicht mein erster Mann. Aber einer meiner ersten. Und ich bin ihm treu.»
«Er Ihnen auch?»
«Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich glaube schon. Er hat viel zu grosse Angst davor, mich zu betrügen. Ich würde ihn umbringen.»
«Oh! Sind Sie so eifersüchtig?»
«Krankhaft! Das wird dann irgendwann auch unsere Beziehung kaputt machen. Haben Sie einen Freund, Nadine?»
«Keinen festen.»
«Dann könnten Sie eine Gefahr für mich werden. Sie sehen gut aus. Verdammt gut sogar. Und Sie sind der Typ Frau, auf den Alf abfährt.»
«Er ist nicht mein Typ, Joanna. Also besteht keine Gefahr. Ist Ina eine Gefahr?»
«Die? Nein, bestimmt nicht. Mark steht auf sie. Na ja, auf wen steht Mark nicht. Und Piet hat sich auch von ihr einlullen lassen. Manchmal denke ich sogar, dass zwischen den beiden etwas läuft. Sie tuscheln oft miteinander, hängen wie Kletten aneinander. Immer dann, wenn Hanno nicht in der Nähe ist.»
«Sie haben Herrn Ferrari gesagt, dass Ina Alf aus der Band vertreiben will.»
«Ja, wegen Luke. Ina ist eine gefährliche Frau, die meistens ihr Ziel erreicht. Luke wäre pflegeleichter als Alf.»
«Woher kennen Sie Luke und weshalb wäre es mit ihm einfacher?»
«Weil Luke keine Joanna neben sich hat. Er ist eine Einzelmaske. Ein ordentlicher Drummer und Ina hörig. Luke stammt auch aus der Basler Szene und die ist nun wirklich nicht besonders gross. Man kennt sich. Ganz am Anfang sind die Maddogs und die Devils sogar ab und zu miteinander aufgetreten und haben sich auch gegenseitig ausgeholfen, wenn einmal einer krank war. Als die Maddogs plötzlich in der Schweiz Erfolg hatten, wurde keiner mehr krank. Dann aber drehte sich der Spiess, die Devils wurden berühmt. Und die Maddogs verschwanden.»
«Dann kennen Sie Ina schon aus dieser Zeit?»
«Nein, damals war sie noch nicht in Basel, soweit ich das weiss. Auf jeden Fall verkehrte sie nicht in unserer Szene. Sie war Fotomodell. Etwas Besonderes müssen Sie wissen.»
Der sarkastische Unterton war nicht zu überhören.
Einige Kinder rannten um die beiden herum. Sie spielten Fangen. Nadine liess sie gewähren, bis es ihr zu dumm wurde und sie sie verscheuchte.
«Es ist etwas im Busch, Nadine. Ich spüre es. Nennen Sie es von mir aus weibliche Intuition. Die Devils brechen auseinander, aber nicht erst seit dem Tod von John. Das ist mir schon seit einiger Zeit bewusst geworden. Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Auf Kosten der anderen. Piet will eine Solokarriere starten. Alf ist ein lieber Kerl, doch er nimmt mich in diesem Punkt nicht ernst. Genau genommen ist es ihm eigentlich egal. Er hat alles erreicht, was er erreichen wollte. Und genug Geld verdient. Er sagt immer, so lange es die Devils gibt, bin ich ihr Drummer. Gibt es sie nicht mehr, höre ich halt auf und geniesse mit dir zusammen das Leben.»
«Der junge Mann ist anscheinend nicht besonders ehrgeizig.»
«Das kann man so sagen. Obwohl ich ihn immer zu motivieren versuche. Leider vergeblich. Er ist ein Phlegma und verfällt immer wieder in schwere Depressionen. Aber nicht wegen der Musik. Das hängt ihm noch von früher an. Kennen Sie seine Mutter?»
«Francesco, ich meine mein Chef hat mir von ihr erzählt.»
«Die haben sie kaputt gemacht. Alf hat das hautnah miterlebt. Er sagt immer wieder, hoffentlich passiert mir nicht das Gleiche wie meiner Mutter. Ich versuche dann jeweils, ihn zu beruhigen, aus der Depression zu holen, und warte auf die nächste. Er ist ein grosser Junge, der niemals erwachsen wird.»
«Hat Ina Helmers Respekt vor Ihnen?»
«Angst! Sie hat Angst vor mir, weil ich die Einzige bin, die sich ihr in den Weg stellt.»
«Wollen Sie Ina verdrängen?»
Joanna musste lachen.
«Geben Sie mir die Chance dazu und ich räume sie ab. Ohne zu zögern
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